Das Zeitfahren rund um den Attersee steht schon lange auf meiner to-do-Liste. Keine Angst, ich bin nicht größenwahnsinnig und denke nicht, dass ich bei den Radspezialisten eine Chance hätte. Ich bin seit meiner Kindheit regelmäßig am Attersee und in den letzten 20 Jahren gab es keinen Sommer ohne den größten See Österreichs. Deshalb kenne ich die Seerunde wirklich mehr als gut und genieße immer wieder das tolle Panorama und das kristallklare Wasser. Gäbe es eine Kombiwertung – ich wäre ganz vorne. Schließlich bin ich beim Seeschwimmen schon durch den Attersee geschwommen und beim alljährlichen Lauf in Schörfling stand ich auch schon ganz oben auf dem Podest. Aber einmal Vollgas rund um den See – ohne Verkehr, das ist doch auch was. Bisher war es meist am Termin des King of the Lake am Attersee gescheitert, weil ich Ende September bereits das Rennrad eingewintert und die Skiroller aktiviert hatte, aber dank Rad-WM in Innsbruck war der King of the Lake dieses Jahr zwei Wochen früher und als Restformvernichter der letzten Triathlon-Rennen optimal geeignet.
King of the Lake am Attersee:
Seerundfahrt ohne Panoramablick
Die Organisation des Rennens war äußerst professionell. Startrampe, Videowall, Online-Zwischenzeiten – alles top und auf Profi-Niveau. Sehr charmant war auch der Mix an Hobbysportlern, ambitionierten Amateuren und Elite-Startern. Trotz professionellem Ambiente ging der familiäre Charakter der Veranstaltung nicht verloren und die vielen Helfer waren alle super nett und zuvorkommend.
Durch die Straßensperrung mussten wir von unserer Berghütte schon relativ früh anreisen und ich dachte, dass es eine zähe Nummer bis zu meinem Start um kurz nach 16.00 Uhr würde. Als Zeifahr-Greenhorn war ich dann aber doch gut eingespannt, denn auf der Rolle warmfahren war auch für mich eine neue Erfahrung. Zwischendurch noch den Ehemann anfeuern und den Jungs meines Skiausrüsters Fischer, die sich im Team die 40er Schallmauer vorgenommen hatten, zu jubeln.
Schließlich war’s dann soweit und ich stand auf der Rampe. Und Start. Erst mal meinen Rhytmus finden und nicht zu scharf anfahren. Ich wusste, dass die zweite Hälfte und besonders die Endphase des Rennens einige fiese Rampen beinhaltete. Nach 6 Kilometern sah ich meine Kinder mit Oma und Opa an der Strecke. Das gab Extrapower. Es rollt. Dann kamen kurz hintereinander zwei Mädels, die der Sprecher schon als heiße Favoriten angekündigt hatte. Das Tempo war schnell, aber ich fühle mich gut und konnte zumindest eine gewisse Zeit mit Abstand mitfahren. Irgendwann waren sie allerdings außer Sichtweite und es wurde langsam zäh. Noch 20 Kilometer. Puh, die können lange sein und wurden es. Trotzdem konnte ich mein Tempo halten und kam auch die 15-Prozent-Rampe bei Buchberg gut hoch. Die Strecke bin ich schon vor Jahren beim Triathlon gefahren, den es leider nicht mehr gibt. Das Ortschild von Seewalchen kommt näher.Finale. Nochmals alles rausholen und bei der letzten scharfen Kurve aufpassen. Ich bin wie immer zu brav und versuche, wie gefordert nicht über den Mittlestrich zu fahren. Das interessiert sonst nicht wirklich viele. Zielbogen. Bremsen und hoppla es steht sich wackelig auf den Beinen nach einem 39er Schnitt. 1:12:38 Stunde war die offizielle Zielzeit. Das bedeutete Platz 10 in der Gesamtwertung und Rang 5 bei den Damen 40-49. 5 Sekunden auf Platz 3 wären sicher drin gewesen. Hätte, hätte Fahrradkette …
Mein Fazit zum King of the Lake am Attersee
Toll war’s! Ich habe wenig Fehler gemacht. Und gut, dass ich die tolle Landschaft so gut kenne. Beim King of the Lake am Attersee bleibt für das schöne Panorama wirklich keine Zeit. Daher am besten gleich ein paar Tage länger bleiben.
Text: Sigi Mutscheller
Fotos: Uli Mutscheller