iVenga! iVenga chica! iSuerte! iAnimo! iCampeonas! Muy bien! – dieser Ohrwurm wird Simone, Jennifer und Luisa nach dem Transvulcania noch eine Weile in den Ohren klingen.
Der Transvulcania, ein beliebter Trailrun mit internationaler Besetzung, der einmal quer über die kanarische Insel La Palma führt, hat die drei Mädels wirklich verzaubert! „Ultra“ (für lange Lauferei) und „Sky“ (für viele Höhenmeter) sind wirklich keine willkürlich gewählten Attribute, denn man fühlt sich so, als liefe man vom Meer so lange den Vulkan hoch bis der Himmel kommt und man links und rechts des Vulkangrates Wolken und Meer sieht.
Bereits in den Tagen vor dem Wettkampf wurde den drei Triathletinnen beim Erkunden der Insel und beim Einlaufen durch den schwarzen Vulkansand bewusst, an welch magischem Ort sie sich befanden.
Warum-up – der Vertical Kilometer
Facts: 7,6 Kilometer mit 1.200 Höhenmeter, 200 Starter
Mit dem Vertical fällt der Startschuss zum Transvulcania, der insgesamt vier verschiedene Wettkämpfe bietet. Da Luisa „nur“ den Halbmarathon laufen wollte, meldete sie sich kurzer Hand auch noch für dieses kleine Aufwärmprogamm an. Gestartet wird im Jagdmodus, alle 30 Sekunden. Zunächst führt die Strecke vom Strand des Küstenorts Tazacorte über einen steinigen Wanderweg, der sich über 300 Höhenmeter auf Serpentinen nach oben zieht und von vielen Zuschauern gesäumt ist. Oben wird man, sofern man sich die Zeit für einen Blick über die Schultern nimmt, mit einem atemberaubenden Panorama belohnt. Weiter geht es querfeldein über große Felsen, direkt am Vulkangrat entlang zum El Time:
„Nehm ich Stöcke mit? Brauche ich meinen Trailrunning-Rucksack? Ich bin völlig planlos gestartet, deswegen war ich auch erstaunt, dass die Strecke mehr als einen Kilometer lang war, wo doch das Rennformat „Vertical Kilometer“ heißt. Während des Laufs brannte mir besonders der untere Rücken. Ich hatte mich gegen Stöcke entschieden. Unterwegs habe ich daher eine super Technik entwickelt, um den Rücken etwas zu unterstützen, stämmte ich beide Hände stützend in den Rücken. Es wurde gegen Ende so felsig, dass man teilweise nur noch kraxelnd voran kam. Oft war man dem Abgrund so nah, dass man sich wirklich konzentrieren musste. Kurz gesagt: Der Vertical ist mega steil, brennt in den Beinen wie die Hölle und macht riesig Spaß!“
Das Rennen – drei Mädels, drei Strecken
Lulu, Trail-Rookie hatte sich für den Halbmarathon entschieden: 24,3 Kilometer mit 2.100 Höhenmeter (erste Teilstrecke des Ultras), 600 Teilnehmer
Jennifer, Intermediate Trail-Level, wollte den Marathon rennen: 45 Kilometer mit 1.900 Höhenmeter (zweite Teilstrecke des Ultras), 800 Teilnehmer
Simone erfahrene Trail-Runnerin wollte den Ultra bezwingen: 74,3 Kilometer mit 4.350 Höhenmeter (HM+M+weitere 5km!), 2.000 Teilnehmer
Für den Marathon und den Ultra benötigt man übrigens als Start-Voraussetzung ein Finisher-Nachweis eines Langdistanz-Berglaufs über 30 Kilometer.
Race Day
2:20 Uhr: Simone steht auf, denn sie starten bereits um 6 Uhr morgens vom Leuchtturm in Funcaliente. Simone drückt sich in den Startblock und wartet noch über eine Stunde im Stockfinsteren auf ihren Start mit 2.000 anderen Ultramarathon-Läufern. „Ganz frech hatte ich mich ziemlich weit vorne platziert, denn wenn ich auf eines keine Lust hatte, dann auf Stau,“ erklärte die Wahl-Freiburgerin im Ziel. Diese Entscheidung sollte sich als richtig herausstellen, denn Simone, die eine erfahrende Trail-Läuferin ist, konnte das gesamte Rennen flüssig durchlaufen. „Zeitweise war ich sogar so alleine auf den Trails, dass es unheimlich war“, gab Mone zu Protokoll.
