Dein Körper ist so unglaublich weise und weiß genau, was dir wirklich gut tut. Heute möchte Doris Kessel dir ein paar verrückte Geschichten erzählen, die sie erlebt hat.
Bist du schon einmal tief in deinen Körper hinein abgetaucht, so richtig tief? Hast du dich schon einmal mit deinem Körper verbunden, mit all seinen Teilen und ihn gefragt, was er jetzt von dir braucht? Ein paar tiefe, tiefe Atemzüge genommen und einfach pur in dich hinein gespürt. Das kann so schön sein.
Vor guten zwei Jahren habe ich mir auf Hawai’i die Kniescheibe zertrümmert. Ja, das war nicht so lustig. Als ehemalige Leistungssportlerin sich so ausgebremst, eingeschränkt und schwach zu fühlen wie nie zuvor war eine ziemlich lebensverändernde Erfahrung. Das Spannende war, dass mit dem Unfall mein Körper mit sofortiger Wirkung Nahrung abgelehnt hat. Dinge, die ich im Grunde schon wusste und vorsichtig damit umging. Vor allem Kaffee. Ich hatte überhaupt keine Lust mehr auf Kaffee. Mein Körper wollte nur noch frische Sachen und vor allem Heidelbeeren.
Was auf Hawai’i eine ziemlich teure Angelegenheit ist, aber ich hatte beschlossen, dass mein Körper nur das beste bekommt. Ja, der Unfall war auf meiner geliebten Insel Kaua’i passiert. Man sollte einfach vorher fragen, ob man beim Reinspringen in einen Fluss sonst noch etwas beachten sollte. Vor allem mögliche Felsen unter Wasser, die einem beim Aufprall die Kniescheibe zertrümmern könnten. So wie es bei mir der Fall war.
Habe Vertrauen in deinen Körper
Ich musste einige Termine in Deutschland absagen und war nicht in der Lage, an einem Tisch zu sitzen. So war ich gezwungen im Bett zu liegen und hatte meinen Laptop auf den Oberschenkel, weil ich ein paar Termine absagen und auf unbestimmte Zeit verschieben musste. Nach kurzer Zeit begann mein Knie zu wummern und es wurde immer schlimmer. Ich musste den Laptop so schnell wie möglich wieder wegpacken.
Das hat ganz schön an meiner Geduld gekratzt, denn von Natur aus, bin ich ein sehr ungeduldiger Mensch. Ja, Kaua’i lehrte mir Geduld und Vertrauen. Und mein Körper zeigte mir den Weg. Am Ende hatte alles super funktioniert, auch mit den Terminen.
Trainiere dein Körpergefühl
Nach all den Jahren Training dachte ich, dass ich bereits ein sehr gutes Körpergefühl hätte. Doch dieser Unfall katapultierte mich auf eine ganz andere Ebene. Die Ebene der Energie und Energiewahrnehmung.
Zurück in Deutschland ging es grottenlangsam wieder bergauf. Insgesamt verbrachte ich in der Summe sieben Monate auf dem Sofa. Sieben Monate ohne Autofahren oder selbständig irgendwo hingehen können, da ich immer Hilfe benötigte.
Als ich wieder im Krankenhaus lag, weil die Schrauben rauskamen, war ich fassungslos, als ich erfuhr, dass ich ein drittes Mal operiert werden muss. Ich hatte bereits zwei Tage nichts gegessen und getrunken. Ich fühlte mich so schwach und hatte keine Ahnung, wie ich das überstehen soll.
Aber mein Körper war da zuversichtlicher als ich. Eine meine Freundinnen sendete mir ein Bild mit einem Zitat, da stand rauf:
Du bist ein Wunder
Irgendetwas in mir sagte, dass das Zitat zwar andockte, aber noch nicht ganz für mich passte. So ging ich in die Meditation. Und da war schon die Lösung. Der Satz musste lauten:
Ich bin das Wunder.
In dem Moment, als ich in diesem Krankenhausbett lag und ich den Satz laut aussprach – ich war alleine im Zimmer – geschah etwas Unfassbares. Alles wurde hell und mein Körper sagte „Alles wird gut“.
Alles wird gut
So war es dann auch. Ich hatte nach der OP keine Anämie mehr. Ich konnte nach einer Woche raus. Obwohl der Chefarzt meinte, dass ich in jedem Fall drei Wochen bleiben müsste. Ich konnte nach wenigen Tagen alleine duschen und war einfach nur glücklich über diesen beschleunigen Verlauf, für den ich nach der ersten OP monatelang gebraucht hatte.
