24 Stunden 32 Minuten 9 Sekunden. Nach genau dieser Zeit stand die 33-jährige Mareile Hertel als Siegerin beim Double Ultra Triathlon World Cup 2016 im slowenischen Murska/Bakovci fest.
Die bayrische Triathletin verbesserte damit die langjährige Bestmarke der sechsfachen Ultratriathlon-Weltmeisterin Katrin Burow. Die Distanz, die es zu bewältigen galt, waren 452 Kilometer – davon 7,6 km Schwimmen, 360 km Radfahren und 84,4 km Laufen.
Kampf mit den Männern um die Führung
Gleichzeitig mit etwa 30 Männern ging auch ein überschaubares Frauenfeld an den Start. Darunter die derzeitige Vierte der World Cup-Rangliste Karla Covic, aus Kroatien und die mehrfache Weltmeisterin auf den Ultrastrecken Suraya Oliver aus Großbritannien. Für Deutschland startete die bayrische Extremsportlerin Mareile Hertel. Bereits nach dem Schwimmen zeichnete sich ab, dass Hertel einen sehr guten Tag erwischt hatte und als Gesamtdritte und beste Frau auf das Rad wechselte. Bis Kilomter 78 lag sie auf Gesamtrang 3, bevor sie zum führenden Franzosen Cyril Jechoux aufschloss, mit dem sie bereits beim Ironman Lanzarote gemeinsam an der Startlinie stand. Der Wettbewerb entwickelte sich fortan zu einem Zweikampf zwischen dem Mann aus Valentigney und der Deutschen aus Rosenheim. Hertel fuhr zwar mit 11:44:22 Stunden die schnellste Radzeitt im gesamten Teilnehmerfeld, doch Jechoux hielt sie stets auf rund 8 Minuten Abstand. Der Franzose verteidigte seine Gesamtführung bis zum Ende der Radstrecke. Danach ging es für alle Teilnehmer auf die abschliessenden 56 Runden des Doppel-Marathons.
Probleme mit der Nahrungsaufnahme
Kondition, Muskulatur und der Kopf spielten mit. Die Beine waren schnell, der Kopf klar – einzig der Magen meuterte. Weder Gels, noch Energieriegel wollten runter gehen. Ab Kilometer 34 zeichnete sich ab, dass die Energieversorgung ein ernstes Problem werden würde. Noch war mehr als ein Marathon zu absolvieren und Hertel konnte so gut wie nichts mehr essen. Eine Situation, die der erfahrenen Ausdauersportlerin allerdings nicht unbekannt war. Der Kampf um jeden weiteren Kilometer hatte begonnen. Die lange Nacht des persönlichen Kampfes gegen die Übelkeit und die aufkommenden Magenkrämpfe zog sich über Runden. Der komfortable Abstand zum Drittplatzierten reduzierte sich stetig. Das Support-Team überlegte sogar, ob das hohe Anfangstempo und die extrem intensive Gesamtperformance Hertel zum Aufgeben zwingen würde. Hertel winkte allerdings ab. “Ich hab nur noch 18 Runden, um den Schmerz zu fühlen oder eine Ewigkeit, um zu vergessen, dass ich aufgegeben habe! Das ist keine Alternative!”
Selbst die taktische Weisung, sich nicht länger in der inoffiziellen Gesamtwertung am besten
Mann zu orientieren, sondern lediglich den World Cup-Sieg bei den Frauen abzusichern, ignorierte die bayrische Extremsportlerin konsequent.
Lebensgeister kehrten zurück
Rechtzeitig zum Sonnenaufgang hatte sich Mareiles Magen etwas beruhigt und der Vorsprung auf den ebenfalls angeschlagenen Drittplatzierten Polen Pawel Cioch auf etwa 30 Minuten eingependelt. Die letzten Runde vergingen fast wie im Flug. Mittlerweile hatte Jechoux den Gesamtsieg für Frankreich geholt. Dahinter erreichte Mareile Hertel in 24:32:9 h das Ziel. Als Zweite der Gesamtwertung wird sie mit neun Stunden Vorsprung beste Frau und gewinnt den Word Cup 2016 im Double Ultra Triathlon 2016 in neuer Rekordzeit.
Fotos und Text: Sabine Ernst-Hütter /Montefuego Sport Marketing