Triathletin Julia Skala ist 28 Jahre alt und startet seit letzter Saison als Profi. Was das genau für sie bedeutet, wie ihr Alltag aussieht und wie sie ihren Lebensunterhalt bestreitet, erfahrt ihr in den nächsten Monaten hier, denn wir begleiten die gebürtige Oberfränkin durch die Saison 2023.
Julia Skala vorgestellt
Triathlon macht Julia eigentlich schon seit sie klein ist. Zumindest ist sie als Kind schon bei dem einen oder anderen Kinder-Triathlon gestartet. Mit 16 Jahren begann sie, regelmäßig zu trainieren. Seit sie 22 ist, arbeitet sie mit einem Trainer. „Davor hat mein Papa viele Trainingsinhalte vorgegeben,“ erklärt die gelernte Polizeibeamtin.
Selten mit sich komplett zufrieden, strebt die Perfektionistin immer nach mehr. Passend zu diesem Charakterzug lautet ihr Motto: „If you play small, you stay small.“ Zusammen mit ihrem Lebenspartner Michael Kalb, der auch Triathlon-Profi ist, setzt das Paar alles auf ihre gemeinsame Leidenschaft. Er ist ihr Partner und Trainer zugleich. Zusammen sind sie dabei, ihre eigene Marke im Triathlon aufzubauen. P3 steht für Project Physical Power und ist die Coaching- und Trainingsplattform der beiden.
„Der größte Vorteil für mich ist, dass Michel als mein Partner und gleichzeitig auch Coach bereits nach dem Aufstehen beurteilen kann, was man mir an diesem Tag zumuten kann. Das gilt besonders mit Blick auf meinen Zyklus und auch bei kleinen Anzeichen auf einen Infekt. Außerdem kennt er mich und meinen Mindset in und auswendig und weiß meistens, sofort zu reagieren, wenn ich etwas am Kämpfen bin.“
Derzeit ist P3 ihre Haupteinnahmequelle, da sie vom Profisport noch nicht leben können. Mehr zu P3 werden wir euch in einem der nächsten Beiträge erzählen. Ebenso werden wir über ihr letztes Jahr im ausgebauten T4 Bus berichten. Ja, ihr hab richtig gelesen, letzten Sommer waren die beiden derzeitigen Wahl-Allgäuer in ihrem VW-Bus unterwegs und hatten ihre Wohnung aufgelöst. Leben, trainieren, schlafen alles auf kleinstem Raum und auf vier Rädern. „Es ist sicher nicht für jeden geeignet, für uns gehört der letzte Sommer so allerdings zu einem der bisher schönsten in unserem Leben.“ Klingt auf jeden Fall nach viel Spaß und Abenteuer zusammen.
Das nächste Rennen der beiden wird die Challenge Gran Canaria am 22. April 2023 sein.
Wir drücken die Daumen und werden berichten.
Julia Skala: Manchmal gibt es Tage, an denen ich zweifele
Nachdem der Einstieg in die Saison mit meinem zweiten Platz beim Triathlon Portocolom im April super geklappt hat, lief es danach weniger rund. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Aber das Schöne ist, nach jedem Tief geht es irgendwann auch wieder bergauf. Welche Hürden es als Profi zu meistern gibt und wie ich bzw. wir versuchen, mit Druck und Stress umzugehen, ist das Thema dieses Beitrags.
Eine Woche nach dem Rennen auf Mallorca war plötzlich der Wurm drin. Michael, mein Freund und ebenfalls Profi-Triathlet fing sich eine Entzündung ein, welche in der Notaufnahme entfernt werden musste, der Wettergott hatte nur Regen im Gepäck und die Einheiten liefen nicht so von der Hand wie in den Wochen zuvor. Viel Zeit zum Durchschnaufen gab es nicht, denn bereits zwei Wochen nach dem Rennen auf Mallorca wollten wir bei der Challenge Gran Canaria an der Startlinie stehen. Nach einigen aufbauenden Gesprächen und etwas Vertrauen, in die vielen erfolgreich absolvierten Trainingswochen, ist es uns gelungen, beim Rennen auf Gran Canaria an der Startlinie zu stehen.
Challenge Gran Canaria
Das Rennen auf Gran Canaria war im letzten Jahr mein erstes Profi-Rennen und somit wusste ich, was auf mich zukommen sollte. Besonders die technisch herausfordernde und extrem wellige Radstrecke sorgten bei mir schon Tage vor dem Rennstart für ein mulmiges Gefühl. Zudem war die Startliste gespickt mit national und international Größen der Triathlonszene, was mich derzeit noch unsicher werden lässt.
