Daniela Bleymehl: Der Körper erinnert sich schnell

Daniela Bleymehl beim Lauftraining

Back on track. Profitriathletin Daniela Bleymehl ist nach der Geburt ihrer Tochter wieder zurück im Training und voller Vorfreude auf die nächste Saison. Wir haben mit ihr über das Training nach der Schwangerschaft gesprochen.

 

Für mich geht es vor allem darum, gesund wieder auf ein gutes Leistungsniveau zu kommen, meinem Körper die Zeit zu geben, die er braucht und nichts zu riskieren, um den Sport noch möglichst lange gesund ausüben zu können. Gerade auch während der Stillzeit lege ich daher ein großes Augenmerk auf Athletik- und Krafttraining, da Bindegewebe, Muskeln, Sehnen und Bänder durch die Hormonumstellung noch relativ weich sind.”

 

Im Juli kam Deine Tochter Alicia zur Welt. Wann hast Du mit dem Sport und einem geregelten Training wieder begonnen?
Ich denke, da muss man etwas differenzieren: Mit Sport im Sinne von Bewegung habe ich sehr zeitnah nach Alicias Geburt angefangen. Die ersten Einheiten mit meinem Trainer hatte ich dann Mitte August – rund vier Wochen nach der Geburt. Ab September ging es allmählich zurück ins strukturierte Training. Anfangs mit sehr geringen Umfängen. Seit Oktober bin ich nahezu im gewohnten Trainingsalltag zurück. Nach wie vor gibt es hier und da noch Abstriche, aber wir sind auf einem guten Weg. Aktuell bin ich im Winter-Trainingslager in der Höhe in Livigno. Anfang Januar geht es mit dem Team Erdinger Alkoholfrei ins Teamcamp nach Lanzarote.

Hast Du nach der Schwangerschaft beim Trainingseinstieg etwas Spezielles berücksichtigt?
Für mich geht es vor allem darum, gesund wieder auf ein gutes Leistungsniveau zu kommen, meinem Körper die Zeit zu geben, die er braucht und nichts zu riskieren, um den Sport noch möglichst lange gesund ausüben zu können. Gerade auch während der Stillzeit lege ich daher ein großes Augenmerk auf Athletik- und Krafttraining, da Bindegewebe, Muskeln, Sehnen und Bänder durch die Hormonumstellung noch relativ weich sind. Natürlich gehört hierzu auch das Training des Beckenbodens, der Körpermitte und der Tiefenmuskulatur. An der Floskel „eine Schwangerschaft kommt zehn Monate und geht zehn Monate“ ist wirklich etwas Wahres dran und man sollte einfach im Hinterkopf haben, dass während dieser Zeit die Verletzungsgefahr erhöht ist. Das Wichtigste ist, auf seinen Körper zu hören und sich behutsam heranzutasten, ganz unabhängig davon, wie groß die Motivation war und ist.

Fiel es Dir schwer Dich für das Training zu motivieren? Musstest Du Dich eher bremsen oder lässt Du es (noch) bewusst langsam angehen?
Die Motivation war und ist nach wie vor riesig. Schon während der Schwangerschaft habe ich gespürt, wie sehr mir der Sport fehlt. Bremsen musste ich mich dennoch nicht, denn das geschieht ganz automatisch: Mit zwei Kindern sieht mein Tagesablauf nun doch etwas anders aus als früher – es bleibt einfach weniger Zeit zur Verfügung. Ich trainiere daher weniger umfangsorientiert und versuche stattdessen, vor allem auf eine möglichst hohe Qualität im Training zu achten. Hinzukommt, dass die Zeit zum Regenerieren auch nicht gerade mehr geworden ist.

Worauf hast Du bei den ersten Trainingseinheiten besonders geachtet?
Auf die Technik: Nach einer Schwangerschaft sind die Bewegungsabläufe, die allgemeine Motorik sowie der Körperschwerpunkt und überhaupt das Körpergefühl natürlich erstmal ganz anders. Ich habe versucht, dies als Chance zu sehen und die Technik von Grund auf neu bzw. wiederaufzubauen.

Und beim Laufen? Wann hast Du Dir zum ersten Mal nach der Geburt die Laufschuhe geschnürt, wie fühlte sich dieser Lauf an? Wie gehst du vor, um nach und nach wieder Deine Laufform aufzubauen?
Nach einer Geburt fühlt es sich zunächst so an, als müsste man das Laufen erst wieder lernen. Gleichzeitig ist es erstaunlich zu beobachten, an wieviel sich der Körper erinnert und wie schnell man wieder reinkommt. Bis zum ersten „echten“ Lauftraining habe ich mir einige Wochen Zeit gelassen, aber auch der Weg dahin ist natürlich schon mit viel Training und Arbeit verbunden. Wir haben gerade am Anfang sehr viel mit technischen Übungen und Athletik gearbeitet und das eigentliche Lauftraining zunächst sehr geringgehalten. Das Ziel war es, möglichst sauber zu laufen und von Anfang an, Dysbalancen und Verletzungen zu vermeiden. Die Umfänge sind auch jetzt noch sehr gering, aber mittlerweile ist wieder eine gute Regelmäßigkeit eingekehrt und auch Tempoeinheiten sind inzwischen wieder dabei. Das Laufen hat mir während der Schwangerschaft am meisten gefehlt, deshalb genieße ich den Weg zurück dabei sehr.

