Überraschungspaket “Triathlon-Langdistanz”. Alexandra Kreis, 48 Jahre alt, erzählt von ihrem “ersten Mal”, wie es dazu kam, wie sie sich vorbereitete hat und was dann alles passiert ist.
In den nächsten Tagen stellen wir jeden Tag einen neuen Teil ihrer fast unendlichen Geschichte auf “tritime women” online. Dabei erfahrt ihr, wie sie als fast absoluter Triathlon-Rookie mit dem Thema “meine erste Langdistanz” umgegangen ist. Alexandra beschreibt alles – vom Training bis zum großen Finale bei der Challenge Roth 2016.
Ein Startplatz vom Nikolaus
Bereits am 6. Dezember 2015 fiel der erste Startschuss: mein Mann Andreas verriet mir morgens, dass er mich bei der Challenge Roth anmelden würde. „Zur Charity-Nikolaus-Aktion werden jedes Jahr um 12 Uhr 300 Startplätze online vergeben“, erzählte er.
Andy hat bereits vier Triathlon Langdistanzen mit 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen erfolgreich mit tollen Zeiten zwischen 9:51:57 h und 10:13:31 h gefinisht. Ich war als Zuschauerin immer gerne dabei, habe mitgefiebert und angefeuert. Das ein oder andere Mal hatte ich erwähnt, dass ich so eine Leistung auch gerne mal schaffen würde. Denn allein das Zusehen bei diesen emotionalen Events reißt einfach jeden mit. Da ich gerne Sport mache, wahrscheinlich auch ein bisschen mehr als der Durchschnitt, hat mich der Gedanke gereizt, aber auch gleichzeitig abgeschreckt. Denn der zeitliche Trainingsaufwand ist enorm. Das hatte ich als „Ironman Ehefrau“ in den letzten Jahren selbst mitbekommen. Abgesehen davon waren die Distanzen schon einzeln vollkommen abwegig für mich. 2004 habe ich ein paar Sprinttriathlons mitgemacht und im Laufe der letzten Jahre auch mal den einen oder anderen kleineren Lauf, Halb- und Mountainbike-Marathon. Aber das war es dann auch schon mit meiner Wettkampferfahrung.
Um bei mir vorzufühlen, erzählte Andy mir von seinem Vorhaben. Eigentlich lag eine Anmeldung außerhalb meiner Vorstellungskraft und ich lehnte diese schlichtweg ab. Aber dass er mir die enorme Leistung zutraute, freute mich. Außerdem hatte er bereits einen Startplatz und wir könnten zusammen, dieses Mal beide als Athleten, den Wettkampf erleben. Doch die Chance, einen von den 300 begehrten Startplätzen zu bekommen, sah ich gegen Null. „Keine Gefahr für mich“, dachte ich und so gab ich nach. Kurz nach 12 Uhr fiel mir das Grinsen meines Mannes auf, die Challenge Roth hatte ich gar nicht mehr im Kopf.
Dennoch wusste ich sofort, was das bedeutete. Ich sah ihn an und sagte: „Nein!“ und er „Doch!“. So bekam ich das ungewöhnlichste Nikolaus Geschenk.
Die Vorbereitung
Nach dem ersten Schreck begann ich sofort mit der Planung. Im Innern freute ich mich doch und ich fand es spannend zu sehen, wie und ob ich mit dieser „Challenge“ fertig werden würde. Mit einem erfahrenen Triathleten an meiner Seite würde ich von seiner Erfahrung profitieren. Zunächst musste ein Trainingsplan her, der bei Null anfängt. Und um auf Nummer Sicher in Sachen Gesundheit zu gehen, unterzog ich mich einer ausführlichen Leistungsdiagnostik. Auch wenn ich mich noch relativ jung fühle, wollte ich mir mit meinen 48 Jahren ärztlich bestätigen lassen, dass alles in Ordnung ist. Ich bekam grünes Licht, meine Werte waren vergleichbar mit jüngeren Altersgruppen.
Bei der Suche nach einem passenden Trainingsplan stellte ich fest, dass es nur Pläne für Leute mit Vorerfahrung gibt. Man sollte doch schon ein paar olympische und Mitteldistanzen hinter sich haben und mit dieser Grundlage könne man sich dann an die Langdistanz trauen, hieß es meist unter Freunden, in der Literatur und im Internet. Ich suchte mir einen Plan aus, der mich 29 Wochen begleitete und sich vom soliden Grundlagentraining bis hin zum Tapering kurz vor dem Wettkampf langsam steigerte. Eine Zielzeit war nicht angegeben, dennoch waren die Trainingseinheiten zu umfangreich für mich als Anfänger. Ich versuchte einfach, 75 bis 80 % davon zu erfüllen.
Den Alltag musste ich mir ein wenig neu einrichten. Ein 40-Stunden-Job, Familie, Freunde, zig weitere Hobbies und ein Haus mit Garten wurden um einen Trainingsplan bereichert. Die erste Maßnahme war, eine Stunde früher aufzustehen. Am Abend zuvor oder morgens die Sporttasche packen, gegebenenfalls musste auch mein Rad mit ins Auto, um nach der Arbeit direkt mit dem Training starten zu können. Die Treffen mit Freunden, außerhalb vom Sport, musste ich zurückstellen genauso wie mein Hobby Klavierspielen. Leider ging dann auch mein jährliches Klaviervorspiel, das meine Lehrerin für alle ihre Schüler organisierte, wegen der wenigen Übezeit ziemlich daneben. Den Haushalt reduzierte ich auf das Notwendigste und im Frühjahr und Sommer litt dann auch der Garten, zumindest unter meiner Abwesenheit. So mancher von meiner Schwiegermutter liebevoll bepflanzter Blumentrog verwandelte sich irgendwann in die Wüste Gobi. Gut, dass Andy sich um vieles kümmerte, so dass es auch im Garten immer gut aussah.
Vorschau
Im nächsten Teil schreibt Alexandra über ihr Training und was ihr sonst noch alles in der Vorbereitung durch den Kopf gegange ist.