Ötillö Malta: Beaten the beast

Selten war ein Rennen so emotional für Rabea und Meike wie die Premiere des Ötillö Malta. Dieser SwimRun wird den beiden sicherlich immer in Erinnerung bleiben.

Es war definitiv ein Kampf gegen die Naturgewalten – gegen den Wind, die Wellen, den Regen und den teils aufgewichten matschigen Boden.

Unglaublich glücklich, es geschafft zu haben

Nicht immer ist die Ziellinie der wohl schönste und bewegendste Augenblick eines Rennens. Manchmal findet dieser Augenblick nur wenige 100 Meter vorher statt. So auch am Sonntag bei der Premiere des Ötillö Malta. Ein Rennen, das Rabea und Meike sicher nicht so schnell vergessen werden. Einer der wohl härtesten Wettkämpfe, den die beiden je gemacht haben.

Es waren viele extreme Momente:  Regen, Sonne, starker Wind und hohe Wellen. Mal von vorne, mal von der Seite, am Ende meterhoch von hinten. Doch wir waren stärker auf den 39,6 SwimRun-Kilometern vom Start in der einzigartigen Altstadt von Valetta bis zum Ziel an der Golden Bay. Die Streckenlängen: Acht Kilometer schwimmen im aufgewühlten, unruhigen Meer und beeindruckende 31 Kilometer laufen durch die Stadt, entlang der Küste, über felsige, teils klebrig schlammige Trails immer der Steilküste folgend.

Impressionen vom Kampf gegen die Wellen:

Wenn der Kopf über Sieg oder Niederlage entscheidet

Wir haben gekämpft, gelacht, gefroren, uns ermutigt, zusammengehalten, Spass gehabt, weitergemacht, gelitten, Angst erlebt und überwunden, geteilt, gewonnen, gestaunt, Salzwasser geschluckt, die Schwimmbrille verloren und Regenbogen gesehen, haben vertraut und gezweifelt, sind mutig in tosendes Wellentreiben gesprungen und durch Wellenberge getaucht, haben uns von den Wellen an Land tragen lassen und gegen ihre Sog gekämpft. Und am Ende des letzten Schwimmens lagen wir uns einfach nur in den Armen. Erleichtert. Dankbar über den Boden unter den Füssen. Stolz. Zusammen hatten wir es geschafft. Ein großartiger und unvergesslicher Moment noch vor der Ziellinie. Ein Moment, den wir nur so im Team geniessen konnten.

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Wir lieben die Natur und wir lieben es, in der Natur Sport zu machen. Am Wochenende haben wir beides in voller Schönheit und Stärke erlebt und kamen uns im offenen Meer manchmal sehr, sehr klein vor. Aber vielleicht sind es genau diese Momente, die unseren Sport so einzigartig machen.

Ötillö Malta: “It was hard, it was long, it was stunning, we made it and it was a pleasure.

Nach dem Ausscheiden im Engadin wegen Unterkühlung wollten Meike und Rabea nochmal einen Ötillö über die lange Distanz angehen. Die Entscheidung fiel auf Malta – wärmere Temperaturen und weniger Höhenmeter überzeugten die beiden. Das Rennen auf Malta war die Premiere und zugleich Finale der Ötillö World Serie 2019. Die Vorfreude war gross. Laut Ausschreibung lag der Schwerpunkt auf dem Schwimmen , drei längere Schwimmabschnitte, insgesamt knapp 9km und das im offenen Meer – für gute Schwimmer alles halb so wild!?

Es wurde wild

Wild und unruhig zeigte sich das Meer am Sonntag während des Rennens. Bereits am Vortag kündigte sich an, dass die Premiere des Ötillö Malta unberechenbar würde. Ein Spiel der Elemente: Wasser – Erde – Wind. Natur in all ihrer Schönheit und Stärke.

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Starker Wind war für Sonntag angekündigt. Der Veranstalter reagierte richtig und strich einen, der am Wind ausgesetztesten Schwimmabschnitt. Auch sollte es regnen. Doch bei einem SwimRun ist einem dies ausnahmsweise mal egal, denn man ist eh die ganze Zeit nass. Und so startete der Ötillö Malta nass, denn es regnete stark an der Startlinie. Dies minderte die freudig lustigen Stimmung am Start allerdings nicht. Ein gemeinsame „Schlachtruf“, Count-down und los gings.

Einige überraschende Momente

Die Stecke des Ötillö Malta bietet einige Attraktionen, Besonderheiten und kleine Überraschungen. So lief man die ersten Kilometer durch die sonntagmorgenliche verschlafene Altstadt, an kolonialherrschaftlichen Gebäuden vorbei in Richtung Hafen, dessen Durchquerung eine Ausnahme war, denn schwimmen ist hier eigentlich strengstens verboten. Polizeiboote sperrten die Strecke ab. Mit Blick auf die imposante Altstadtkulisse in der Morgendämmerung hatte man dann bereits die erste Schwimmstrecke hinter sich. Es folgten weitere, kurze Abschnitte in der Stadt bevor es an die unverbaute Küste ging und die Schwimmabschnitte länger wurden.

Schwimmen, einfach schwimmen

Der Wind hatte zugenommen, was man vor allem im Wasser zu spüren bekam. Und das auch noch auf einer der längsten Schwimmstrecken. Gegenwellen machten ein zügiges Vorankommen unmöglich, man hatte eher das Gefühl, auf der Stelle zu treiben – so fühlt sich also schwimmen mit Gegenstromanlage an 😉 . Durch die Wellen hatte man auch noch Mühe die Fahne, welche den Schwimmausstieg markierte, richtig zu sehen.