Nach meiner Schwimmperformance, die einem Disaster glich, hatte ich auf dem Rad wieder ein gutes Gefühl und ich konnte langsam wieder zurück ins Rennen finden. Daß meine anschließende Laufleistung für die dritt schnellste Laufzeit reichte und ich dadurch auf dem 8. Platz ins Ziel kam, macht mich nachträglich auf jeden Fall zufrieden. Im Vergleich zu letztem Jahr war ich zehn Minuten schneller. Das spricht für unsere gute Arbeit über den Winter
In den kommenden Wochen werde ich mich allerdings um zusätzlichen Support beim Schwimmen kümmern.
Fazit zum Rennen
Leider reichen Ok-Rennen nicht aus, denn neben unserer Triathlon-Coaching Plattform P³-ProjectPhysicalPower, sind Triathlon-Rennen eine unserer Einnahmequelle. Zum Verständnis: Die An-und Abreise zum Rennen nach Gran Canaria hat mich alleine rund 600 € gekostet. Geld verdient habe ich keines, denn das Preisgeld ging bis zum 6. Platz. Sponsoren, die für Reisekosten aufkommen, habe ich derzeit auch nicht. Das Ganze war somit ein Minus-Geschäft, wenn man es rein vom finanziellen Aspekt betrachtet. Das kann durchaus für Leistungsdruck sorgen. Letztendlich müssen auch wir am Monatsende unsere Rechnungen bezahlen.
Stressmanagement und Selbstzweifel loswerden
(Selbstgemachter) Leistungsdruck, stressige Wochen die neben einem vollen Trainingsplan noch weitere herausfordernde Aufgaben mit sich bringen und Selbstzweifel bringen mich hin und wieder aus dem Konzept. Sicher ein Punkt, auf meiner to-do-Liste, an dem ich noch viel arbeiten muss: Ich versuche mich in diesen Momenten, nicht mit anderen zu vergleichen, sondern nur mit mir selbst. Wo bin ich gestartet? Und wo stehe ich heute? Eine große Rolle spielt hier auch mein Partner und Coach Michel. Er weiß meistens genau, welche Situationen meine Selbstzweifel triggern und findet oft auch die passenden Worte, wenn ich den Fokus verliere.
Auch Krankheiten oder Verletzungen werfen mic schnell aus der Bahn. Gerade jetzt erst habe ich eine Woche Grippe hinter mir. Ich konnte sieben Tage nicht trainieren. Normalerweise hätte ich mir schon nach zwei Tagen wegen der ausfallenden Trainingseinheiten Druck gemacht. Dieses Mal habe ich bewusst versucht, die Zeit zu nutzen um Bücher zu lesen, Hörbücher anzuhören, an mentalen Aufgaben zu arbeiten und die Spaziergänge mit unserem Hund zu genießen. Solche Situationen zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen, stellen für mich auch schon eine Art Erfolg dar. In besonders stressigen Phasen hilft es mir auch, eine Prioritätenliste zu erstellen. So führt man sich schnell vor Augen, welche Punkte wirklich wichtig sind und welche auch ganz entspannt eine Woche später in Angriff genommen werden können.
Kleine Planänderung
In gut zwei Wochen wäre eigentlich The Championship Samorin auf dem Plan gestanden. Anstatt nach Samorin fahren wir jetzt nach Frankreich. Kosten sparen und den Stresspegel so gering wie möglich halten und ehrlich gesagt auch, um dem Herzen zu folgen. Bereits während unseres Jahrs „Vanlife“ haben wir Frankreich lieben gelernt. Innerhalb von einer Woche finden dort zwei Rennen nur wenige Kilometer auseinander statt. Der Bus ist so gut wie gepackt. Es kann losgehen.
Text: Meike Maurer
Bilder: Ingo Kutsche
Unsere Trainingsphilosophie im Überblick
In diesem Fall ist mir das „unsere“ Trainingsphilosophie sehr wichtig, denn nur, wenn Trainer und Athlet/-in den gleichen Weg einschlagen, ist meiner Meinung nach eine gute Zusammenarbeit möglich. Ich möchte bzw. muss meinem Coach absolut vertrauen können. Nur so kann ich auch mein Training konstant und ohne Zweifel absolvieren. Ich überlasse meinem Coach schließlich nicht nur die Verantwortung für mein komplettes Zeitbudget, sondern in gewisser Weise auch für meine Gesundheit und letztendlich für meinen sportlichen Wertegang.
