Ricarda Drobig ist 24 Jahre alt. Sie liebt es, zu laufen und Triathlon zu machen. Sport macht sie trotz Herzschrittmacher, auch wenn sie sehr vorsichtig sein muss, ihr Herz nicht zu überlasten.
Ricarda wohnt seit vier Wochen in Hamburg und arbeitet als Medizinische Fachangestellte am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Sie macht in ihrer Freizeit Triathlon trotz Herzschrittmacher und Hüft-OP.
Was mich auszeichnet? Ich möchte nie aufhöre, zu kämpfen. Ich möchte immer versuchen, in meinem Leben weiterzukommen und ehrlich zu sein. Um den heißen Brei herumzureden liegt mir nicht. Ich bin eine Kämpferin daher lautet meine Einstellung: „Mein stärkster Muskel ist mein Wille“. Egal was kommt, es geht immer weiter. Irgendwie. Es öffnen sich immer neue Türen und neue Wege. Klar, gibt es Situationen, bei denen man denkt, warum immer ich und nie die anderen? Aber aufgeben ist keine Option, denn dann kommt man erst recht nicht weiter.
Ricarda, dein Herz ist nicht gesund, wann und wie hast du gemerkt, dass etwas nicht stimmt?
Ich hatte 2014 plötzlich einen starken Leistungsabfall beim Laufen und immer wieder Brustschmerzen. Ich bin zum Arzt gegangen, doch der schickte mich mehr oder weniger wieder nach Hause. Was los war, kam erst zwei Monate später raus und das auch nur durch einen Zufall. Ich hatte ein Fahrradunfall, weil ich immer wieder umkippte. Ein Arzt diagnostizierte eine Herzbeutelmuskelentzündung. Im Oktober 2018 wurde leider erneut eine Herzbeutelentzündung festgestllt. Auch da bin ich vorher notfallmäßig zu einem fremden Arzt gegangen, da ich Pulsveränderungen im Alltag hatte und mich auch ähnlich wie schon 2014 fühlte. Doch auch dieses Mal wurde es abgetan – ganz im Gegenteil, mir wurde sogar erlaubt, an einem Halbmarathon teilzunehmen. Ich bin auch ohne Druck gestartet – Ärzten vertraut man ja. Ich hab den Halbmarathon auch erfolgreich gefinisht. Im Ziel bin ich allerdings mit Arrhythmien kollabiert.
Du hast einen Herzschrittmacher. Erkläre kurz, wie eine Herzschrittmacher grundsätzlich funktioniert und wie man damit Sport machen kann.
Mein Herzschrittmacher hat zwei Sonden. Eine im Vorhof und eine in der Kammer. Diese messen dauerhaft meine Herzfrequenz. Setzt mein Herz ein paar Schläge aus oder fällt mein Puls unter 60, setzt sofort mein Herzschrittmacher ein und ’stupst’ mein Herz mit kleinen Stromschlägen wieder an. Das fühlt sich manchmal so an, wie wenn jemand Druckknöpfe im Herz zu macht.
Deine Leidenschaft gilt trotz aller Widrigkeiten dem Ausdauersport – was sagen deine Ärzte und dazu?
Wenn ich den Ärzten gegenüber Triathlon erwähne, bekomme ich nicht immer freudige Blicke. Ich habe allerdings einen ganz hervorragenden Kardiologen, der mich unterstützt und sagt, dass ich den Sport ruhig machen soll. Leider haltet sich aktuell alle mit weiteren Aussagen zurück, da die Entzündung vom Oktober wohl mehr Schaden angerichtet hat, als gedacht.
Gerade musstest du eine dreimonatige Sportpause einlegen, da dein Herz erneut überlastet war. Wie gehst du damit um, und was macht das mental mit dir?
Puh, das ist eine gute Frage. Er wechselt zwischen den Phasen ‚ich habe es zu akzeptiert so ist es nun‘ und ‚Ich habe die Nase voll‘. Letztendlich darf ich seit Januar wieder trainieren doch es klappt nicht wirklich. Ich habe täglich Rhythmusstörungen und derzeit richtige Probleme im Alltag. Das frustriert mich ziemlich. Mir ist bewusst, dass sich die letzte Entzündung nicht so schnell zurückbildet. Ich weiß derzeit nicht, ob es je wieder so wird, dass ich Triathlon machen kann. Doch aufgeben tue ich nicht und zum Glück gibt es ja auch die Möglichkeit einer Staffel :).
Du engagierst dich für das Projekt „Herzsinus“. Was genau steckt dahinter und was ist deine Rolle dabei?
Ich hab das Projekt gestartet, weil ich gerne anderen Menschen das Thema Herz näher bringen möchte und vor allem Sportler sensibilisieren möchte. Denn wie oft hört man, dass jemand mit Schnupfen trainiert. Ich möchte gerne andere davor bewahren, in die gleiche Sitaution, wie ich zu kommen.
Was sind deine (sportlichen) Ziele für die Zukunft?
Mein größter Wunsch ist, wieder normal Sport machen zu können – wieder Laufen zu können und auch wieder Triathlon trotz Herzschrittmacher ausüben zu können. Aktuell wäre ich schon froh, wenn ich – ohne Luftnot zu bekommen – im Alltag Treppen steigen könnte. Und gleichzeitig sollte ich mich glücklich schätzen, dass ich noch am Leben bin und bereits wieder etwas locker Radfahren kann, denn eigentlich ist das schon ein kleines Wunder. Das lässt mich manchmal sehr nachdenklich werden und auch die kleinen Dinge im Leben wieder mehr wertschätzen.
Interview: Meike Maurer
Fotos: privat