Was fühlt sich heute, vier Monate nach der Geburt, im Training vielleicht noch anders an als vor der Schwangerschaft?
Hier und da gibt es noch Abstriche, aber trainingstechnisch bin ich wie gesagt nahezu im gewohnten Trainingsalltag angekommen. Was sich sehr verändert hat – und was ich sicherlich auch etwas unterschätzt habe – sind die Themen Organisation und Regeneration. Wenn die Kinder selbstständiger werden, vergisst man schnell, was es heißt, 24/7 bedingungslos Anlaufstelle Nummer eins zu sein. Ich genieße diese Zeit wirklich sehr – ob bzw. wie sich die geringere Regenerationszeit längerfristig auswirken wird, bleibt abzuwarten.

Wie organisierst Du – gemeinsam mit Deinem Ehemann Moritz – Deinen Tag, schließlich hast Du ja auch noch einen schulpflichtigen Sohn? Begleitet Dich Alicia bereits beim Laufen und Schwimmen?
Ich bin sehr dankbar, dass wir gleich zwei Familien haben, die uns im Alltag unterstützen. Ohne diese Hilfe würde das alles gar nicht funktionieren – darüber bin ich mir im Klaren. Mein Mann arbeitet in Vollzeit als Arzt an einer Uniklinik und kann mir daher unter der Woche nicht viel abnehmen. In der Regel stehen wir morgens gemeinsam auf und beenden den Tag gemeinsam. Tagsüber bin ich aber auf besagte Unterstützung angewiesen. Neben Stillen und Windeln wechseln stehen noch Hausaufgaben, Vereinstraining & Co. bei meinem großen Sohn auf dem Plan. Ohne eine gute Organisation geht da gar nichts. Alicia ist immer mal im Babyjogger mit dabei, was auch eine gute Lösung für die Tage ist, an denen ich alleine mit den Kindern bin. Grundsätzlich versuche ich mein Training, aber ohne die Kinder zu erledigen.

Daniela Bleymehl beim Lauftraining

Wie schaut Deine Ernährung gerade aus? Ist des Dir schwergefallen, die typischen Schwangerschaftspfunde wieder loszuwerden?
Das zusätzliche Gewicht war ich relativ schnell wieder los – wie viele Schwangerschaftspfunde man ansetzt, hat man ja größtenteils selbst in der Hand. Meine Ernährung habe ich ehrlichgesagt kaum umgestellt, da ich mich immer ausgewogen und gesund ernähre, was während Schwangerschaft und Stillzeit natürlich doppelt wichtig ist. Auf jeden Fall bin ich mittlerweile Profi im „Meal Preping“ J: Ich versuche, unsere Mahlzeiten immer am Tag vorher schon durchzuplanen und koche viel vor. So bekommen wir die Tage gut organisiert – und ich fange nicht nach dem Training erst an zu kochen, sondern es steht dann bereits alles parat.

Das Immunsystem ist bekanntlich nach der Geburt besonders anfällig, wenn die Nächte kurz sind und man nicht genug schläft. Wie gehst du damit um? Was ist dein Geheimrezept?
Ich weiß gar nicht, ob ich selbst überhaupt behaupten kann, ein „Geheimrezept“ für mich gefunden zu haben. Außer vielleicht, dass ich sehr genau auf meinen Körper höre und die Signale zu deuten weiß. Das wäre somit auch das, was ich jeder anderen Mama nur ans Herz legen kann: immer in sich hineinzuhorchen und auf sich selbst zu vertrauen. Zur Unterstützung des Immunsystems nehme ich täglich orthomol Sport ein. Während der Schwangerschaft habe ich das durch orthomol natal ersetzt und auch jetzt während der Stillzeit wechsle ich zwischen den beiden Produkten ab. Orthomol natal liefert dem Körper wichtige Mikronährstoffe bei Kinderwunsch, in der Schwangerschaft und in der Stillzeit – somit ist nicht nur das Immunsystem bestens versorgt.

Kontrollierst du regelmäßig deine Blutwerte und wenn ja, worauf hast du einen besonderen Fokus und warum?
Einen Fokus legt man wahrscheinlich immer sehr individuell. Ich lasse circa drei- bis viermal im Jahr meine Blutwerte kontrollieren, um einfach alle möglichen Parameter im Blick zu haben.

Letzte Frage: Mitte November hast Du – laut Instagram – Dich für Deine ersten Wettkämpfe 2022 eingeschrieben. Wo sehen wir Dich an der Startlinie? Spielt Hawaii 2022 eine Rolle in deiner Wettkampfplanung für nächstes Jahr?
Eine konkrete Wettkampfplanung gibt es noch nicht, mein Ziel ist es aber, die Quali für Hawaii möglichst früh zu holen und dort dann fit am Start zu stehen. Fest steht: Ich bin voller Vorfreude auf die kommende Saison.

Danke, liebe Daniela fürs Interview und schon einmal viel Erfolg für die neue Saison

Fotos: Marcel Hilger