Um 6 Uhr fiel der Startschuss des Ultramarathons. Party on! Ein Feuerwerk erleuchtete den Nachthimmel und den Leuchtturm, und schon ging es ab auf die Straße und später in die dunklen Lavafelder. Der Anblick, als sich die Läufer mit ihren Stirnlampen über den engen Weg den Berg hinaufkämpften, war grandios. Simone lief entspannt los. Sofern das möglich war, denn die ersten Kilometerging es über 2.000 Höhenmeter nach oben.
Kurze Zeit später fiel der Startschuss zum Halbmarathon. Lulu kam gerade noch rechtzeitig, nachdem sie über eine halbe Stunde an den Dixi-Häuschen anstehen musste. „Der Sprint von der Toilette zur Startlinie war mein Warmlaufen“, scherzte sie. Die gleiche Strecke, die Simone bereits absolviert hatte, ging es nun auch für den Trail-Rookie hoch hinauf in die Berge. Die ersten 21 Kilometer führen über die Vulkan-Route über schwarzen Lavasand. „Man hatte keinen richtigen Halt“, deswegen hatte Luisa dieses Mal ihre Stöcke dabei.
Into the Elements!
Lulu und Simone kämpften sehr mit dem starken Wind. „Genauso abwechslungsreich wie die Landschaften war das Wetter“, berichtet Simone und ergänzt, „auf dem ersten Streckenabschnitt war es so windig, dass ich das Gefühl hatte, weggeweht zu werden.“ Beide tritime women-Mädels wählten die gleiche Taktik: möglichst klein machen und Windschatten suchen! „Auf der Vulkan-Route schien dann die Sonne und wir liefen auf den Bergen oberhalb der Wolken“, schwärmt Lulu, „ich habe allerdings unterschätzt, wie sehr die Kälte Körner kostet – in der Hektik vor dem Start hatte ich meine Energiegels im Auto vergessen und keine Windjacke dabei, unterwegs traf allerdings einen freundlichen Mitläufer, der mir zwei seiner Riegel schenkte und mich damit rettete!“
Kurz vor El Pilar, dem Ziel von Lulu, dem Start von Jennifer und Verpflegungsstelle von Simone, lief man in dicke Wolken. Es regnete und war plötzlich wieder eisig. Jennifer saß zu diesem Zeitpunkt bereits im Shuttle, der die Läufer an den Marathon-Start brachte. Es regnete wirklich in Strömen und der Wind sah alles andere als gemütlich aus. Die Stimmung der Läufer wurde immer verhaltener.
Der Halbmarathon macht Lust auf mehr
Lulu kam nach knapp vier Stunden im Ziel in El Pilar an. Ihr Kommentar: „Das war ganz echt hart, steil und kalt, aber richtig schön. Wer übrigens denkt, man würde 2.000 Höhenmeter am Stück durchrennen, den kann ich beruhigen, ich habe einen guten Rhythmus gefunden und bin oft schnell gegangen. Der Puls schießt dadurch nicht so extrem hoch und man ist genauso schnell. Der Halbmarathon ist kein Spaziergang, aber er bietet sich als Einstieg zum Trailrunning an, ich bin jetzt mehr als angefixt!“
Jennifer startet um 10 Uhr mit einem großen Menschenpulk auf den Marathon. Sie dachte sich schon, dass es bei den engen Trails mit dem Platz heikel werden könnte. Dem war leider auch so, bergauf staute es sich und man konnte nur mit Tippelschritten vorwärtskommen. Wir erinnern uns, es regnete in Strömen und der Wind zwang auch Jennifer, dazu Kopf vornüber gebeugt zu laufen.