Wir trainieren nach dem Motto „consistency is key“. Anstatt ein paar Wochen mit einem extrem hohen Workload zu trainieren und dadurch das Risiko einzugehen, öfter verletzt zu sein und Trainingspausen einlegen zu müssen, versuchen wir, das Jahr über immer sehr konstant zu trainieren. Pro Woche absolviere ich, je nach Saisonzeitpunkt, 20 bis 30 Trainingsstunden. Im Trainingslager kommen meistens noch ein paar Stunden oben drauf.
Impressionen aus dem Trainingsalltag von Julia und Michi
Wir steuern mein Training mittels Wattangaben auf dem Rad und Geschwindigkeit beim Laufen. Zudem tracken wir meine Herzfrequenz, was wir allerdings nur zur Trainingsüberwachung und nicht zur Trainingssteuerung nutzen. Eine Ausnahme machen Berganläufe – diese lassen sich gut über die Herzfrequenz steuern. Ein weiteres wichtiges Thema bei meinem Training ist das Körpergefühl. Trotz unzähliger Messparameter, lege ich großen Wert darauf, auch ohne Zahlen und Werte meinen Körper und meinen Zustand einschätzen zu können.
Ein weiterer wichtiger Baustein bei der Trainingssteuerung ist mein Zyklus, da meine Leistungsdaten je nach Zyklusphase einen extremen Leistungsunterschied aufweisen. Zudem entscheidet mein Zyklus über meine mentale Verfassung, mein Leistungsvermögen, darüber wie verletzungs- und Infekt anfällig ich bin und wie mein Körper mit der Sauerstoffversorgung zurechtkommt.
Je nach Zyklushälfte werden vermehrt intensivere Einheiten, längere Einheiten oder die Regenerationsphase eingeplant. Da ich mich mit Michi täglich austauschen kann, entscheiden wir oft von Tag zu Tag. Meine Wettkampfplanung richten wir jedoch kaum nach meinem Zyklus. Außer es stehen mehrere Wettkämpfe hintereinander an, da auch meine Regeneration je nach Zyklusphase unterschiedlich ist.
Mittlerweile ist unser Slogan #worktogetherbefaster zu einem wichtigen Leitspruch für mich geworden. Besonders im letzten Jahr durfte ich lernen, wie wertvoll ein Trainingspartner für mich ist. So kann ich beim Training noch zwei Prozent drauflegen und gemeinsam macht es einfach immer mehr Spaß. Besonders, wenn sehr trainingsintensive Wochen anstehen, ist für mich ein Trainingspartner sehr wichtig für meine Motivation.
Ernährung – die Mischung macht`s
Nach einem bestimmten Ernährungsplan ernähre ich mich nicht. Es gibt allerdings ein paar Dinge, an die ich mich halte – nicht nur zum Wohl meines Körpers, sondern auch der Umwelt zu liebe. Grundsätzlich versuche ich mich, bei allen Hauptmahlzeiten ausgewogen zu ernähren. Das bedeutet ein Mix aus Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten. Immer so zusammengestellt, dass es für die anstehenden Trainingseinheiten passt. Auf Fleisch, Wurst, Milch und Joghurt verzichte ich komplett. Auf Schokolade und Kekse hingegen nie. Außer Eisen, Vitamin D im Winter und hin und wieder einen Protein-Shake nehme ich keine Nahrungsergänzungsmittel. Außerdem habe ich in den letzten Monaten lernen müssen, dass in erster Linie mein Kalorienbedarf gedeckt sein muss, um das Trainingspensum besser zu verkraften, mich fitter zu fühlen und weniger anfällig für Infekte zu sein.
