Lulu vom tritime women team war hochmotiviert in die Saisonvorbereitung gestartet. Und dann war da dieser kleine unachtsame Moment beim Laufen. Umgeknickt. Bänder gerissen. Sprungelenk gebrochen.
Die Weihnachtsvöllerei sind längst Schnee von gestern. Die guten Vorsätze und neuen Ziele für 2018 werden umgesetzt und angegangen. Es wird gelaufen. Es soll ein Marathon Ende April und ein kleiner Ultralauf kurze Zeit später werden. Der Trainingsplan steht, die Motivation ist da. Ich habe Bock. Ausgebremst werde ich zunächst nur, wie viele andere auch, durch eine fiese Grippe. Ok, kein Stress! Es ist ja erst Januar! Nachdem ich den Männerschnupfen tapfer und vernünftig überstanden habe, freue ich mich, dass es weiter gehen kann. In acht Tagen ohne Training verliert man zum Glück keine Form, die sich zu diesem Zeitpunkt eh noch im Aufbau befindet.
Dieser kurze Moment
Ich setze den ersten Fuß nach der kurzen, aber nötigen Pause nach draußen. Es ist ein schöner, kalter, verschneiter, nebliger Wintertag. Es läuft! Beim gefühlten zweiten Schritt komme ich ins Straucheln und knicke mit dem Fuß um.
Das ist diese Millisekunde, in der dir noch während des Fallens klar wird, dass es nicht nur kurz höllisch weh tut. Der Film im Kopf startet: Unglaubliche Schmerzen. Fuß kaputt. Trainingsplan für die Katz. Meine geplanten Wettkämpfe kann ich vergessen. Shiiiit!!
Dann die Landung. Ich lieg auf dem Rücken im Schnee, brauche einen Moment bis ich den Schmerz dank Yogaatmung weg geatmet habe. Bis ich mich berappelt habe, sehe ich schon, wie mein Knöchel zu einem Handball mutiert. Schöner Mist! Jetzt hat es auch mich mit einer Sportverletzung erwischt.
Was tun?! Ich zücke mein Handy, frage erst einmal Doktor Google um Rat und lese mich in die erste Hilfe-Maßnahmen ein, da ich ein absoluter Verletzungs-Rookie bin.
Da heißt es: „Bist du gestürzt und mit dem Fuß umgeknickt? Hast du nun Schmerzen? Ist dein Knöchel angeschwollen und/oder ein Bluterguss erkennbar?“
Ja, Ja, zur Hölle JAAAA!
„Dann gilt es die „PECH-REGEL“ einzuhalten!“
Whaaaaat?
Die PECH-Regel
“P = Pause. Stelle jegliche sportliche Betätigungen sofort ein und stelle das betroffene Gliedmaß ruhig. Die verletzte Körperstelle solltest du nicht mehr unnötig bewegen und ruhig stellen, um innere Blutungen und Schwellungen zu begrenzen oder zu verhindern.”
Ich zeig Doktor Google gedanklichen eine Stinkefinger, weil ich keine Vorstellung habe, wie ich im Fall der Fälle zur Toilette komme, die Luftlinie keine zehn Meter entfernt ist von meinem aktuellen „Pausenort“.
“E = Eis. Sorge dafür, dass die betroffene Körperstelle gekühlt wird. Nicht mit Eisspray. Am besten mit kalten Wasser oder Eis. Achte dabei darauf, dass das Eis nicht direkt in Kontakt mit der Haut kommt, da es sonst zu Erfrierungen kommen kann. Das Eis bewirkt durch die Verengung der Blutgefäße eine Verminderung von Blutungen und Schwellungen, dadurch kann kein weiteres Blut mehr austreten, das betroffene Körperteil schwillt nicht weiter an.”
Super ich liege im Schnee. Perfekter Ort, Doktor Google würde mir bestimmt applaudieren wenn er es sehen könnte. E = Erfülllt!
„C = Compression. Als nächstes sollte ein Druckverbandes mit mäßiger Spannung angelegt werden. Durch das Zusammendrücken des Gewebes soll weitere Einblutung vermieden werden. Die Kompression, sollte wenn möglich, mit der Kühlung angewandt werden.“
Ist es Zufall, dass ich heute morgen in meine Sockenschublade gegriffen habe und meine uralten Cep-Socken zum Vorschein kamen. Die habe ich Jahre nicht gesehen, geschweige denn getragen. Der Compression-Gott ist auf meiner Seite. Ich, die sonst niemals einen Triathleten-Kompressionsfetisch hatte, bin bestens komprimiert. C = Check, jetzt machen die Socken endlich Sinn!
„H = Hochlagerung. Die verletzte Körperregion sollte höher liegen als das Herz. Das soll dazu führen, dass sich die Schwellung und die damit verbundenen Schmerzen vermindern. Auch zu einem späteren Zeitpunkt der Verletzung. Zur weiteren Behandlung macht es Sinn das verletzte Körperteil regelmäßig hochzulagern.“
OK, späterer Zeitpunkt reicht da wohl auch noch … jetzt muss ich mich erst einmal vor dem Kältetot retten! Hiiiiilfeeeee, Doktor Google?! Jemand da?
Im Zweifel gilt natürlich immer, besser einen realen Arzt fragen und nicht Doktor Google. Ich habe schon fast mit einer Fußamputation gerechnet. So schlimm war es am Ende zum Glück doch nicht. Aber im Fall einer Sportverletzung, wie sie zum Beispiel beim Umknicken des Fußes während des Laufens auftreten kann, können die oben genanneten Punkte sicher als erste Hilfe-Maßnahmen nicht Schaden.
Ich konnte mich mit Hilfe nach Hause schleppen und später zu einem Arzt. Wenn du dich in einer echten Notlage befindest, du alleine bist oder schwerer verletzt und euch keine Person schnell genug zur Hilfe kommen kann oder eine anderer Mensch dringend ärztliche Versorgung benötig: scheut euch nicht, die europaweite Notrufnummer 112 zu wählen! Darüber werde ich in einem weiteren Artikel schreiben.
Auf dem Weg in die Klinik dreht sich mein Gedankenkarussel weiter: Wie lange werde ich ausfallen? Kann ich so zur Arbeit gehen? Wann kann ich wieder laufen? Shit, wie sehen meine Füße aus, kann ich die dem Arzt so zeigen? Wie lange ist die letzte Pediküre her?“
Die Diagnose: Bänderriss und Sprunggelenksbruch. Das bedeutete für mich, erst einmal zwei Wochen absolute Ruhe und gehen auf Krücken … und viel Geduld.
Text: Lulu
Foto: privat