Wenn die Schilddrüse schlappmacht oder auf Vollgas stellt, hat das für viele Frauen große Auswirkungen auf ihre Gesundheit. Daher ist es gut, regelmäßig die Schilddrüsenwerte kontrollieren zu lassen.
Circa 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung leiden an einer Unterfunktion der Schilddrüse, wobei die Häufigkeit in der zweiten Lebenshälfte zunimmt. Frauen sind etwa fünfmal häufiger betroffen. Hauptursachen für eine Überfunktion sind die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow und die funktionelle Autonomie der Schilddrüse. An Morbus Basedow leiden etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung. Frauen sind auch hier fünfmal häufiger betroffen. Die Häufigkeit der funktionellen Autonomie schwankt in Abhängigkeit von der Jodversorgung, wobei die Zahl der Betroffenen in Jodmangelgebieten deutlich höher ist. Auch hier gilt wieder: Frauen erkranken etwa viermal häufiger.
Welche Fehlfunktionen gibt es?
Die Hauptaufgabe der Schilddrüse ist die Produktion der Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), die bestimmte Stoffwechselvorgänge stimulieren. Bei der Unterfunktion (Hypothyreose) produziert die Schilddrüse eine zu geringe Menge dieser Hormone. Mögliche Symptome sind Kälteintoleranz, Gewichtszunahme und Antriebsarmut bis hin zu einer depressiven Verstimmung infolge eines verminderten Stoffwechsels. Aufgrund einer reduzierten Empfindlichkeit gegenüber Adrenalin kann es zu einer Bradykardie, also einer verminderten Herzfrequenz, kommen. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann außerdem zu Haarausfall, trockener Haut sowie Muskelschwäche und Muskelschmerzen führen. Speziell für Sportler bedeutet sie zumeist eine reduzierte Leistungsfähigkeit.
Dem gegenüber steht die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Dabei führt ein Überschuss an den Hormonen T3 und T4 zu einem erhöhten Stoffwechsel mit Schweißneigung bei Wärmeintoleranz und Gewichtsverlust trotz gutem Appetit. Betroffene Patienten leiden zudem häufig unter einer erhöhten Herzfrequenz, Nervosität und Zittern.
Mögliche Uraschen für eine Fehlfunktion
Die häufigste Ursache einer Unterfunktion beim Erwachsenen ist die Hashimoto-Thyreoditis. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei welcher der Körper Antikörper gegen das Schilddrüsengewebe bildet. Dies führt zu einer chronischen Entzündung und somit zu einem Funktionsverlust der Schilddrüse. Die beiden häufigsten Gründe für eine Überfunktion sind Morbus Basedow und die funktionelle Autonomie. Auch beim Morbus Basedow handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Anders als beim Hashimoto stimulieren die Autoantikörper die Produktion von T3 und T4. Durch die Stimulation vergrößert sich die Schilddrüse. Bei etwa 50 Prozent der Erkrankten tritt eine sogenannte endokrine Orbitopathie auf. Dies äußert sich durch ein Hervortreten der Augäpfel. Bei der funktionellen Autonomie entzieht sich die Schilddrüsenhormonproduktion dem hormonellen Regelkreis, was zu einer nicht mehr bedarfsgerechten Hormonsynthese führt. Die Auslöser für die Entwicklung einer Autonomie sind noch weitgehend unbekannt. Jodmangel spielt jedoch eine wichtige Rolle.
Wie erkennt man eine Fehlfunktion?
Die oben beschriebenen Symptome beginnen meist schleichend, sodass die Diagnose oft spät gestellt wird. Besteht der Verdacht auf das Vorliegen einer Fehlfunktion der Schilddrüse, so besteht die Basisdiagnostik aus einer Blutanalyse und einer Ultraschalluntersuchung des Organs. Laborchemisch wird zunächst der TSH-Wert bestimmt. TSH ist ein Hormon, das aus der Hirnanhangsdrüse freigesetzt wird und die Schilddrüse stimuliert, T3 und T4 zu produzieren. Ein erhöhter Wert deutet auf eine Unterfunktion hin. Niedrige Konzentrationen des Hormons können ein Hinweis auf das Vorliegen einer Überfunktion der Schilddrüse sein. Bei einem auffälligen TSH-Wert werden die Schilddrüsenhormone T3 und T4 zur weiteren Diagnostik bestimmt. Je nach Befundkonstellation werden weitere Laborparameter, wie zum Beispiel spezielle Autoantikörper, untersucht. So ist beim Vorliegen des Morbus Basedow in etwa 80 Prozent der Fälle TRAK nachweisbar. Dabei handelt es sich um Autoantikörper gegen den TSH-Rezeptor der Schilddrüse. Bei der Hashimoto-Thyreoditis sind bei etwa 90 Prozent der Betroffenen zu Beginn der Erkrankung TPO-Antikörper vorhanden. Die Ultraschalluntersuchung gibt zudem einen Aufschluss über die Größe der Schilddrüse sowie strukturelle Veränderungen, wie beispielsweise Zysten oder Knoten. Wenn man alle Befunde beachtet, ist so meist eine Diagnose möglich. In seltenen Fällen sind weitere diagnostische Maßnahmen notwendig.