Regelmäßig Kraft und Mobility
Mein Triathlon-Training in Form von Schwimmen, Rad fahren und Laufen runden wir mit Krafttraining und Mobility ab. Die Einheiten im Fitnessstudio variieren je nach Saison. Von Athletikübungen bis hin zu Kraftausdauer und Maximalkraft ist übers Jahr verteilt alles dabei. Einmal wöchentlich steht aber immer mindestens eine Krafteinheit an – auch zur Verletzungsprophylaxe. Da mein Coach und Lebenspartner Michael Kalb auch Sport- und Physiotherapeut ist, gehören zudem zwei Mobility-Einheiten pro Woche zum Pflichtprogramm. Mobility-Training ist für uns nicht nur ein wichtiges Tool für die Verletzungsprofilaxe, sondern auch ausschlaggebend, um den Bewegungsradius zu optimieren und somit beispielsweise eine bessere Zeitfahrposition einnehmen zu können, die Lauftechnik oder auch die Schulterbeweglichkeit zu verbessern. Zudem darf ich mich glücklich schätzen, ein bis zwei Mal pro Woche einen Physiotermin wahrnehmen zu können, was für mich ebenfalls essentiell ist, um verletzungsfrei zu bleiben.
Beim Thema Mentaltraining stehe ich noch ganz am Anfang. Ich weiß allerdings, dass es ein wichtiges Tool für mich wäre. Sicher ein Projekt, das ich künftig angehen werde, um den Sport noch professionell ausüben zu können und auch, um meine Performance weiter zu steigern. Derzeit fehlen mir dafür die finanziellen Mittel, die ich im Moment zum Beispiel in Wettkampfreisen investiere.
Schwimmen – (m)eine Hassliebe
Schwimmen ist nicht unbedingt Julia`s Lieblingsdisziplin. Sie weiß, dass sich hartes Training in dieser Disziplin nicht immer sofort auszahlt und man geduldig dranbleiben muss. Sie hat für euch ein paar grundsätzliche Trainingstipps aufs Papier gebracht.
Anders als beim Rad- und Lauftraining zahlt sich Trainingsfleiß beim Schwimmen nicht immer sofort aus. Dem Spruch „Schnell Schwimmen kommt von viel schwimmen“ stimme ich daher nur bedingt zu. Grundlage für eine gute Perfomance im Wasser ist (leider) eine ausgefeilte Schwimmtechnik, die man sich selten selbst beibringen kann.
Ich persönlich bin keine ausgezeichnete Schwimmerin, aber stetig dabei an meiner Schwimmleistung zu arbeiten.
Mein Coach Michael Kalb, ebenfalls Profi-Triathlet und ein technisch sehr guter Schwimmer, und ich haben euch hier ein paar Tipps zusammengefasst, wie Ihr bereits mit ein paar wenigen Kniffen an eure Schwimmperfomance feilen könnt.
Einen Schwimm-Coach hinzuziehen
Bevor ihr an der Technik arbeiten könnt, solltet ihr euren Schwimmstil von einem „Spezialisten“ analysieren lassen. Ganz egal, ob ihr Kraul-Anfänger oder bereits ein erfahrener Triathlet seid, wer an seiner Schwimmtechnik feilen möchte, sollte am besten einen Schwimm-Coach hinzuziehen. Dieser kann individuell abgestimmte Technikübungen empfehlen, um die Wasserlage zu verbessern. Zudem hilft er euch, die Übungen richtig auszuführen.
Beim Techniktraining zählt die Qualität
Von der Taktik „Viel hilft viel“ rate ich beim Techniktraining ab. Die Übungen sollten gezielt auf deine Schwachstellen eingehen und dürfen gerne mehrmals hintereinander in eine Einheit integriert werden. Zudem ist es wichtig zu wissen, wofür die jeweiligen Übungen sind und was ihr Ziel ist. Nur dann kann man eine optimale Technikverbesserung erzielen.
Der Aufbau einer Schwimmeinheit
Wie bei jeder anderen Sportart auch, sollte man vor Trainingsbeginn mit einem Warm-up starten. Damit sind nicht die ersten Meter im Becken gemeint, die bei den meisten Triathleten unter das Aufwärmprogramm fallen, sondern ein lockeres mobilisieren der schwimmspezifischen Muskulatur außerhalb des Schwimmbeckens.
Um sich die Schwimmtechnik so gut wie möglich anzueignen, sollte ihr in jeder Schwimmeinheit einen Technikblock einbauen. Dieser kann je nach Ziel der Einheit – zum Beispiel Fokus auf Technik, Schnelligkeit, Ausdauern, Regeneration etc. – ausgebaut werden.