Weiter machen, einfach weiter. Immer wieder. Meter für Meter. Ein weiteres Highlight war ein schlammiger Trail der Steilküste entlang. Die steilen Downhillpassagen glichen einer Rutschbahn, die man hinuntersliden konnte. Bergauf hatte man Mühe, die Schuhe an den Füssen zu behalten und sie nicht im Schlamm zu versenken. Ein Spielplatz für Erwachsene mitten in der Natur. Schön.

Auch das Wetter spielte seine Spiele und zeigte all seine Facetten. Sonne, Regen, Wind, Platzregen, Sturm. Und wir machten weiter. Immer weiter. Schwimmend und laufend. Armzug für Armzug, Schritt für Schritt. Schön, dass man immer jemand bei sich hatte.

Wild und stürmisch ging es zu

Im Wasser war der Kampf gross; vor allem in den langen Schwimmabschnitten. Man sah nichts und niemanden. Fast schon kam man sich alleingelassen vor so mitten im offenen Meer. Also zusammenhalten und immer weiter schwimmen, immer weiter. Armzug für Armzug. Nicht nachdenken, einfach machen. Weitere Schwimmabschnitt wurden aufgrund der Wetterbedingungen und dem stürmenden Meer geschlossen, sodass die zweite Hälfte des Ötillö aus Laufen bestand.

Die ständigen Wechsel und wechselnden Landschaftsabschnitte machten das Rennen kurzweilig. Und trotz der Abwechslung machte sich so langsam Müdigkeit breit. Man hatte ja auch schon einige Stunden was geleistet. Frieren, aufwärmen, Gegenstromschwimmen, Matschwanderungen im Laufschritt … das alles macht schliesslich müde. Die steinigen Trails forderten allerdings weiter volle Konzentration, um nicht auf der Nase zu landen. Und so ging es Schritt für Schritt der Ziellinie entgegen. Und langsam traute man sich den Gedanken zu denken, dieses Mal könnte es klappen mit dem Finish; dieses Mal werden wir die Ziellinie überqueren. Doch da wussten wir noch nicht, welche Challenge noch vor uns lag.

Die Finishline am Golden Bay präsentierte sich am Samstag von ihrer schönsten Seite, fast schon paradiesisch. Der Zielbogen im Sand, dahinter eine Bucht mit azurblauen, klaren Wasser, eingerahmt von Felsenklippen. Fast schon kitschig rollten kleine Wellen ans Ufer – eine Traumdestination dieser letzte Schwimmabschnitt.

Beeindruckende Naturgewalten

Am Renntag prästentierte sich die Ziellinie anders – der Zielbogen wurde Opfer des starken Windes und brach zusammen, die Golden Bay glich eher einer Waschmaschine. Die gewaltige Kraft von Wasser zwischen den Felsenklippen war nicht nur zu sehen, sondern man spürte und erlebte sie. Majestätische Wellen aufgeschaukelt durch den Wind, unberechenbar, kraftvoll. Die letzten 200m waren wohl die herausforderndsten, die wir bis dahin jemals erlebt hatten. Auf Zeichen und klarer Anweisung des Renndirektors hiess es, sich in das tosende Wellentreiben zu stürzen, die Bucht erstmal zu kreuzen und dann Richtung Ziel zu wenden.

Wir waren fast nur noch Spielball der Wassermassen und versuchten, das fast unmögliche möglich zu machen mit dem Ziel, wieder Boden unter die Füsse zu bekommen. Nicht nachdenken. Einfach machen. Irgendwie. Meike riss es bereits bei der ersten grossen Welle, die über uns zusammenbrach, die Schwimmbrille weg. Ohne war sie aufgeschmissen. Wir wussten, dass Meike nur mit Brille sicher an Land kommen würde, da sie ein ziemlich Blindfisch ist und Kontaktlinsen trägt. Die Worte des Renndirektors „there´re three or four big waves, then it calms down“ noch im Ohr warteten wir ab, bis die Wellenberge für einen kurzen Moment kleiner wurden. Dann wechselte die Schwimmbrille von Rabeas auf Meikes Kopf.

Diesen einen Moment werden wir nie vergessen

Es hat funktioniert. Das Realisieren hat zum Glück erst später eingesetzt. Wir wären sonst wohl kaum in diesen tosenden Schleudergang gesprungen. Als wir wieder Boden unter den Füssen hatten lagen wir uns einfach nur noch in den Armen. Noch vor der Ziellinie. Erleichtert. Dankbar. Stolz. Überwältigt. Tief berührt. nicht wissen ob man lachen oder weinen sollte. Es war nicht das gemeinsame ins Ziel laufen – das war an diesem Tag nur noch das Sahnehäubchen – es war dieser eine Moment nach dem letzten Schwimmen, der zählte, nicht die Zielzeit, sonder dieser Augenblick, der alles darüber aussagt, was es heisst, gemeinsam als Team unterwegs zu sein.

Eine Verjüngungskur war das Rennen mit all dem Erlebten und durchleben, mit all dem Gemeisterten und sportlichen Herausforderungen sicher nicht – aber das Salzpeeling hat uns zumindest eine babyzarte Haut gezaubert 😉  – und wenn man dann vor lauter Stolz und der Freude, das Ziel erreicht zu haben, aus voller Leidenschaft für diesen tollen Sport, das Lachen fast nicht mehr aus dem Gesicht bekommt, dann weiss man, warum man sich an die Startlinie gestellt und die Herausforderung Ötiillö angenommen hat. Gemeinsam.

Wir wissen es, denn wir lieben genau diese Momente. Jeden einzelnen.

Eure Rabea & Meike

Fotos: Holger Schmidt

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