City Triathlon Frankfurt: Vollgas voraus

Laura berichtet von ihrer ersten richtigen Mitteldistanz beim City Triathlon in Frankfurt.

2019 sollte für mich eher lauflastig werden. Im April stand mein erster Marathon auf dem Programm. Knapp fünf Wochen später mein erster Trail-Marathon mit ordentlich Höhenmetern und im Juni war mein zweiter Start bei der Mitteldistanz in Bonn geplant. Bonn sollte mein einziger Triathlon sein, dafür wollte ich mich aber umso besser vorbereiten. Gesagt – Getan! Bonn lief einfach super für mich und es war danach schnell klar: Die gute Form muss genutzt werden.

Als ich dann vom City Triathlon Frankfurt die Möglichkeit bekam, erneut in Frankfurt zu starten, freute ich mich riesig. Die Olympische Distanz im letzten Jahr war ein tolles Erlebnis für mich und jetzt durfte ich sogar über die Mitteldistanz starten. Ich wusste, es würde ein Fest werde. Es ist wirklich etwas Besonderes dort zu starten, wo viele Menschen einen kennen und man weiß, am Streckenrand wartet jede Menge Support auf einen.

Meine Vorbereitung auf den
City Triathlon Frankfurt

Die nötige Laufform hatte ich durch das Training für meine beiden Marathons bereits aufgebaut. Auch auf dem Rad fühlte ich mich stark. Allerdings hatte ich extra für Bonn viele Höhenmeter im Training gesammelt. Der Kurs durch das Siebengebirge hat es bekanntlich in sich. Mein Gedanke im Hinblick auf Frankfurt war daher eher: Bin ich dieses Jahr wirklich genug in der Aeroposition gefahren? Denn die Radstrecke in Frankfurt ist sehr flach, das wollte ich mit meinem neuen Triathlonfahrrad gut nutzen.

Also habe ich bei jeder Gelegenheit das Rennrad im Keller stehen lassen und mein Zeitfahrmaschine zum Training genutzt. Ich bin viel durch die Wetterau gefahren und habe mich auf flachen Strecken erprobt. Gar nicht so einfach, wenn man den Westerwald oder den Odenwald mit all seinen Bergen liebt.

Ich habe außerdem viele Stabieinheiten in mein Training eingebaut. Ich wollte die Position auf dem Rad über 80 Kilometer gut und ohne Beschwerden halten können. Auch das Schwimmen im Freiwasser habe ich jeden Donnerstag bei der Sailfish Swimnight am Langener Waldsee trainiert. Wobei ich in diesem Leben, egal wie viel ich schwimme, definitiv kein Profi im Wasser mehr werde. Die Orientierung im See fällt mir immer noch etwas schwer. Allerdings versuche ich mich auch daran zu erinnern, dass ich letztes Jahr noch alle Wettkämpfe Brust geschwommen bin und erst seit April 2019 kraulen kann.

Das Wettkampfwochenende

Wer tritime women auf Instagram folgt, konnte bereits mein Wettkampfwochenende ein wenig verfolgen. Freitags ging es in die Stadt. Die Startunterlagen und den coolen Rucksack, den es zum 10-jährigen Jubiläum des City Triathlon Frankfurt von Sailfish gab, abholen. Danach habe ich mir zusammen mit Freunden die Wettkampfbesprechung angehört.

Abends ging es noch ein bisschen für lockere Stabi- und Dehnübungen ins Fitnessstudio und im Anschluss für ein paar Bahnen ins Schwimmbad. Das war für mich die letzte Trainingseinheit vor dem Wettkampf und hat mich mental noch mal gestärkt, weil das Schwimmen einfach super lief.

Am Samstag ging es zum Bike-Check-In an den Langener Waldsee

Danach haben ich mich noch mal kurz in den See getraut und die Wassertemperatur gecheckt. In den letzten Jahren wurde beim City Triathlon Frankfurt meist ein Neoverbot ausgesprochen, weil das Wasser so warm war. Nachdem wir eine kurze Runde im See geschwommen waren, hatte ich mich bereits gegen ein Schwimmen mit Neo entschieden,. Das Wasser war so angenehm und ich wusste genau, ich wäre in dem Ding eingegangen vor Hitze.

Raceday

Die Nacht von Samstag auf Sonntag habe ich kaum ein Auge zugetan. Ich war eigentlich nicht nervös, aber scheinbar konnte mein Kopf nicht abschalten. Ich schlief nur zwei Stunden. Naja, das Adrenalin wird es schon richten, waren meine Gedanken als ich das Haus verließ. Genau so war es auch. Am See angekommen ging auf einmal alles ganz schnell. Überall hörte man glückliche Stimmen, „Neopren ist erlaubt!“

Bewusst ohne Neoprenanzug

Ich war allerdings weiterhin fest entschlossen, ohne die Pelle zu schwimmen.

