Zum vierten Mal fand am Wochenende in der Neuen Stadthalle in Langen bei Offenbach die Triathlon Convention Europe (TCE) statt. Zum vierten Mal war auch Julia Heckmann aktiv dabei, um Eindrücke zu sammeln.
In diesem Jahr wurde das Konzept der Messe etwas angepasst: der Eintritt war frei – dafür wurden die Seminare und Workshops bei Profis oder Fachleuten der Branche nur noch kostenpflichtig angeboten. Auf dem Plan standen Themen wie Sportpsychologie, Mentaltraining, Hypnose, Ernährung, Krafttraining, Radtraining oder Aerodynamik. Aber auch Praxiseinheiten im Schwimmen (Rollwende, Koordination & Technik, Effizienz etc.), Laufen (Lauf-ABC) oder Yoga. Das Konzept für die Seminare und Workshops wurde gemeinsam mit der Deutschen Triathlon Union e.V. (DTU) entwickelt – um ein Angebot für Sportler, aber auch Trainer zusammenzustellen (hierbei war es auch möglich, durch Teilnahme an den Veranstaltung eine Verlängerung der DTU-Lizenz zu erhalten.) Auch dies belegt, dass der Fokus der Veranstaltung in 2018 vor allem auf Weiterbildung und Wissen lag.
Aktivprogramm und Know-how
Schon fast traditionell startete der Tag in Langen für mich mit dem 10-km-Lauf, der im Rahmen der dreitägigen Veranstaltungen vom TV Langen ausgetragen wird. Ein guter Test für die aktuelle Lauf-Verfassung – allerding brauchte es bei knapp -6 Grad am Vormittag etwas Überwindung, um an den Start zu gehen. Der beißende Wind war im Laufe des Rennens durch die wärmende Sonne nicht mehr ganz so schlimm. Der anschließende Plausch unter Triathlon-Mädels in der Dusche /Umkleide war wie immer super nett. Gewonnen hat die Damen-Konkurrenz über die 10 Kilometer übrigens Laura Zimmermann in 00:37:31 Minuten vor Elvira Flurschütz (00:38:08 min) und Jana Jennerich (00:39:14 min).
Körperanalyse mittels Biompendanzanalyse
Neben dem Laufe stand noch eine Biompendanzanalyse (BIA) bei iq-Athletik auf meinem Programm, die die Struktur des Körpers analysiert – Körperwasser, Fettanteil aber auch Beschaffenheit der Muskelmasse. Hierbei wird ein nicht spürbarer Strom durch den Körper geleitet und der gemessene Fließwiderstand gibt entsprechend auf Basis vorhandener Studien und Referenzwerte Aufschluss über die eigenen Werte. So hat die BIA deutlich höhere Aussagekraft als der altbekannte BMI, denn die Analyse ist in der Lage aufzuzeigen, wie aktive die Body Cell Mass (BCM) ist – die Summe aller stoffwechselaktiven Zellen: bzw. der „Motor“ des Körpers. Schonungslos ehrlich gibt das Analyseergebnis nach der kurzen Messung über Elektroden an Fuß und Hand Auskunft über den aktuellen Zustand – fachkundig erklärt vom kompetenten und netten Team von iq-Athletik aus Frankfurt Rödelheim.
Mit meinem Ergebnis kann ich sehr zufrieden sein – und in Bezug auf Ernährung und Training scheine ich alles richtig zu machen: also weiter so. Eine kleine Bestätigung, die durchaus gut tut. Und auch dabei hilft, seinen Körper noch ein Stückchen besser zu verstehen – ohne sich verrückt zu machen.
Ab ins Wasser
Nach dem Test ging es für mich für eine Praxiseinheit in das direkt an die Stadthalle angrenzende 50-Meter-Schwimmbad. „Kraftvoll und effizient durchs Wasser“ hieß die Devise. Palina Dubino von swimpower.de gab den knapp 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein paar Tipps mit an die Hand, die man entsprechend mit ins eigene Training einfließen lassen kann, um die Zuglänge zu optimieren etc. Natürlich kann in einer Stunde nicht wirklich viel korrigiert oder erreicht werden – aber für Impulse ist so eine Einheit immer ganz nett, wie ich finde.