Das Schilddrüsenhormon Thyroxin im Körper
Die Schilddrüsenfunktion spielt für Frauen eine wichtige Rolle im Rahmen der Fruchtbarkeit, der Schwangerschaft und der Stillzeit. Vor allem bei einer Unterfunktion der Schilddrüse kann es zu Zyklusstörungen und somit zu einer verminderten Fruchtbarkeit kommen. Zudem ist das Risiko für eine Frühgeburt erhöht. Das gilt bereits bei nur leicht ausgeprägter Form. Deshalb sollte bei einer Unterfunktion besonders bei Kinderwunsch und während der Schwangerschaft auf eine optimale Einstellung der Werte durch die Einnahme von Thyroxin geachtet werden, um das Risiko für Mutter und Kind zu minimieren.
Wie beeinflusst die Schilddrüse die sportliche Leistungsfähigkeit?
Es gibt Theorien, das Übertraining bei Frauen zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führen kann. Dieser Ansatz wurde jedoch in einer Studie, bei der 1.222 Läuferinnen untersucht wurden, widerlegt. Die Forscher konnten lediglich eine erhöhte Zahl an Unterfunktionen bei Frauen feststellen, die ihre Laufkarriere vor dem zehnten Lebensjahr begonnen hatten. Die Ursache dafür ist noch unklar (Veröffentlichung vom National Center for Biotechnology Information).
Kann die Ernährung die Schilddrüse beeinflussen?
Die Schilddrüse benötigt zur Produktion von T3 und T4 Jod. Da der Körper Jod nicht selbst bilden kann, muss es in ausreichenden Mengen über die Nahrung zugeführt werden. Dafür empfiehlt sich die Verwendung von jodhaltigem Salz. Zweimal pro Woche sollte Seefisch auf dem Speiseplan stehen. Gelingt keine ausreichende Zufuhr von Jod über die Nahrung, kann die Einnahme von Jodtabletten sinnvoll sein. Vor der Einnahme sollte jedoch die Schilddrüse vom Arzt untersucht werden, da nicht bei allen Formen der Funktionsstörung Jod hilfreich ist. Bei der Hashimoto-Thyreoditis oder einer funktionellen Autonomie beispielsweise sollte sogar auf eine verminderte Jodzufuhr geachtet werden. Frauen, die unter diesen Formen der Schilddrüsenerkrankung leiden, sollten zum Beispiel auch vorsichtig sein mit dem Verzehr von Sushi, die sehr oft mit jodhaltigen Algen verarbeitet werden.
Ergänzende Ernährungstipps
Handelt es sich um sogenannte autoimmunbedingte Schilddrüsenerkrankungen, dann ist es sehr wichtig, das Immunsystem zu stabilisieren. In diesem Zusammenhang ist auf die ausreichende Zufuhr von Antioxidantien wie Selen, Vitamin C, Zink und Vitamin E zu achten. Außerdem sollte der Eisenstoffwechsel kontrolliert werden, da zu wenig Eisen ebenfalls negative Auswirkung haben kann. Eine optimale Vitamin-D-Versorgung spielt natürlich auch bei Schilddrüsenerkrankungen eine zentrale Rolle. Deshalb gilt auch hier: Jeder sollte seinen Vitamin-D-Wert kennen und gegebenenfalls optimieren.
Dr. med. Veronika Rauscher studierte an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen Humanmedizin und arbeitet als Ärztin im Klinikum Nürnberg. Außerdem ist sie für NFT-Sport in medizinischen Fragen beratend tätig.
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