Also, ab Richtung Start. Gott sei Dank hatte ich meinen liebsten Trainingsbuddy Steffi immer bei mir und wir beide hatten einfach super Bock auf das Rennen. Somit hielt sich auch die Nervosität in Grenzen.

Dann das „Go“. Die ersten Meter fühlten sich gut an, es dauerte eine Weile, bis ich in meinen Rhythmus fand. Nach rund 200 Metern hatte ich mich gut eingefunden und konnte gleichmäßige Züge machen. Allerdings habe ich dann vermehrt Wasser geschluckt. Dadurch habe ich mich selbst wieder  rausgebracht. Sofort fingen die Diskussion im Kopf wieder an. Ich bin super darin, mich selbst fertig zu machen, wenn es mal nicht so läuft, wie ich es gerne hätte.

In den letzten Monaten habe ich allerdings schon viel an mir gearbeitet und auch durch das Buch „Brutal Mental“ von Daniela viel dazu gelernt. Ich habe es irgendwie geschafft, die negativen Gedanken bei Seite zu schieben und die 2.000 Meter ohne Stress fertig zu schwimmen. Am Ausstieg, war der Blick auf die Uhr eher enttäuschend, aber ich hatte mir fest vorgenommen, das Beste draus zu machen und weiter, alles zu geben. Denn jetzt kam der Part auf den ich mich am meisten freute. Mit meinem Rad durch die Frankfurter Innenstadt zu fliegen.

Eine flache Radstrecke hat es auch in sich

Die 80 Kilometer fuhren sich fast wie von selbst. Die flache Strecke hatte es dennoch in sich. Ich habe es absolut unterschätzt, wie verdammt anstrengend es sein kann, die ganze Zeit vollen Druck auf die Pedale zu bringen. Es war hart, aber es war geil.

Mit meinem 34er-Schnitt war ich super happy und stellte mein Rad in Wechselzone zwei mit einem fetten Grinsen ab.

„Jetzt nur noch einen Halbmarathon laufen, Laura!“ waren meine Gedanken als ich loslief. Den ersten Kilometer lief ich natürlich wieder viel zu schnell, bis ich mich auf mein Tempo eingependelt hatte. Tja, was soll ich sagen, es lief super.  Es lief so gut, wie noch nie. Die ersten Kilometer vergingen wie im Flug und ich hörte meinen Namen so oft an der Strecke, sah bekannte Gesichter und Freunde. Das pusht unheimlich und dadurch fällt es einem extrem leicht. Das ist das Schöne daran, wenn man mehrere Runden laufen muss. Man weiß genau, wer wo steht und einem noch mal die passenden Motivationssprüche zurufen kann.

In diesem Sinne: Nochmal Danke an alle, die mich so toll unterstützt haben.

Die letzte Laufrunde wurde noch mal ziemlich hart und ich musste ordentlich kämpfen, aber als ich nach 20 Kilometer durch den Zielbogen in der Innenstadt laufen durfte, war ich einfach nur glücklich, meine erste „richtige“ Mitteldistanz gefinisht zu haben.

Geteilte Freude …

Kurze Zeit nach mir, kam auch meine liebe Freundin Steffi ins Ziel und wir feierten unseren Erfolg. Über meine Zeit, machte ich mir bis zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Gedanken. Insgeheim wollten Steffi und ich gerne unter fünfeinhalb Stunden bleiben. Als wir unsere Uhren checkten, konnten wir es beide kaum glauben. Wir hatten unser Ziel locker erreicht und sind in knapp über 5 Stunden ins Ziel gekommen. Wahnsinn! Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, belegte ich in meiner Altersklasse sogar den zweiten Platz. Damit hätte ich nie im Leben gerechnet und freute mich wie ein kleines Kind.

Fazit: Meine Zeit und die Platzierung waren für mich allerdings nur zweitrangig. Das Schönste für mich an diesem Tag war wirklich, dass ich so viele nette Leute auf der Strecke getroffen habe. Der City Triathlon Frankfurt schafft es, alle zu vereinen und Mitteldistanz-Starter und Jedermänner zusammen  starten zu lassen. Das ist einfach toll. Für mich ist diese Veranstaltung daher ein absolutes Muss in meiner Saisonplanung.

Text: Laura Behnke
Fotos: privat