Immer mehr Frauen betreiben Triathlon. Mit einer frauenspezifischen Geometrie will Liv den Markt aufmischen. Grund für uns, das Liv Avow Advanced Pro zu testen.
Kennt ihr das, wenn ihr euer Rad einfach gerne anschaut, weil ihr es so schön findet? Genau so ging es mir in den letzten Wochen mit dem Triathlonrad von Liv. Die schwarze Grundlackierung kombiniert mit Lila, Pink und Orange bis hin zu Gelb – ein äußerst schickes Design. Doch das Rad überzeugt nicht nur durch seine aerodynamische Optik.
Liv gehört zum Hause Giant. Die neue Damen-Radsportmarke hat sich zum Ziel gesetzt, Rennradfahrerinnen, Mountainbikerinnen oder eben auch Triathletinnen mehr Komfort auf ihrem Sportgerät zu ermöglichen. Dazu wurde die Bauweise ihrer Fahrräder auf die speziellen Anforderungen der Frauen angepasst. Für die Rahmenform hat Liv beispielsweise auf Daten zahlreicher Studien zurückgegriffen, die weibliche Körperproportionen abgemessen und zusammengefasst haben. Ein Ergebnis aus dieser Arbeit: das vergleichsweise kurze Oberrohr. In der Aeroposition muss die Fahrerin sich nicht mehr so stark Richtung Vorbau strecken, was eine komfortablere Position auch auf langen Distanzen ermöglicht.
Nicht nur optisch eine Wucht
Doch nicht nur optisch, sondern auch technisch hat das Liv einiges zu bieten. Ein leichter Knopfdruck, ein leises Surren und zack: nächster Gang. Was so einfach klingt, ist auch einfach. Mit der eingebauten Di2 von Shimano, die bei normalem Fahren sogar einige tausend Kilometer Akkuleistung hat, geht das Schalten auf Knopfdruck. Ist Frau eine „normale“ Schaltung gewöhnt, dauert es nicht lange, bis es auch mit der elektronischen Variante ohne Verschalten funktioniert.
Die Bremsen und auch der Laufradsatz sind “hauseigen”. Das Avow Advanced Pro ist mit dem Giant SLR 0 Aero Wheel-System ausgestattet und verbindet so Schnelligkeit mit möglichst wenig Rollwiderstand und Gewicht. Das einzige, woran ich mich anfangs gewöhnen musste, war das andere Bremsverhalten, denn Carbon-Felgen reagieren etwas anders als Aluminiumfelgen.
Alles Einstellungssache!
Der integrierte Vorbau ermöglicht variable Einstellungen, aber natürlich auch nur bis zu einem gewissen Maß. So lassen sich die Breite und Höhe der Pads bestimmen. Es bleibt aber auch bei der höchsten Einstellung bei einer deutlich überhöhten Sitzposition, an die man sich natürlich erst einmal gewöhnen muss. Daher gilt es vorab zu prüfen, ob Größe und Konstruktion des Rades, wie es bei jedem anderen Rad auch der Fall sein sollte, zum eigenen Körperbau und zu den eigenen sportlichen Fähigkeiten passt.
Doch was ist ein tolles Rad ohne die richtige Einstellung? Da das Triathlonrad gegenüber dem Rennrad eine ganz andere Sitzposition mit sich bringt, habe ich mir professionelle Hilfe geholt. Bei iQ Athletik in Frankfurt habe ich die richtige Position für mich gefunden. Dabei erstaunlich: die frauenspezifische Geometrie machte sich wirklich direkt bemerkbar. Musste ich mich bislang sehr oft weit nach vorne strecken, ist das auf diesem Rad anders. Die angepasste Oberrohrlänge zahlt sich in diesem Punkt also deutlich aus.
Kosten & Nutzen
Mit dieser Sitzposition konnte ich beim Erlanger Triathlon meine erste Mitteldistanz erfolgreich finishen. Zwar war ich mit meiner eigenen Radperformance nicht zufrieden, da ich mir mehr ausgerechnet hatte. Doch schnelles Rad fahren kommt eben auch von häufigem Rad fahren und auch die perfekteste Sitzposition benötigt Eingewöhnungszeit. Außerdem hatte ich auf der Radstrecke leichte Probleme mit dem aufkommenden Wind und den vergleichsweise „dicken Gängen“, aber da das Rad in den flachen Passagen sehr gut rollt, konnte ich mir dennoch einige Körnern für die Laufstrecke sparen.
Ausstattung und Äußeres haben ihren Preis. Mit 7.799 Euro ist das Triathlonrad von Liv sicherlich kein Schnäppchen. Doch es muss ja nicht gleich das Profi-Modell sein. Liv bietet in der Avow-Reihe auch zwei kostengünstigere Varianten die ab 2.999 Euro starten.
Mehr Infos zu Liv
Text: Ann-Kathrin Ernst