Sich auf sich selbst zu konzentrieren klingt vielleicht ein wenig egoistisch, ist es aber nicht. Warum das vor allem Frauen lernen müssen, um sportlich leistungsfähig zu sein, erklärt Doris Kessel.
Wo bist du gerade mit deinen Gedanken? Völlig bei den Worten, die du gerade liest? Oder rattert dein Kopf schon die anstehenden Tätigkeiten deiner heutigen To-Do-Liste durch? Sagt dein innerer Antreiber vielleicht gerade: „Hopp, hopp, schneller lesen! Turbo-Scan-Modus an!“ … ? Ja, das kenne ich. Nur so funktioniert mentales Training nicht. Nein? Nein. Sondern? Atme erst einmal tief durch und lange wieder aus. Wirklich? Ja.
So, jetzt kannst du entspannt weiterlesen.
Warum bei sich bleiben?
Das ist ganz einfach: Jedes Mal, wenn du deiner Zeit vorauseilst, verlierst du dich. Du verschleuderst deine Energie, die du für deine sportliche Leistungsfähigkeit brauchst. Nur wenn du dich VÖLLIG auf dich konzentrierst, kannst du aus deiner vollen Kraft schöpfen. Nicht nur für dein Training, auch für den Alltagswahnsinn mit Job, Familie, Haushalt etc.
„Ja, aber … das ist doch total egoistisch!“ wird vielleicht dein Gewissen einwenden. Ja, so wurden wir Mädels erzogen. Immer schön für andere da sein und uns selbst aufopfern. Dafür bekommen wir sicherlich später im Himmel eine goldene Anstecknadel. Oder auch nicht. Denn: Leben ist das, was jetzt stattfindet. Nicht gestern, nicht morgen, nicht später – sondern JETZT. Wenn du mental stark sein möchtest, dann beginne damit, dich so oft wie möglich zu fragen: „Was ist jetzt? Wie fühle ich mich? Was brauche ICH jetzt in diesem einen Moment?“ Dieser Moment, der nie wieder kehren wird und den ich gerade verpasse, weil ich gedanklich schon wieder drei Dinge auf einmal tue. Und einmal im ernst: Wenn du nicht in deiner Energie bist, kannst du auch nicht voll und ganz für andere da sein, stimmt’s?
Sehe ich da ein kleines Nicken? Prima. Gleich noch einmal tief einatmen und lange wieder aus. Ja, jetzt.
Perfektionismus, innere Antreiber, Versagensängste & Co.
Nach 40 Jahren Frau und 20 Jahren Triathletin sein, habe ich den Perfektionismustrieb bis in den Exzess ausgelebt. Für Langsamkeit hatte ich nur ein müdes Lächeln übrig. Mein innerer Antreiber war auf Höchstleistung in jeder Lebenslange getrimmt und wehe es lief nicht rund. Nur irgendwann habe ich eiskalt erfahren müssen, dass Frau nicht jede Sekunde im Alltag Vollgas geben kann. Der Tank ist irgendwann leer. Und ich erlebe in meinen Workshops, Kursen oder in Trainingscamps häufig das gleiche Muster bei anderen Frauen. Ganz besonders bei Leistungssportlerinnen. Und da ich diesen Sport bestimmt genauso so sehr liebe wie du, möchte ich dazu beitragen, dass du das Abenteuer Triathlon so lange wie nur möglich mit deiner voller Energie erleben kannst.
Künftig gibt’s regelmässige Tipps von Doris
Dafür will ich dich stark machen. Ich will deinen Mut stärken, damit du dir noch viel mehr zutraust. Ich zeige dir, wie du im Alltag gelassen und entspannt sein kannst – und du am Abend volle Power für dein Training hast. Ich will dir die Angst nehmen vor den Dingen, die anfangs vielleicht einschüchternd sein können wie Bergabfahren, Open Water Schwimmen, Platten im Wettkampf oder Gruppefahren im Trainingslager. Denn: Du kannst viel mehr, als du denkst und glaubst. Viel mehr. Ganz sicher.
Bis zum nächsten Mal – und immer schön tief ein- und viel länger wieder ausatmen :-).
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