2016 soll ein ganz besonderes Jahr für Natascha Badmann werden. Ende des Jahres wird sie 50 Jahre alt, und sie möchte sich zum 16. Mal für den Ironman Hawaii qualifizieren.
Es wäre ihr 20-jähriges Jubiläum auf Big Island, denn ihr erster Start auf der Pazifikinsel war bereits 1996.
Was beutet es dir, wenn du 2016 noch einmal auf Hawaii starten könntest?
Das ist mein ganz großes Ziel. Der Gedanke, dass es klappen könnte, hat mich in den letzten Monaten zum Weitermachen motiviert. Ich bin überzeugt, dass ich es schaffen kann.
Lass uns noch mal auf den Beginn deiner Karriere zurückblicken. Wie geht das – als Kind warst du depressiv und übergewichtig – mit 17 Jahren bist du jung Mutter geworden und mit Anfang Zwanzig hast du entschieden, Profi-Duathletin und -Triathletin zu werden?
Ich würde sagen, ich habe zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Menschen kennengelernt.
Welche Menschen waren das?
Das war unter anderem Toni Halser – mein heutiger Mann – der damals Triathlon-Nationaltrainer der Schweiz war.
Was verbirgt sich hinter diesem Satz: „Mädchen, wenn du abnehmen willst, musst du erst einmal essen!“
Ich habe mich immer mit Diäten rumgeärgert. Immer noch weniger gegessen, um endlich meine Figur in den Griff zu bekommen. Leider hat das nicht funktioniert. Als ich Toni kennengelernt habe, hat er bereits sehr früh diesen Satz zu mir gesagt. Im Endeffekt musste ich wieder anfangen, essen zu lernen, damit mein Körper wieder lernen konnte, Energie zu verbrauchen. Man nimmt zwar dadurch erst einmal zu, aber nur so kann man aus dem Diäten-Teufelskreis ausbrechen.
Was bedeutet dir Triathlon damals und heute?
Damals wie heute macht dieser Sport mir einfach riesig viel Spaß und das ist für mich das Wichtigste.
2007 hattest du beim IM Hawaii einen folgeschweren Radsturz, bei dem du dir schwerste Schulterverletzungen zugezogen hast. Du warst 40 Jahre alt und 6-fache Ironman-Siegerin, warum hast du deine Karriere damals nicht einfach beendet?
Ganz einfach, weil ich Triathlon liebe. Diese Liebe zu dieser Sportart hat mich wohl davor bewahrt, für immer eine eingeschränkte Beweglichkeit in der Schulter zu haben, denn ich wollte unbedingt wieder ohne Einschränkungen Triathlon machen.
2000 wärst du gerne bei den Olympischen Spielen in Sydney gestartet. Haderst du heute noch, dass du die Norm damals nicht geschafft hast und dir dieser große sportliche Traum verwehrt blieb?
Nein, ich schaue nicht zurück! Das ist vorbei. Es war ein Traum, der irgendwann anderen Träumen Platz gemacht hat und in diese investiere ich nun meine ganze Energie.
Hast du 2014, nach einem erneuten Radunfall, noch einmal mit dem Gedanken gespielt, deine Karriere zu beenden?
Ja, kurz. Wenn man sich nicht mehr ohne Schmerzen bewegen kann und alles wehtut, fragt man sich schon, ob das ganze noch Sinn macht. Mir hat es aber einmal mehr geholfen, dass ich tolle Menschen an meiner Seite wusste und ich wieder lernen konnte, mich an den kleinen Dingen im Leben zu freuen.
Wie schaffst du es, dich immer wieder auf Neue für das harte Ironman-Training zu motivieren?
„Für das harte Ironman-Training“ … das hört sich schon sehr HART an … das hört sich nach Arbeit an … Ich sehe das anders: Ich kann jeden Tag das machen, was mir Spaß macht und dazu gehört eben auch einmal, eine weniger lustige und intensive Einheiten durchzuziehen.
Trainierst du heute anders als noch vor zehn Jahren?
Ja, auf jeden Fall. Mein Mann und Coach Toni Hasler bringt immer wieder neue Erkenntnisse ins Training ein – sowohl bei der Ernährung als auch in Sachen Technik und bei den Intensitäten. Dadurch ist mein Training immer wieder anders. Zudem bin ich heute ein paar Jahre älter als 20, sodass ich mehr Zeit in meine Regeneration investieren muss, damit alles geschmeidig bleibt und ich den nächsten Tag voller Energie anpacken kann.
Interview: Meike Maurer
Fotos: Red Bull