Besonders bei Anfängern oder Schwimmern, die gezielt an der Technik arbeiten wollen, sollten lange Schwimmeinheiten aus dem Trainingsplan gestrichen werden, um auch zum Ende jeder Schwimmeinheit noch technisch sauber schwimmen zu können. Außerdem sollten ungeübte Schwimmer kürzere Schwimmabschnitte in ihr Training einbauen, um sich immer wieder neu auf die Technik fokussieren zu können.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der in keiner Einheit fehlen sollte, ist die Aktivierung. Vor intensiveren Serien sollte immer ein kurzer Aktivierungsblock wie zum Beispiel 4 x 50 m gesteigert / 15-m-Sprints/den Rest locker … eingebaut werden, um die Muskulatur auf die bevorstehende Intensität vorzubereiten
Training außerhalb des Pools
- Athletik- und Beweglichkeitstraining sind zwei zusätzliche Bausteine, die abseits vom Schwimmtraining zu einer Leistungssteigerung führen können. Besonders eine gute Beweglichkeit im Schulterbereich ermöglicht eine saubere Umsetzung der Schwimmtechnik. Es lohnt sich definitiv, wöchentlich etwas Zeit in Rumpftraining und Mobility Einheiten zu investieren.
- Raus aus dem Pool und rein in den See. Am Renntagen merken viele erst, dass das Schwimmen im Freiwasser anders ist als im Becken. Es wird nicht auf einer Bahn auf und ab geschwommen, sondern man teilt sich meist das trübe Wasser mit vielen anderen Athleten. Man muss lernen, sich zu orientieren und im Getümmel klarzukommen. Meist merkt man auch erst nach dem Startschuss, dass die neue Schwimmbrille im See nicht geeignet ist.
Um am Renntag nicht unnötig Stress im Wasser zu haben, sollte man daher Freiwasser-Training immer wieder in den Trainingsplan einbauen, umso routinierter ist man im Wettkampf.
Schwimm-Tools – Freund und Helfer vieler Triathleten
Flossen, Paddles, Pullboy & Co werden von Triathleten sehr gerne genutzt. Sie lassen Einheiten oft weniger eintönig erscheinen und erleichtern vielen auch das Absolvieren des Schwimmtrainings. Die meisten Tools verhelfen zu einer besseren Wasserlage und lassen einen auch schneller vorankommen. Allerdings sollte einem bewusst sein, dass man, wenn’s darauf ankommt – im Rennen – auch ohne Hilfsmittel auskommen muss. Daher mein Rat: Schwimmutensilien immer nur gezielt im Schwimmtraining einsetzen.
Text: Julia Skala
Fotos: privat
Mein Jakobsweg – der Weg zu meinem Langdistanz-Debüt
Ziemlich spontan hat Julia Skala ihren ersten Ironman im schwedischen Kalmar absolviert. Wie es dazu kam und wie ihr Debüt gelaufen ist, berichtet sie hier.
Wenn ich gedanklich in dieser Saison ein paar Wochen zurückgehe, lande ich in meinem Kopf recht schnell einen Tag nach der Challenge Kaiserwinkel Walchsee. Ein Tag, an dem ich entscheiden musste, wie meine Saison weitergehen sollte. Körperlich fit – mental müde. Die große Frage lautete: Soll ich erstmal eine (Wettkampf-)Pause einlegen? An dieser Stelle möchte ich hinzufügen, dass mich nicht alleine der Sport, der Leistungsdruck oder die Rennen an sich, in diese Lage gebracht haben. Schon immer kämpfe ich mit mentalen Aufs- und Abs. Da ich aber keine Probleme hatte, meine Trainingseinheiten umzusetzen, wollte ich meine Saison nicht an den Nagel hängen. Eine andere Lösung musste her.
Plan B – Ironman Kalmar
Wie es das Schicksal manchmal so will, hatten wir ein paar Tage vorher entdeckt, dass der Ironman Kalmar in Schweden dieses Jahr ein Frauen-Profirennen ist. Bereits letztes Jahr war mein Freund Michael dort am Start und ich war fasziniert von der Stimmung vor Ort. Man hatte das Gefühl Teil eines XXL-Dorftriathlons zu sein. Insgeheim hatte sich damals schon der Gedanke in meinen Kopf geschlichen, „ein schöner Ort für eine Langdistanz-Debüt“ … irgendwann.
Nachdem also die Entscheidung gefallen war, keine Pause einzulegen, fingen wir an nach einem Plan B zu suchen, raus aus der Mitteldistanz-Routine. Andere wären in meiner Situation vielleicht den Jakobsweg gewandert, wir entschieden uns spontan für meine erste Langdistanz in Kalmar.