Ich glaube auch, dass unser Körper uns Warnsignale sendet, wir überhören sie nur zu oft oder wollen sie nicht wahrhaben. Wir denken, dass geht schon irgendwie und dann wird er vehementer. Er setzt genau da an, wo es uns am meisten weh tut. Meist psychisch. Mir war irgendwann klar, dass ich viele Hinweisschilder sehen musste, sonst würde diesen Knie nicht heilen. Ich musste wieder nach Hawai’i. Diesmal für drei Monate und mein MTB wollte ich unbedingt mitnehmen.
Biken auf Kaua’i
Nach einem Beugungsschub ging es sehr zäh voran. Ich wollte unbedingt auf der Rolle fahren. Rennrad ging nicht, so versuchte ich es mit dem MTB. Ich werde den Moment nie vergessen, als ich rückwärts einmal die Kurbel herumbekam.
Hm, sollte ich mein MTB mit nach Kaua’i nehmen? Ich war total verunsichert, geschweige denn, wie ich diesen langen Flug überstehen sollte.
Mein Körper sagte: „Pack es ein, du wirst damit fahren können.“ Und auf dem Hinflug hatte ich je zwei freie Sitzplätze, wo ich mein Bein hochlegen konnte.
Angekommen auf Hawai’i wartete ich auf den Impuls von meinem Körper, wann ich das MTB zusammenbauen sollte. Der kam. Ebenso der Moment als mein Knie sagte: Setz dich drauf und fahr. Wie das gehen sollte war schleierhaft, denn Rückwärtsfahren konnte ich noch nicht.
Feingefühl, Geduld, Loslassen
Das Verrückte war, dass es tatsächlich ging und trotz Schmerzen mein Knie sagte: Mach weiter. So fuhr ich weiter und irgendwann wurde es besser.
Und das soll jetzt keine Einladung sein, in Schmerzen hinein zu trainieren. Manchmal habe ich gar keine Schmerzen und mein Knie braucht trotzdem Ruhe. Mit Biegen und Brechen funktioniert es nicht. Sondern mit ganz viel Feingefühl, Geduld, Loslassen und manchmal kurz dranbleiben, auch wenn es höllisch weh tut. Ich sagte kurz.
Nach kurzer Zeit konnte ich immer länger fahren und war der glücklichste Mensch auf Erden. Auch als ich mich im Schwimmbecken nach der Wende immer kraftvoller Abstoßen konnte.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Kanada und ein paar Monaten in Deutschland wollte unbedingt wieder einen Monat nach Kaua’i. Mein Mountainbike hatte ich vorsorglich schon einmal dort gelassen.
Ich wollte unbedingt einen Teil des Kalalau-Trails gehen. Dummerweise hatte ich mir ein paar Tage vorher, weil ich einmal wieder zu schnell unterwegs war, einen Holzspiel an einer Treppe in die Fußsohle gerammt.
Auftreten ging gar nicht. So war ich erst einmal damit beschäftigt, den tiefen Spieß herauszuoperieren. Mir war schleierhaft, wie ich den Trail laufen sollte, denn ich wollte ich am liebsten Barfuß laufen. So fragte ich meinen Fuß. Er sagte, du wirst in laufen können.
Tatsächlich, am Morgen des Trailtages war alles verheilt. Ich konnte einen Teil sogar Barfuß gehen. Das Einzige was mir nach dem Halbtageshike weh taten, waren meine Oberschenkel ;-).
Jeder ist anders
Ich kann dir nichts mitgeben oder sagen, wie du tickst. Denn wir sind alle so unfassbar grundverschieden. Ich möchte die Menschen mit meinen Geschichten inspirieren und ihnen zeigen, was für eine, vielleicht nichtgreifbare, Weisheit in uns allen ist
Nach über zwei Jahren kommuniziere ich nach wie vor mit meinem Knie und es zeigt mir genau den Weg, auch wenn meinem Ego das nicht gefällt ;-). Ich habe gelernt, dass es manchmal viel wichtiger ist, seinen eigenen Weg zu gehen, herauszufinden welche Erfahrungen uns weiter bringen und welche nicht.
Aloha und Mahalo für’s Lesen,
deine Doris
Doris Kessel – ist Pädagogin M.A., Mental Coach Sport und Business, Yogalehrerin, Triathlon B-Trainerin, Ernährungsberaterin, Massage-Practitioner und Energyworker. 20 Jahre Triathlon haben sie sehr geprägt und die Liebe zu diesem Sport ist noch nicht vorüber. Sie möchte den Menschen helfen, sich noch mehr mit ihrem Körper zu verbinden und auf ihre Intuition zu hören.
In ihrem Buch spielt auch der Triathlon eine sehr große Rolle