Der Schliersee Triathlon hat eine lange Tradition, er überzeugt durch abwechslungsreiche Strecken und im Ziel gibt es leckeren Kaiserschmarrn. Judith Mess berichtet von ihrer Premiere in Oberbayern.
Mitte Juli war ich beim Schliersee Triathlon am Start. Ein Rennen, das schon lange auf meiner to-do-Liste stand, weil ich schon viel über den Wettkampf und die Strecken gehört hatte.
Am Sonntag um 11:05 Uhr erfolgte der Start bei perfektem Triathlon-Wetter. Der See hatte angenehme 20 Grad, sodass das Schwimmen mit Neoprenanzug erlaubt war und auch die Außentemperatur betrug rund 20 Grad. Geschwommen wurde im Dreieckskurs im Schliersee. Die Kulisse mit den umliegenden Bergen war gigantisch und das Schwimmen verlief recht entspannt. Fünf Minuten vor uns war bereits eine große Männergruppe gestartet. Einige dieser Athleten konnte ich beim Schwimmen einholen. Teilweise war es etwas mühsam, sich den Weg zu bahnen, aber ich versuchte, mich nich beirren zu lassen. Mein Motto ist immer, lieber ein paar Meter mehr schwimmen, dafür aber Körperkontakt vermeiden. Das hat ganz gut geklappt und so erreichte ich nach circa 26 Minuten den Schwimmausstieg. Nach einem schnellen Wechsel ging es aufs Rad.
Kraftlose Beine beim Radfahren
Man hört viel über die Radstrecke vom Schliersee Triathlon und doch wird sie meistens auf den Anstieg zum Spitzingsattel reduziert. Allerdings gilt es bereits vor dem Spitzingsattel, einige Höhenmeter zu absolvieren. Nach circa vier flachen Kilometer standen schon die ersten Anstiege an und für die nächsten circa 20 Kilometer wechselten sich kurze knackige Anstiege mit einigen schönen Abfahrten ab. Eigentlich fahre ich gerne solche Strecken, doch am Sonntag wollten meine Beine irgendwie nicht so recht. Ich bekam keinen Druck auf die Pedale. Ich entschloss mich, mich nicht verrückt zu machen und einfach so gut es ging zu radeln. Den vier Kilometer langen Schlussanstieg behielt ich im Hinterkopf.
Unabhängig von meinen kraftlosen Beinen ist die Radstrecke wirklich schön und sehr abwechslungsreich. Nach rund 25 Kilometern kam ein flacherer Teil. Es galt nun, die richtige Mischung aus Gas geben und nicht zu viel Energie verbraten, zu finden. Nach etwas ruhigeren zehn Kilometern kam der berühmt berüchtigte Anstieg zum Spitzingsattel. Die Strecke selbst kannte ich bisher nur mit dem Auto. Ich starte relativ kontrolliert in den Berg. Meine Taktik, das Rennen eher konservativ zu gestalten, schien sich auszuzahlen und ich konnte einige andere Starter einholen, aber auch hier fehlt mir die richtige Power in den Beinen.
Die ersten drei Kilometer gingen gut vorbei, aber der letzte Kilometer war noch mal sehr hart. Ich bieß die Zähne zusammen und arbeitete mich Meter für Meter nach oben. Die letzten eineinhalb Kilometer konnte ich es in die Wechselzone rollen lassen und die Beine etwas für den anstehenden 10-km-Lauf lockern. Ich war froh, als ich mein Rad abstellen und laufen durfte.
Die Laufstrecke ist genau wie die Radstrecke landschaftlich traumhaft schön. Sie führt zunächst in einer fünf Kilometer Schlaufe weg vom Spitzingsee – hier sind die meisten Höhenmeter zu absolvieren. Danach folgen noch zwei Runden um den Spitzingsee. Die Strecke ist insgesamt nicht ganz flach und man darf rund 180 Höhenmeter überwinden.
Attacke beim Laufen
Habe ich mich auf dem Rad für eine eher konservative Herangehensweise entschieden, ging ich es beim Laufen umso zügiger an. Es waren ja “nur” zehn km und die sind ja immer irgendwie zu schaffen, sagte ich mir. Aus der Wechselzone heraus ging es den ersten Kilometer nur bergab, sodass ich entsprechend schnell unterwegs war. Das motivierte mich unglaublich. Die letzten Wochen und Monaten konnte ich leider nicht so viel laufen und ich genoß es, ein hohes Tempo zu laufen. Mit diesem guten Gefühl gelang es mir auch, das Tempo bergauf nicht zu sehr zu reduzieren. Das Laufen hat mir lange nicht mehr soviel Spaß gemacht. Die ersten fünf Kilometer gingen rasch vorbei und schon war ich auf der letzten Runde um den Spitzingsee. Dieser Loop war super schön und deutlich weniger anspruchsvoll als die ersten fünf Kilometer, sodass ich das Tempo noch mal erhöhen konnte. Klar wurde es zum Ende nochmals hart doch ich genoß es weiter, so schnell zu laufen und auf die Zähne zu beißen. Einige hundert Meter vor dem Ziel holte ich noch eine Athletin ein, die sich allerdings nicht so leicht abschütteln ließ. Mist, dachte ich mir. Ich lief noch mal einen Ticken schneller und es gelang mir, mich von ihr zu lösen. Im Ziel war ich wirklich platt, aber auch glücklich und stolz auf meine Leistung.
Auch wenn es auf dem Rad so gar nicht lief, ist es mir gelungen, das Rennen nicht frühzeitig abzuschreiben, sondern mich für das Laufen zu motivieren.
Im Ziel gibt es dann eine besondere Belohnung, denn auch dafür ist der Schliersee Triathlon bekannt: Kaiserschmarrn als Zielverpflegung.
Fazit
Der Schliersee Triathlon hat seinen Ruf als eine der härtesten Olympischen Distanzen definitiv verdient, die schöne Kulisse und vor allem die Vorfreude auf den Kaiserschmarrn im Ziel machen die “Qualen” aber definitiv leichter. Landschaftlich und von der Streckenauswahl gehört der Schliersee Triathon für mich sicher zu einer der schönsten Triathlonrennen, die ich je gemacht habe.
Der Wettkampf wurde seinem Ruf mehr als gerecht und meine Erwartungen an tolle, anspruchsvolle Strecken erfüllt. Ein Rennen, dass durchweg zu empfehlen ist und das sicher auch deswegen in diesem Jahr bereits seinen dreißigsten Geburtstag feiern konnte.
Text: Judith Mess
Fotos: Dirk Mess