Kirsten de Baey vom Niederrhein ist 27 Jahre alt, sportbegeistert und naturverbunden. Seit fünf Jahren ist sie dem Triathlonvirus verfallen und erklärt warum?
Warum gerade Triathlon?
Dieser Sport ist so vielseitig und wird nie langweilig. Du musst nicht immer die gleiche Sportart machen. Nur Radfahren oder nur laufen, wäre mir auf Dauer zu langweilig. Der Wechsel zwischen Schwimmbecken, Rad und Laufschuhen macht es und bringt den Kick, sodass man immer wieder aufs neue Spaß beim Training hat und sich darauf freut.
Den Körper spüren und wahrnehmen.
Ich bin immer wieder begeistert und überrascht, was der Körper leisten kann und wie der Kopf alles beeinflussen kann. Ich bin super gerne draußen in der Natur und liebe es, neue Strecken und Wege zu erkunden – auch in anderen Ländern. Man bekommt einfach einen anderen Blick, wenn man sportlich unterwegs ist. Das Schöne am Sport ist, man kann ihn mit anderen zusammen ausüben. Schön ist auch, dass ich das Radfahren und Laufen zusammen mit meinem Freund und auch mit meinem Hund – zumindest beim Laufen – ausüben kann. Ich verbringe viele Stunden mit diesem Sport und freut mich, wenn ich ihn mit den wichtigsten Personen in meinem Lewben teilen kann.
Wie ich zum Triathlon kam
Seit meinem vierten Lebensjahr bin ich begeisterte Reiterin und habe diesen Sport intensiv betrieben. Im Alter von 17 Jahren testete ich aus Spaß das Mountainbike meines Vaters und fand Gefallen am Radeln. Ruckzuck besaß ich ein eigenes Mountainbike. Ich fuhr als Ausgleich zum Reiten mit dem MTB herum. Meine Touren wurden immer länger und so kam ich auf die Idee, vom MTB aufs Rennrad zu wechseln. Zeitgleich begann ich mit dem Laufen. Ein Tag laufen und reiten, dann wieder Radfahren und reiten. Fast schon wie ein Duathlon. Der Ehrgeiz hatte mich gepackt. Immer wieder habe ich Berichte über Triathlon gelesen. Das Projekt Triathlon anzugehen, reizte mich so sehr, dass ich mich dem heimischen Verein Hamminkelner SV anschloss und absofort ins Schwimmtraining ging. Anfangs war das Schwimmen tatsächliche eine große Herausforderung und alles andere als meine Lieblingsdisziplin. 2012 machte ich meinen ersten Sprinttriathlon und war danach voll und ganz infiziert und im Wettkampffieber. 2014 wichen die Reitturniere nach und nach den Triathlonwettkämpfen.
Langdistanz – ja oder nein?
Während des Studiums hatte ich vermehrt Zeit, zu trainieren. Die Langdistanz kam für mich zunächst nicht in Frage. 2014 lernte ich ein paar Langdistanz-Triathleten kennen und war fasziniert von ihrem Tun. Ich beschloss, 2015 in Frankfurt meine erste Langdistanz anzugehen. Das oberstes Ziel hieß “durchkommen und Spaß haben”. Von meinem Ergebnis, dem 3. Platz in meiner Altersklasse und einer Zielzeit von 10:43 Stunden bei etwa 40 Grad war ich vollkommen überrascht. Ich war nur knapp an der Hawaii-Qualifikation vorbeigeschrammt.
Es sollte zunächst meine einzige Langdistanz bleiben. In meinem Hinterkopf waren absofort aber Gedanken wie, was kannst du noch leisten? Geht da noch mehr? Würdest du es nach Hawaii schaffen? Da ich sehr ehrgeizig bin und immer nach Perfektion strebe und mich stetig verbessern will, blieb diese Gedanke immer in meinem Kopf. 2016 war bei mir ein Jahr – bedingt durch den Übergang vom Studium ins Arbeitsleben – in dem ich zwar trainierte, aber keine konkreten Ziele hatte. Ich beschloss, 2017 wieder eine Langdistanz anzugehen und die Hawaii-Quali anzupeilen. Diesen Schritt möchte ich in Zürich beim Ironman Ende Juli machen. Warum Zürich? Ich mag die Schweiz super gerne und war auch einige Male in Zürich. Ich wollte woanders starten, als in Frankfurt. Jetzt freue ich mich schon sehr und bin gespannt, wie und ob sich mein diesjähriges Training auszahlt.