Im Schwimmbad konnten parallel auch dieses Jahr wieder Neos diverser namhafter Hersteller getestet werden. Was durchaus wieder großen Anklang fand.
Kompressionstherapie für die Beine
Nach Lauf- und Schwimm-Einheit, einigen Gesprächen, Fachsimpeleien und Abgehen aller Stände gönnte ich mir dann noch eine kleine Einheit Wellness bzw. „apparative intermittierende Kompressionstherapie“ (AIK) bei der SLK Medical GmbH. Klingt erst einmal nicht nach Wellness, ist aber ungemein entspannend, gerade nach vorheriger Anstrengung wie Wettkampf oder hartem Training. Der Anbieter aus Dortmund, der eine langjährige Erfahrung im medizinisch-therapeutischen Bereich aufweist, bietet sein System nun auch für Sportler zum „Heimgebrauch“ an. Hierbei schlüpft man mit beiden Beinen in eine Art „Luftkammer-Schlafsack“, in dessen zwölf Luftkammern durch Aufpumpen Druck auf die Muskeln aufgebaut wird. Hierdurch wird die Muskelpumpe – ein Pumpsystem, das dafür sorgt, dass das Blut gegen die Schwerkraft zum Herzen befördert wird – stimuliert, die durch die Bewegungen der Muskeln für den Rückfluss des venösen Blutes sorgt. Der venöse und lymphatische Abfluss wird verbessert und ein Abtransport von Stoffwechselprodukten bewirkt, der eine schnellere Regeneration ermöglicht. Ebenso kann das System bei der Heilung von Schwellungen nach Verletzungen sehr förderlich sein.
Triathlon-Messebummel
Auf der Messe präsentierten sich in diesem Jahr etwas weniger Aussteller als im Jahr zuvor bzw. sie waren auf einer kleineren Fläche platziert. Laut Einschätzung des Veranstalters war die Resonanz auch in diesem Jahrdurchaus positiv. Der Sonntag war von den drei Tagen der besucherstärkste. Interessanter Fakt am Rande: ca. 1/3 der Besucher waren Frauen. Wenn Paare kamen, waren entweder beide Triathleten – oder aber er und sie kam als Begleitung mit.
Auf der Messe selbst waren die „üblichen Verdächtigen“ Triathlon-Ausrüster bzw. Marken aus dem Triathlon-Universum anzutreffen. Besonders interessant fand ich jedoch die Möglichkeit mit jungen Unternehmen wie Aerotune in Kontakt zu kommen, die es sich zum Ziel gesetzt haben die radspezifische Aerodynamik in Echtzeit transparent sowie messbar zu machen. Ein sehr spannendes Konzept zur Optimierung der eigenen Aerodynamik auf dem Rad. Basierend auf der Analyse von Windwiderstand und Rollwiderstand.
Und was gab es für uns Damen noch so?
Jeder anwesende Aussteller hatte je nach Produkt natürlich auch „frauenspezifische“ Modelle, Farben oder Muster mit im Gepäck – etwas wirklich Besonderes oder Brandneues im Bereich Textilien oder Hardware wie Helme oder Schuhe ist mit ehrlich gesagt nicht ins Auge gefallen. Bei Kiwami oder Funkita waren die neuen Muster der Textilien gewohnt farbenfroh. Auch im Bereich Nahrungsergänzung/Sporternährung konnte ich keine wirklich neuen Produkte ausmachen. Besonders, wenn man sich in diesem Bereich ohnehin schon recht gut auskennt. Für Triathlon-Neulinge bietet die Messe allerdings einen guten Überblick und alles, was das Triathletinnen-Herz begehrt.
Fazit: Wer eine große Fachmesse eines Kalibers wie der ISPO, FIBO oder Eurobike erwartet wird eher enttäuscht. Wer aber das fachkundige Gespräch mit einigen Herstellern sucht – wie z.B. mit Jean-Paul Ballard von Swiss Side, die im Rahmen der TCE ihre neue Laufrad-Generation vorstellten – oder aber auch einfach einen Tag mit Sport, Weiterbildung, Workshops oder unter anderen Triathlon-Enthusiasten von Anfänger bis Pro verbringen mag, der sollte in Langen durchaus vorbei schauen.
Text: Julia Martina Heckmann
Fotos: privat und Schwimmfoto: Sabrina Zelle