Flugreisen mit Rennrad: Tipps und Tricks

Mit dem Rennrad auf Flugreisen

Flugreisen mit dem Rennrad, wenn es mit dem Rennrad oder der Triathlonmaschine on Tour geht, sollte man ein paar Sachen beachten. Jule hat einige Tipps zusammengeschrieben, die man beachten sollte.

Wenn ein Trainingslager oder ein Wettkampf im Ausland anstehen, möchte man ungern auf sein eigenes Rad verzichten. Spätestens, wenn die Reise nicht mit dem Auto, sondern mit dem Flugzeug unternommen wird, stellt sich die Frage, was alles zu beachten ist, damit das Rad wohlbehalten am Zielort ankommt. Im folgenden Artikel sind ein paar Punkte zusammengestellt – die gerade bei der ersten Flugreisen mit Rennrad hilfreich sind.
Vorab sei angemerkt: die Beispiele sind rein exemplarisch Natur. Natürlich solltet ihr zuerst schauen, was für ein Rad ihr habt, was für eine Radtasche am besten passt beziehungsweise welche ihr euch anschaffen möchtet oder ausleihen könnt. Einen Anspruch auf Vollständigkeit kann der Text nicht erfüllen.

Flugreisen mit dem Rennrad: Die Radtschen von Thule und Scicon haben wir bei tritime beispielsweise schon einmal für euch getestet.

Bevor es auf die Reise geht

Ihr habt schon ein Ziel und einen Flug im Auge? Und wisst bereits mit welcher Airline es dorthin gehen soll? Dann informiert euch rechtzeitig VOR der Buchung, welche Regeln für Sportgepäck gelten, damit ihr nicht schlimmstenfalls am Flughafen eine böse Überraschung erlebt.
Die meisten Airlines verlangen circa  50 bis 75 Euro innerhalb von Europa für eine Strecke mit Sportgepäck  – wenn ihr die Möglichkeit habt, zu vergleichen und euch mehrere Airlines an das gewünschte Ziel bringen könnten: macht das. Die Airlines unterscheiden sich teilweise deutlich bei den Zusatzkosten – sowie auch bei den Vorgaben fürs Gewicht (rund 23 bis 32 Kilogramm), den Maße oder den Verpackungsvorgaben.
Achtung: E-Bikes werden von den meisten Airlines nicht ohne Weiteres transportiert.
Solltet ihr ein solches Gefährt mitnehmen wollen, informiert euch definitiv vorab.

Flugreisen mit dem Rennrad – Radtransport dazu buchen

Auf jeden Fall solltet ihr das Sonder-/Sportgepäck vorher und rechtzeitig dazubuchen. Entweder direkt bei der Online-Buchung – oder telefonisch direkt nach der Buchung.
Es ist oftmals zwar möglich bis kurz vor der Reise nachzubuchen – aber nur, wenn  ausreichend Stauraum vorhanden ist, kann das Rad wirklich mitgenommen werden.
Wichtig: rechtzeitig am Flughafen sein. Sperrgepäck wird separat behandelt, geprüft und gecheckt – und das kann je nach Land beziehungsweise Ausstattung des Flughafens mit Scanner und Personal auch etwas länger dauern. Zurück zum Verpacken …

Wie verpackt man sein Rad am sichersten …

Radtasche oder -koffer? Soft oder hard case?
Gewicht, Schutz und Funktionalität

Mittlerweile gibt es sehr viele unterschiedliche Optionen, um sein Rennrad zu verpacken – auch in unterschiedlichen Preisdimensionen. Nicht immer ist die teuerste Lösung die beste. Es empfiehlt sich, vor allem darauf zu achtet, ob die Verpackungslösung zu eurem Rad passt. Triathlonräder beziehungsweise feste Cockpit-Lösungen verlangen andere Taschen als Rennräder, bei denen ihr den Lenker vom Vorbau lösen könnt.
Ein Karton, den Radhersteller/Versender auch als Transportschutz anbieten, geht grundsätzlich auch und ist eine sehr günstige Lösung – sie erweist sich aber im Handling nicht wirklich als praktikabel gerade bei mehreren Transportstrecken, bei Regen oder längeren Wegen, die zu Fuß abolviert werden müssen.

Bei einer festen Vorbau-Lenker-Einheit kann die oben dargestellte Tasche nicht verwendet werden. Hier müsst ihr schauen, welche Tasche (z.B. von Scicon) passen würde.

Taschen mit gut dimensionierten, sinnvoll angebrachten und stabilen Rollen und Tragegurt(en) sind sehr sinnvoll für gutes Handling auf dem Weg zum Flieger. Ideal ist es, wenn ihr die Tasche vorher testen könnt – das Verpacken, das Rollen, das Tragen – sprich: wenn ihr euch die auserkorene Tasche vorher ausleihen könnt. Apropos „Tragen“ – da ihr oft auf dem Weg zum Flughafen beim Rangieren mit der Tasche beide Hände braucht – zum Tür öffnen, lenken etc. – ist es sehr praktisch, wenn ihr einen Reise-Rucksack für das restliche Gepäck nutzt. Oder einen Trolley, der auch als Rucksack zu tragen ist.