Ehrlich gesagt, habe ich mich bis vor ein paar Wochen noch nicht bereit gefühlt, einen Triathlon-Langdistanz zu bewältigen – noch weniger in einer passablen Zeit. Aber in dieser Situation schien nicht nur das Rennen der richtige Weg zu sein. Schweden an sich hat uns letztes Jahr schon in seinen Bann gezogen und wir konnten es kaum abwarten, den Bus zu packen, die Fähre zu nehmen und drei Wochen unter schwedischer Sonne zu trainieren.
Wir hatten genau fünf Wochen Vorbereitungszeit 28:30, 29, 25 und 27:30 Trainingsstunden pro Woche mit anschließender Rennwoche. Zusätzlich haben wir einen Schwimmcoach hinzugezogen und ich begann, mit einem Psychologen zusammenzuarbeiten. Es gab eine Menge zu tun.
Eine Verpflegungsstrategie musste her
Auch wenn mein Coach und Freund Michael Kalb mir versicherte, dass eine Langdistanz wohl eher zu meinem Stärken-Schwächen-Profil passen würde, als die kürzeren Distanzen, war mein Respekt vor den insgesamt 226 km enorm. Was uns jedoch beiden Kopfzerbrechen bereitete, war die Ernährung. In keinem meiner bisher absolvierten Mitteldistanzrennen, habe ich es bis dato geschafft, mich ausreichend zu verpflegen. Auf den „kürzeren“ Distanzen konnte ich mich bisher immer noch passabel ins Ziel retten, auf einer Langdistanz würde mich das aber womöglich das Finish kosten. Das Augenmerk lag daher bereits in der Vorbereitung darauf, am Renntag so viele wie nötig, aber so wenig wie möglich Kohlenhydrate aufnehmen zu können.
Ironman Raceday
Anders als bei meinen letzten Rennen war ich weder in den Tagen vor dem Rennen, noch am Rennmorgen extrem nervös. Für mich war es eine Art Abenteuer und kein Kopf-an-Kopf-Rennen. Erst ein paar Minuten vor dem Start stieg die Anspannung, denn erst da wurde mir wirklich bewusst, was auf mich wartete.
Ein langer Tag
Der Nebel, der auf dem Wasser lag und die Sicht extrem einschränkte, das wellige Meer und der Schwimmkurs, der in Kalmar einem kleinen Labyrinth gleicht, bereiteten mir auf den letzten Metern zum Start besonders Kopfzerbrechen.
Auch auf dem Rad wurden die Bedingungen nicht besser. Der extreme Wind und die kalten Temperaturen waren nicht unbedingt mein Ding. Allerdings verflogen die 180 Kilometer wie im Flug. Meinen Lenker hatte Michel mit kleinen Zetteln beklebt, worauf ich ablesen konnte, bei welchem Kilometer eine Verpflegungsstation wartete. Und so arbeitete ich Station für Station vor, bis ich bei Kilometer 120 an Michel vorbeifuhr. Mein Gedanke – nur noch 60 km.
Nachdem ich in meine Laufschuhe gewechselt hatte, war ich erst einmal erleichtert, ab jetzt konnte es nicht mehr am Material scheitern. Gleichzeitig stieg die Spannung, wie sich die Laufbeine wohl anfühlen würden. Nach einem schnellen Dixie-Stopp, brachte ich die ersten 10 Kilometer erstaunlich leicht hinter mich. Die dritte Laufrunden hatten einige Kurven, enge Wege und Wendepassagen zu bieten und überall auf der Strecke waren Zuschauer verteilt, die eine hervorragende Stimmung verbreiteten. Glücklicherweise kann ich sagen, dass auch der Marathon wie im Zeitraffer an mir vorbeiflog. Unsere Verpflegungsstrategie ging auf – auch wenn es künftig hier noch einiges an Potenzial gibt.
Nach 09:05 Stunden war mein Abenteuer „erste Langdistanz“ beendet. Ich bin in dieses Projekt mit keinerlei Erwartungen gestartet, um so zufriedener bin ich mit meinem 6. Platz und der schnellsten Laufzeit, einem Sub-3h-Marathon.
Ich hätte mir meinen Start in den Langdistanz-Trubel nicht besser ausmalen können. Das Projekt Langdistanz ist hiermit nicht beendet. Mein Debüt war erst der Anfang. 😊
Text: Julia Skala
Fotos: sportograf.com