Beim Chiemsee Triathlon traf sich tritime women Botschafterin Judith Mess mit Profiathletin Daniela Sämmler und sprach mit ihr über Training, Hitze, Zeitmanagement und vieles mehr.
Daniela, Mitte Juni hast du die Challenge Heilbronn gewonnen, herzlichen Glückwunsch dazu. Genau sieben Tage später steht die Mitteldistanz am Chiemsee an – wie gestaltest du trainingstechnisch die Tage zwischen zwei so eng terminierten Rennen, um möglichst fit an der Startlinie zu stehen?
Vielen Dank für die Glückwünsche. Um mich von der Challenge Heilbronn gut zu erholen und am Chiemsee fit an den Start zu gehen, habe ich in der letzten Woche nur sehr kurze Einheiten absolviert. Kurze Intervalle in meinem Wettkampftempo standen auch auf dem Programm, um dem Körper zu zeigen, dass noch keine Pause angesagt ist. Das Rennen in Heilbronn hat mich stark gefordert, trotzdem möchte ich am Chiemsee gut vorbereitet an den Start gehen (Anmerkung der Redaktion: Daniela konnte den Chiemsee Triathlon für sich entscheiden). Der Wettkampf zählt zu meinen Lieblingsrennen, insbesondere aufgrund seiner familiären Atmosphäre. Ich kann zusammen mit meiner Familie anreisen und auch mein Sohn kann hier ein schönes Wochenende verbringen.
Du hast es eben schon angesprochen, im Gegensatz zu vieler deiner Profikolleginnen hast du einen Sohn, um den du dich neben deinem Sport kümmern musst. Wie meisterst du diese Zusatzaufgabe?
Ich denke nicht darüber nach, inwieweit sich meine Umstände im Vergleich zu meinen Profi-Kolleginnen unterscheiden oder ich eventuell einen „Nachteil“ habe, was die Flexibilität angeht. Mein Alltag ist natürlich sehr durchorganisiert, da ich nur ein gewisses Zeitfenster – die Kindergartenzeit – zum Training zur Verfügung habe und auch alles andere in dieser Zeit erledigt muss. Es ist gut, wie es ist. Ich bin froh und dankbar, dass mich mein Umfeld so gut unterstützt und mir ermöglicht, den Sport auf diesem Niveau auszuüben. Gerade in schwierigen Phasen tut es gut, von meiner Familie aufgefangen zu werden und Dank meines Sohnes weiß ich immer, dass Triathlon nicht alles ist.
Du warst bereits vor der Geburt deines Sohnes Profi-Triathletin. War dir direkt klar, dass du den Weg als Profi-Triathletin auch nach der Geburt weitergehen willst?
Stimmt, ich hatte bereits vor der Schwangerschaft eine Profilizenz gezogen und sollte gerade ins Erdinger Alkoholfrei Perspektivteam berufen werden. Damals stand aber nicht das „Profisein“ im Vordergrund, ich wollte mich einfach mit den Besten messen, das war der Grund, warum ich mir die Lizenz gezogen habe. Den Sprung zum Profi zu planen, ist schwer – es war auch bei mir nicht direkt geplant, sondern hat sich eher ergeben und ich hatte mit dem Erdinger Alkoholfrei Team riesiges Glück. Nach der Schwangerschaft habe ich zunächst mehrere Dinge versucht, um parallel meine Ausbildung wieder aufzunehmen, jedoch immer wieder festgestellt, dass es einfach zu viele „Baustellen“ auf einmal sind. Während der Schwangerschaft habe ich zum ersten Mal gemerkt, wie wichtig mir der Sport ist – für mich war klar, dass ich diesen Weg versuchen will.
Wie erging es dir beim Einstieg nach der Schwangerschaft und welche Tipps kannst du anderen Frauen geben, die nach der Geburt eines Kindes wieder mit dem Sport anfangen?
