Manchmal ist es besser, seine (sportlichen) Ziele noch einmal zu verschieben – auch wenn sich vernünftig sein im ersten Moment immer schwierig anfühlt, zahlt es sich langfristig meist aus.
DNF – das Horrorwort eines jeden Triathleten. Diesen drei fiesen Buchstaben bin ich nun zuvor gekommen, denn bevor ich beim Ironman Frankfurt nicht finishe habe ich mich gegen einen Start dieses Jahr entschieden. Meine erste Langdistanz ist damit zu Ende bevor sie überhaupt angefangen hat. Der Grund: biestige Bazillen, die mir meine kompletten Grundlagen zerfressen haben wie unersättliche, unsichtbare Monster.
Realistisch bleiben
Ich war im Winter krank, drei Monate habe ich immer wieder versucht, den Einstieg zu finden. Aber selbst im Februar konnte ich noch nicht ohne Sauerstoffzelt in die dritte Etage gehen. Als ich im März dann wieder fitter war und trainieren durfte, wurde schnell klar, dass dieser Rückstand nicht mehr aufzuholen ist – so fit ich mich jetzt nach zwei Trainingscamps und einigen kleinen Wettkämpfen auch fühlen mag.
Erleichterung macht sich breit
Da ich sowohl die Vorbereitung als auch den Ironman in vollen Zügen genießen wollte, ist die Entscheidung also pro Gesundheit gefallen. Vernunft soll ja manchmal vernünftig sein. Und obwohl ich dachte, dass ich schwer an der Entscheidung zu knacken hätte, bin ich vor allem erleichtert – und motivierter denn je. Denn mit den Wettkampftag am 9. Juli fällt nicht nur der Startschuss für meine neue Vorbereitung auf Frankfurt 2018, sondern ich gehe trotzdem an den Start: bei der Challenge Roth Langdistanz als Staffel. So muss ich an diesem, mir lang ersehnten Sonntag wenigstens nicht wehmütig am Fernseher sitzen, sondern kann mich auf dem Rad ablenken.
Ich habe zufällig eine komplette Staffel ergattern können – Maike, wir werden euch so gut es geht vertreten. Auch hier haben Bazillen den Mädels einen Strich durch die Rechnung gemacht – und uns dafür die Möglichkeit eröffnet wieder Teil der Challenge Family zu sein. Schon letztes Jahr habe ich dort den Radpart in der Staffel übernommen. Meine persönliche Challenge diesmal: schneller sein!
Material und Team-Check
Dabei helfen wird mir auch in diesem Jahr wieder ein Schlitten unter den Zeiträdern, das Quintana Roo PR3. Ich habe das QR letztes Jahr lieben gelernt, auch wenn ich vorher nur zweimal drauf saß. Diesmal mache ich vorab hoffentlich mehr als 180 Kilometer damit, dann können Black Beauty – so habe ich das Schmuckstück getauft – und ich uns eingrooven und alles geben. Ich habe nämlich auch ein bisschen Druck – denn meine Schwimmerin ist Sandra – neulich erst ihren ersten 70.3 auf Mallorca absolviert und danach so wettkampflustig, dass sie sofort zugesagt hat. Unsere Läuferin ist Silke Optekamp, vierfache Deutsche Marathon-Meisterin – das macht Druck 🙂 Silke sagt zwar “das ist lange her”, peilt aber immer noch eine 3:15 Stunden-Zeit an. Klingt so, als könnten wir recht flott unterwegs sein, wenn denn alles gut läuft und die Umstände perfekt sind: gutes Wetter, funktionierendes Material, Spaß dabei! Der Support passt auf jeden Fall schon mal. Diego und Manni freuen sich mindestens genauso wie wir. Und wir freuen uns auf den Wettkampf, alle anderen Starterinnen und Starter und eine Riesengaudi.
Wir werden mit diesem Rennen Julia Viellehner im Herzen haben – unsere ASICS FrontRunner-Teamkollegin und Freundin. Und egal was am Ende für Zeiten dabei rausspringen, am Ende zählt nur eins: dass wir alle zusammen halten.
Text: Anita Horn
Fotos: privat