Eine Frage des Gewichts

Wie schwer ist die Tasche – und wie schwer ist euer Rad?
Tasche + Rad + Zubehör = Gesamtgewicht

Einige Airlines haben für Sportgepäck gewisse Gewichtslimits oder fragen beim Einchecken auch gerne mal nach oder wiegen direkt nach. Berechnet dies vorher in etwa mit ein oder wiegt testweise nach, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt. Das macht besonders Sinn, wenn ihr in der Tasche noch Schuhe, Luftpumpe oder Werkzeug verstauen möchtet.

Ein weiterer Tipp an dieser Stelle: Radtaschen mit einem integrierten Gestänge, auf dem ihr das Rad festschrauben könnt, haben unterwegs den Vorteil – neben entsprechender Stabilität und dem Schutz eures Bikes – dass ihr einen Montageständer mit dabei habt, um kleinere Reparaturen, Vorbereitungen etc. entsprechend stabil durchführen zu können. Noch einmal kurz zusammengefasst bedeutet dies bei der Wahl der richtigen Tasche, sollten vor allem die Aspekte Gewicht, Schutz und Funktionalität passen.

Bei Taschen mit Gestänge lässt sich der Rahmen super fixieren, sodass nichts umherfliegen kann

Das Rennrad auseinander bauen

Nachdem die Laufräder ausgebaut und Pedale abgeschraubt sind, könnt ihr euch an das weitere Verpacken machen.
Anmerkung: wenn ihr Scheibenbremsen habt, gelten zusätzliche Hinweise, um Schäden zu vermeiden. Es wird oft dazu geraten, die Scheiben getrennt zu verpacken. Hierauf wird an dieser Stelle nicht weiter eingegangen. Informiert euch am besten dazu beim Fachhändler/Mechaniker eures Vertrauens.

Demontiere und Fixieren

Je nach Ausführung der Transporttasche müssen im nächsten Schritt weitere Teile demontiert werden. Es empfiehlt sich, alle Einstellungspositionen wie Sattelposition und Lenkerwinkel im Vorfeld zu markieren. Bei manchen Herstellern sind in diesen Bereichen auch Skalierungen angebracht. Hier kann es hilfreich sein, diese vor Demontage kurz mit dem Handy zu fotografieren, sodass ihr die bekannten Einstellungen am Zielort wieder vornehmen könnt und alles wieder passt.
Tipp: am besten alle separaten Komponenten wie Schnellspanner und Pedale in einen Zipper-Beutel packen, damit ihr alles zusammen habt und nichts verloren geht oder versehentlich zuhause liegen bleibt.

In einem Beutel können die Kleinteile nicht verloren gehen.

Die Kurbel solltet ihr mit einem Klettstreifen fixieren, damit sie sich während der Reise nicht bewegt. Kabelbinder gehen natürlich auch – aber Klettstreifen könnt ihr mehrfach verwenden und sie sind deutlich schonender für den Lack.

Pedale mit Klettbändern fixieren.

Hat euer Rad eine elektrische Schaltung, ist diese entsprechend vor dem Flug zu deaktivieren bzw. der Akku zu trennen. Hierzu bei Shimano einfach an der Verteilerbox z.B. unter dem Vorbau die entsprechenden Kontakte trennen. Bei SRAM die Akkus abnehmen.
Der Grund für das Trennen der Verbindung: sollte die Schaltung während des Flugs versehentlich betätigt werden, da beispielsweise andere Gepäckstücke auf die Schalthebel drücken, könnte es passieren, dass der Akku leerläuft – und ihr am Zielort ohne „Saft“ ankommt.

Bei einer elektrischen Schaltung am besten die Schaltung trennen …

Bei der Tasche, die Jule verwendet, muss für den Transport der Lenker vom Vorbau gelöst und mit einem speziellen Polster platzsparend am Rahmen befestigt werden. Daher müssen die Vorbauschrauben gleichmäßig gelöst und herausgeschraubt werden. Anschließend nimmt Jule den Lenker ab, dreht ihn zur Seite an den Rahmen un befestigt ihn dort.
Wichtig: Die Vorbaukappe sofort wieder mit dem Schrauben am Vorbau befestigen, damit keine Teile verloren gehen.

Ein Drehmomentschlüssel sollte immer im Gepäck mit dabei sein.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass es sehr sinnvoll ist, einen Drehmomentschlüssel mit entsprechenden Bits mitzunehmen, der alle Bereiche des Rads abdeckt. Das maximale Drehmoment ist in der Regel unter anderem am Vorbau aufgedruckt oder auf der Hersteller-Homepage ersichtlich. Am Rad werden in der Regel Drehmomente zwischen 4 Nm (z.B. Flaschenhalter) und 15 Nm (z.B. Pedale) verwendet. Ein Drehmomentschlüssel kann also für fast alle Verschraubungen am Rad verwendet werden.