Training und Alltag
Als Altersklassenathlet ist es ja bekanntlich so, dass man nebenbei beziehungsweise hauptsächlich arbeiten geht. Es erfordert viel Organisation und Struktur über den Tag verteilt, das Training für die drei Sportarten unterzubekommen. Meine Devise lautet: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Ausreden lasse ich selten gelten. Und wenn man ein Ziel vor Augen hat, kann man sich auch gut motivieren. Es macht einen mental sehr stark, wenn man sich gegen Zweifel und Unlust durchsetzen kann. Ich pendle bis zu eineinhalb Stunden zur Arbeit. Mein Tag startet daher meist um 4:30 oder 5 Uhr je nach Training, damit ich zwischen 7:30 und 8:00 Uhr zur Arbeit fahren kann. Wenn der Hund sich um die Uhrzeit freut, dass man endlich laufen geht, ist das die beste Motivation und man kann nicht mehr Nein sagen. Am liebsten habe ich mein Training am Morgen schon erledigt. Ich starte danach viel frischer in den Tag und habe auch mehr Motivation als abends. Auch auf Dienstreisen versuche ich, zumindest immer die Laufschuhe dabeizuhaben und morgens – egal wie früh – noch eine Einheit einzuschieben, das kostet manchmal etwas Überwindung, aber mein innere Schweinehund ist spätestens nach fünf Minuten Training ruhig und lässt mich trainieren. Ein- bis zwei Mal die Woche verlege ich meine Mittagspause ins Fitnessstudio für Kraft- und Stabitraining oder mache auch mal ein Schwimmtraining. Abends bin ich dann allerdings auch froh, wenn ich nach dem Kochen und Essen, einfach die Beine hochlegen darf. Am Wochenende stehen meist die langen Einheiten an und ich bin sehr dankbar, dass ich zumindest die Radeinheiten mit meinem Freund zusammen machen kann, sonst würde er mich womöglich gar nicht mehr zu Gesicht bekommen. So sind unsere Wochenenden entweder mit Training oder seinen beziehungsweise meinen Wettkämpfen verplant. Das mag sich verrückt anhören, aber wir leben beiden unseren Sport – ich den Triathlon und er das Mountainbiken – und sind sehr zufrieden damit. Es dreht sich im Alltag natürlich neben der Arbeit sehr viel um den Sport. Das Training und auch unsere Ernährung sind auf den Sport ausgerichtet, aber der Genuss bleibt nie auf der Strecke. Ich koche und backe sehr gerne und mir ist es auch wichtig, unter der Woche abends nach der Arbeit noch etwas Frisches und Gesundes zu kochen.
Was mir im Alltag und beim Abschalten hilft
Faszientraining und Stretching helfen nicht nur Verletzungen vorzubeugen, sondern dienen auch der Regeneration – mir hilft beides, um abends abzuschalten. Ich mache diese kleinen Work-outs gerne vor dem Schlafen und mag das Gefühl, wenn alles wieder „frisch“ durchblutet ist und kribbelt. Ich kann danach prima schlafen und fühle mich morgens frischer. Das mag Kopfsache sein, aber das macht ja nichts, solange es mir gut geht.
Trainieren nach Plan macht vieles einfacher. Ich habe mir dieses Jahr Jorge Sports angeschlossen, um nicht ständig über sinnvolle Trainingseinheiten nachdenken zu müssen. Natürlich habe ich auch mal ein kleines Motiviationstief, aber ich führe mir immer vor Augen, wie ich mich nach dem Training fühlen werden, sdass meist nach fünf Minuten Training, die Lust wieder da ist. Und man sollte sich immer mit Kleinigkeiten belohnen, sei es mit einem leckeren, selbstgebackenen Kuchen oder auch mit neuen Sportsachen.
Jede Einheit, die du machst, wird dich näher an dein Ziel bringen. Was ich auch noch gerne mache ist, meine Trainingseinheiten vom nächsten Morgen abends vor dem Schlafen im Kopf „durchgehen“. Mich darauf zu fokussieren, ist schon fast, wie ausgeführt.
Mein nächste Bericht dreht sich um meinen Ironman in Zürich – wie ich die Tage davor erlebt habe, wie es mir im Wettkampf ergangen ist und wie es danach sportlich bei mir weitergeht.
Auch weitere Tipps von mir werden folgen. Bleibt motiviert beim Sport!
Eure Kirsten
Text: Kirsten de Baey
Foto: privat