Ich denke, man muss immer schauen, woher man kommt. Wer vor der Schwangerschaft nicht gelaufen ist, sollte nicht direkt danach damit anfangen, sondern wirklich vorsichtig sein. Oft ist ja das Ziel, nach der Entbindung möglichst schnell wieder abzunehmen. Man sollte aber nicht von heute auf morgen wieder voll mit dem Training beginnen, sondern sich langsam herantasten. Als Sportlerin kenne ich meinen Körper und die Signale, die er mir gibt, sehr gut und da ich bereits vor der Schwangerschaft viel Sport gemacht habe, fiel mir der Einstieg recht leicht. Das Wichtigste ist, sich grünes Licht von seinem Arzt geben zu lassen und eben auch im Rahmen dessen zu bleiben, was man vor der Schwangerschaft gemacht hat – langsam einsteigen und nicht verbissen irgendwelche Ziele verfolgen. Der Körper und vor allem das Baby werden einem sagen, was geht und was nicht.
In den letzten Wochen war es hierzulande sehr heiß. Wie kommst du mit der Hitze klar beziehungsweise worauf achtest du besonders bei heißen Temperaturen?
Wenn irgendwie möglich, versuche ich das Training in die kühleren Morgenstunden zu verlegen. Insbesondere, wenn längere Läufe auf dem Trainingsplan stehen, lasse ich mich gerne von jemanden begleiten, damit ich die Möglichkeit habe, beim Training etwas zu trinken. Bei der Hitze sollte man beim Trinken und der Ernährung vor allem auf eine ausreichende Salz- und Mineralstoffzufuhr achten. Ich arbeite hier mit Ultra Sports zusammen und vertraue auf deren Produkte. Wichtig bei der Hitze ist natürlich auch, dem Körper ausreichend Ruhe nach dem Training zu gönnen und lieber mal eine Trainingseinheit etwas abzukürzen, als sich immer weiter in den Keller zu trainieren.
Ich denke jeder Sportler, ob Altersklassenathlet oder Profi-Sportler, hat Phasen, in denen es nicht läuft. Wie motivierst du dich beziehungsweise wie gehst du mit Rückschlägen um?
Ich bin froh, meine Familie und meinen Sohn zu haben, die mich in schwierigen Phasen immer wieder auffangen. Sie sind meine Motivation, immer weiter zu machen. Außerdem weiß ich, dass ich schon viele schwere Situationen gemeistert habe und immer wieder zurückgekommen bin. Dieses Wissen gibt mir die Motivation und die Kraft, nicht aufzugeben, wenn es nicht läuft.
Triathlon boomt derzeit, es gibt immer mehr neue Rennen abseits der klassischen Triathlonevents. Reizen dich solche Rennen wie beispielsweise die Xterra-Rennen?
Ich bin noch nie einen klassischen Marathon gelaufen, da das mit der Triathlonsaison immer schwer zu vereinbaren ist. Ein Marathon mit richtiger Vorbereitung würde mich definitiv reizen, wenn es in den Plan passt. Nach meiner Profikarriere kann ich mir gut vorstellen, eine Langdistanz wie den Norsemann zu machen, allerdings ist das derzeit kein Thema.
Wie geht es für dich sportlich diese Saison weiter? Welche Rennen hast du geplant und ist Hawaii für dich ein Thema?
Nein, Hawaii steht für mich dieses Jahr nicht auf dem Plan. Zum einen habe ich aus dem letzten Jahr kaum Punkte mitgenommen, ich hätte dieses Jahr also ziemlich sicher zwei Ironman Rennen bestreiten müssen, um eine Chance auf den Slot zu haben. Hawaii wäre somit der dritte Ironman innerhalb eines Jahres, was sicherlich nicht optimal wäre. Hinzu kommt, dass mein Sohn im Sommer eingeschult wird und ich diese Zeit voll und ganz miterleben möchte und daher keine Möglichkeit sehe, mich parallel optimal auf Hawaii vorzubereiten. Nach dem Rennen am Chiemsee gönne ich mir eine Woche Ruhe, bevor es in die Vorbereitung für den Ironman Hamburg geht. Darüber hinaus plane ich den Ironman 70.3 in Rügen sowie den Ironman Barcelona. Dort möchte ich erste Punkte für Hawaii 2018 sammeln.
Vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Gespräch genommen hast. Für deine weitere Saison wünsche ich dir alles Gute und vor allem eine gesunde und verletzungsfreie Zeit.
Vielen Dank Judith und auch dir weiterhin eine gute Saison!
Interview: Judith Mess
Foto: Dirk Mess