Zusätzlicher Schutz

Flächen, die aneinander grenzen oder aufeinander liegen, könnt ihr sehr gut mit Schaumstoff schützen. Ideal ist hier Schaumstoff als Meterware aus dem Baumarkt, der sonst für das Isolieren von Heizungsrohren verwendet wird. Diesen gibt es in unterschiedlichen Durchmessern zu einem sehr günstigen Preis. Dieser Schaumstoff lässt sich sehr praktisch anbringen – und kann mit Kabelbindern auch noch zusätzlich vor Verrutschen gesichert werden. Der Vorteil gegenüber Luftpolsterfolie: die Schaumstoffteile reißen nicht so schnell ein und können gut mehrfach verwendet werden. Verwendet Schaumstoff einfach überall, wo ein Schutz sinnvoll sein könnte, um Kratzer oder sonstige Schäden zu vermeiden.
Jeder Taschenhersteller hat zudem meist eigenes und weiteres Zubehör wie zusätzliche Schaumstoff-/Klett-Elemente für den Lenker oder Schaltwerk-/Kettenschutz etc. – schaut, ob ihr damit hinkomm. Apropos Schaltwerk – wenn eure Tasche keinen separaten Schutz im Lieferumfang hat, sollte das Schaltwerk gegebenenfalls gelöst und separat mit Luftposterfolie geschützt und mit dem Schutz am Rahmen fixiert werden. Achtet darauf, dass beim Verpacken die Schaltung auf dem großen Blatt und auf dem kleinsten Ritzel steht.

Zustäztlicher Schutz mit Schaumstoff ist nie verkehrt.

Um zu vermeiden, dass eure Flaschenhalter Schaden nehmen, könnt ihr Trinkflaschen einsetzen, die nebenbei auch Stauraum für Zubehör und Material bieten. Ein Flaschenhalter hinter dem Sattel ist sehr exponiert und kann leicht abrechen, daher am besten abschrauben und mit in die Tasche packen.

Fast fertig

Das war es auch schon. Gar nicht so schwer, oder? Nur noch die Laufräder in den separaten Taschen verstauen und die Luft etwas aus den Reifen lassen.
Achtung: C02-Kartuschen dürfen nicht im Flugzeug mitgenommen werden. Sie werden zwar manchmal übersehen – aber lasst es nicht darauf ankommen, dass es bei einer Kontrolle zu unangenehmen Situationen kommt. Schaut, dass ihr diese am besten vor Ort im Fachhandel kauft.Jetzt nur noch alle Schnallen und Reißverschlüsse etc. schliessen und gegebenenfalls zusätzlich mit Schlössern sichern. Hier ist besonders bei Reisen in die USA darauf zu achten, dass ihr TSA-Schlösser (Transportation Security Administration) verwendet, die von den Behörden mit einem Generalschlüssel geöffnet werden können.

Noch ein kleiner Tipp: einfach an der verpackten Tasche etwas rütteln – wenn nichts klappert, habt ihr alles gut verstaut. Sonst noch einmal nachschauen und entsprechend nachjustieren und schon können die Flugreisen mit dem Rennrad beginnen.

Es kann losgehen.

Flugreisen mit dem Rennrad: Ready for take-off

Am Flughafen solltet ihr bei frühzeitiger Ankunft und Einchecken recht fix den Sperrgepäck-Schalter aufsuchen und die Tasche dort abgeben und den Scan abwarten. Sobald das Rad auf den Transportwegen im Flughafen unterwegs ist, könnt ihr entspannen und euch auf die Reise freuen.

Nach der Landung alles kurz checken

Es ist immer ein kleiner, banger Moment nach der Landung, bis sich die Tür der Sperrgepäckausgabe öffnet, und die Tasche zum Vorschein kommt. Schaut bitte direkt rein, um sicher zu gehen, dass alles passt und nichts kaputt gegangen ist. Das ist wichtig für etwaige Ansprüche auf Schadensersatz. Schäden kann man auch noch etwas später geltend machen – aber je eher desto besser. Die meisten Airlines leisten ohnehin nur in einem recht überschaubaren Rahmen im Schadensfall – mittlerweile gibt es auch Versicherungen, die ihr zusätzlich abschließen könnt. Das liegt aber in eurem Ermessen, ob ihr es für notwendig erachtet. Bislang ist an Jules Rädern alles heile geblieben – und es ist auch noch keine Tasche verloren gegangen oder verspätet angekommen. Toi, toi, toi.
Wir wünschen euch auf alle Fälle nur positive Erfahrungen bei der Mitnahme eures Rades – und allzeit gute Reise!

Flugreisen mit dem Rennrad: Abschließend noch eine kleine Liste mit den Dingen, die ihr noch zusätzlich für euer Rad mit in die Tasche packen solltet:
Werkzeug (Inbusschlüsselsatz, Drehmomentschlüssel)
Kabelbinder
Handschuhe/Einmalhandschuhe
Kettenöl
Feuchttücher/Babypflegetücher/weiche Einmal-Handtücher – für das Entfernen des ersten groben Schmutzes nach dem Rennen, damit ihr diesen nicht mit nach Hause nehmt.

 

Text: Juliane Heckmann