,,Hallo Jennifer, ich suche noch jemanden, der mit mir das Zeitfahren bei Rad am Ring bestreitet. Hättest du Lust?“ fragte mich Klaus von der tritime am Telefon. ,,Zeitfahren? Klingt super.
Ich bin dabei“, antwortete ich spontan. Ups … was habe ich da gerade gesagt? ,,Ich bin dabei!“. Hatte ich nicht immer gesagt, dass so kurze Rennen nichts für mich sind. Das sich für so etwas das Hinfahren nicht lohnt und ich doch eher der Marathon-Typ bin!? Warum um alles in der Welt hatte ich nun doch zugesagt? Dazu noch zu einem Event in der „Grünen Hölle“ bei Rad am Ring auf dem legendären Nürburgring.
Zeitfahren am Nürburgring im Rahmen der Veranstaltung Rad am Ring ist jedoch kein klassisches Zeitfahren. Dort bedeutet es eine 22 Kilometer Runde mit circa 500 Höhenmeter zu bewältigen. Gerne wird es auch die „Grüne Hölle“ genannt, da die Steigungen bis zu 17 Prozent betragen. Nun gut … zugesagt ist zugesagt, aber wie sollte ich mich darauf vorbereiten? Gezielt oder es einfach erst einmal vergessen und trainieren wie immer? Ich entschied mich für Zweiteres, denn die Verdrängungstaktik funktioniert bei mir immer relativ gut. Das Zeitfahren findet am Freitagabend vor den eigentlichen 24-Stunden-Rennen statt. Der Start war für mich um 20:20 Uhr angesetzt.
Raceday
Gegen 17:30 Uhr kamen wir am legendären Nürburgring an. Es war jetzt schon eine besondere Atmosphäre zu spüren. Neben dem Geruch von abgefahrenen Autoreifen und Motorengeräuschen war bereits das Geräusch von rollenden Laufrädern zu vernehmen. Überall schwärmten die Leute vom Parkplatz zu dem Gebäude, um ihre Startunterlagen zu holen. Einige fuhren sich sogar schon warm. Spätestens jetzt war meine Verdrängungstaktik dahin. Heute war es also soweit. Starten von einer Rampe und ab auf die Piste, während es über einen Großbildschirm für alle übertragen wird. Kurz und knackig … dabei brauche ich doch immer erst einige Kilometer, um warm zu werden, aber da musste ich nun durch. Kein zurück mehr. Zum Glück trafen wir bei der Startunterlagenausgabe einige bekannte Gesichter und bei netten Plaudereien verflog die Nervosität wieder.
Langsam wurde es dann doch Zeit, sich für den Start vorzubereiten. Wie üblich den Transponder sowie die Startnummer anbringen und sich umziehen. Umziehen? Ich war irgendwie auf Sommer gepolt und hatte nur ein Kurz-Kurz-Trikotset dabei. Beim Blick in den Himmel waren jedoch nur Wolken zu sehen und irgendwie war es frisch, nein sogar fast kalt. ,,Hallo Sonne, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, noch einmal vorbeizuschauen!“ Leider hatte sie keinen Bock. Ich versuchte mir einzureden, dass es doch gar nicht so kalt sei. Der übliche Hampelmann brachte jedoch leider auch nicht so viel. Na ja, alles Kopfsache, spätestens auf dem Rad wird es eh warm, dass sollte dann zumindest passen. Mit dem berühmten Affensnack sorgte ich noch einmal für einen Energieschub im Körper und fuhr ins „Velodrom“ vor, um mich aufzustellen.
Artig reihten sich alle Teilnehmer hintereinander und in Startnummernfolge ein und warteten auf den großen Moment, bei dem jeder von uns einzeln die Startrampe hinaufschritt, sich auf das Rad setzte, die Schuhe einklickte, während man von einem Helfer gehalten wurde. Dann noch ein letzter Moment bis der Name aufgerufen wurdem, der Startschuß fiel und man endlich losflitzen durft.
Kurz vor dem Start gab mir Klaus mit einem Augenzwinkern noch einen letzten „Motivationsschub“. ,,Jennifer, vielleicht schaffen wir es ja, gemeinsam auf die Zielgerade einzubiegen … meinen „Vorsprung“ von acht Minuten holst Du bestimmt auf!“ Ok, das Ziel stand also schon mal fast, dann kann der Spaß beginnen.
Um 20:20 Uhr fiel dann endlich mein Startschuss. ,,Bis später Leute“, rief ich noch beim Losfahren und ab ging es durch eine der Boxen auf die Strecke. Wahnsinn, wie es rollte. Diese Strecke ist einfach perfekt für Leute, die gerne mal schneller bergab sausen möchten. Gleich zu Beginn hat man eine recht steile Abfahrt, die schon den nötigen Schwung verleiht, um die weiteren Wellen bis zur “hohen Acht” (Streckenabschnitt auf der Nordschleife)zu nehmen. Es war buchstäblich berauschend, auf dieser historischen Schleife bergab zu rollen. Da die Teilnehmer zeitversetzt starten, ist man anfangs alleine, hört das „wuschwuschwusch“ der Laufräder umso besser und kann sich voll auf die Abfahrten konzentrieren. Die “hohe Acht” konnte ich relativ gut bewältigen und ich begann die Kilometer-Schilder zu zählen, die immer mehr darauf hindeuteten, dass der Spaß gleich wieder vorbei sein sollte. Am letzten Anstieg standen lauter Zuschauer. Es wurde lautstark gejubelt und dafür gesorgt, dass man den letzten Anstieg hochgetragen wurde. Voller Euphorie überquerte ich die Ziellinie, wo ich dann doch noch genau drei Minuten länger auf Klaus warten musste.
Abenteuer Rad am Ring?
Oh ja, keine Frage, es ist einfach ein tolles Erlebnis. Wiederholung definitiv nicht ausgeschlossen, aber dann vielleicht doch im Vierer-Mixed-Team. Danke Klaus, dass du mich in einem schwachen Moment angerufen hast und ich dieses Event auf dem Nürburgring live erleben durfte.
Text: Jennifer Eisenhuber
Foto: sportograf.com
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