Der Planet brennt und die Mädels fackeln die Insel ab
Mit zunehmender Höhe wurde es heller, „die Strecke verlief auf dem felsigen Grat und von Gipfel zu Gipfel und mit einem Mal war die Sonne angeknipst und brannte ziemlich kräftig auf uns runter“, erzählt Simone nach dem Rennen. Auch Jennifer war total aus dem Häuschen: „Die Stimmung war der Wahnsinn! Überall in den Bergen saßen Zuschauer und feuerten uns an.“
Am höchsten Berg der Insel, dem Pico de las Muchachos lief es für Simone immer noch extrem gut. Sie konnte einige Top-Starterinnen mit niedrigen Startnummern einsammeln. „Beflügelt von der schönen Strecke und der tollen Stimmung merkte ich die Hitze gar nicht so sehr, sicherlich half mir auch meine Vorbereitung auf La Reunion, dort war es noch viel heißer“, erklärte die begnadete Läuferin.
Technisch anspruchsvolles Downhill
Ab Kilometer 27 beim Marathon bzw. Kilometer 51 Kilometer beim Ultra – ging es abgesehen von ein paar Wellen von 2.400 Meter über dem Meeresspiegel abwärts bis zur Küste. „Es war der Wahnsinn! Unkonzentriert darf man bei einem Traillauf definitiv nicht sein, sonst liegt man schneller auf der Nase, als man schauen kann“, weiß Jennifer. Die letzten fünf Kilometer führten über steinige Serpentinen den Hang entlang mit Blick auf Porto Tazacorte. Von oben hörte man die Party-Musik und sah die Menschenmengen. „Was für ein Gefühl … direkt in die Party reinzulaufen“, schwärmt Jennifer. Auch Simone hatte bis dato keine Schmerzen oder Krämpfe, auch wenn sie sich auf dem Downhill ungewohnt staksig fühlte.
Jennifer kam bei brütender Hitze auf der Zielgeraden, den wohl einzigen flachen 300 Metern der ganzen Strecke, an. „Ich hörte bereits Luisa meinen Namen rufen“, freute sie sich, „es überkamen mich wieder einmal diese Glücksgefühle welche man nur nach solch einem Tag erleben kann.“ Nach knapp 6 Stunden erreichte Jennifer überglücklich das Ziel.
Simone hatte bis zu diesem Punkt der Strecke bereits 70 Kilometer: „Ich hatte keine Ahnung auf welchem Rang ich lag. Hatte aber ein super Gefühl, weil ich einen dieser Sahnetage hatte, an die man sich später noch lange erinnert.“ Lulu konnte ihr dann an der Strecke die frohe Botschaft überbringen, dass sie sich bei den Frauen an Position sieben gekämpft hat. Mone schöpfte noch mal Energie und Motivation und verschwand in das berüchtigte und wunderschöne Flussbett.
Simone lässt Trail-Profis hinter sich
Simone erreichte nach weiteren vier Kilometer bergauf die Zielgerade in Los Llanos. Total geflasht sagte sie: „Eine lange Straße, von Bars gesäumt, Menschen, die mir Wassereis und Bierbecher reichen, Kinder, die begeistert meine klebrigen Hände abklatschten, dann endlich die Zielgerade … bei 9:54:46 Stunden bleibt die Uhr stehen.“ Diese Wahsinnszeit bescherte Simone einen unglaublich genialen 7. Gesamtplatz bei den Damen im internationalem Profifeld.
Ihr Fazit: „Ich war durch mein Skating- und Athletiktraining im Winter offenbar optimal vorbereitet. Jedem, der hier starten möchte, kann ich nur empfehlen regelmäßig Trailwettkämpfe zu bestreiten. Das bringt zweifelsohne Wettkampfroutine, Tempohärte und jede Menge Spaß.“
Nach Simones Zieleinlauf feierten die Mädels bis der letzte Starter um 23 Uhr die Finishline überquerte. Jede, der drei hatte ein ganz eigenes Abenteuer erlebt und gemeinsam, todos juntos, zelebrierten sie diesen Tag.
Do it. Love it. Join us! Auf geht’s zu neuen Trailrunning-Abenteuer – ihr kommt definitiv mit neuen Freunden und unvergesslichen Erlebnissen im Gepäck nach Hause zurück!
Eure Simone, Lulu und Jennifer
1 Kommentare