Zweite Triathlon-Mitteldistanz, erste WM

Patricia Schock bei der 70.3 Ironman Weltmeisterschaft in finnischen Lahti

Patricia Schock berichtet über ihren zweiten Mitteldistanz-Triathlon, der auch gleichzeitig ihr erster Start bei der 70.3-Weltmeisterschaft im finnischen Lahti bedeutete. Zwei Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21 Kilometer Laufen waren für das WM-Finish nötig.

Patricia Schock steht kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Sport- und Fitnesskauffrau. Die 23-jährige Triathletin lebt und arbeitet dort, wo andere ihren Urlaub verbringen, im Robinson Agadir. Im Herbst 2022 qualifizierte sich die gebürtige Hannoveranerin in ihrer Altersklasse beim Ironman 70.3 Tanger in Marokko für die diesjährige Ironman 70.3 Weltmeisterschaft in Finnland … so begann der erste Bericht über Patricia auf tritime women… jetzt war sie bei der WM und berichtet.

Letzte Vorbereitungen

Ein Tag vor dem Start meines Rennens war mit der Ankunft meines Rads sowie meiner Mutter in Helsinki die erste Nervosität verschwunden und dafür die Freude auf den Wettkampf groß. Bike eingecheckt, Wechselzonen vorbereitet, Race-Briefing besucht, Pasta Party gefeiert und eine unerwartet erholsame Nacht im Van später, lief alles gut. Die Sonne und gute Stimmung am Rennmorgen rundeten alles ab.

Um 04:45 Uhr und damit viel zu früh – wie ich später herausfand – klingelte der Wecker und ich aß meine vier Scheiben Toast mit Marmelade. Da unser Campingplatz genau auf der Radstrecke lag, mussten wir noch vor Straßensperrung los und einen geeigneten Parkplatz in startnähe finden.

Um 06:30 Uhr stand ich bereit und motiviert beim Schwimmstart und hab mich verdattert umgeguckt, warum ich außer den Profi-Damen Taylor Knibb und Paula Findley fast die einzige vor Ort war. Laut den Volunteers – von denen es rund 1500 beim Event gab – war ich aber am richtigen Treffpunkt und solle einfach warten. Die anderen Athleten würden schon noch kommen.

Meiner deutschen Pünktlichkeit und Triathlon-Unerfahrenheit sei Dank, war ich also viel zu  früh dran, dafür dass mein Start erst um 09:00 geplant war, denn meine Altersklasse 18-24 war die vorletzt Startgruppe, die ins Rennen geschickt werden sollte. Und dann wurde der Start wegen Nebel sogar noch zusätzlich um 30 Minuten verschoben.

Langes Warten bis zum Startschuss

Somit stand ich also 2,5 Stunden im Neoprenanzug am Startareal und hab gewartet, mich warm gemacht, mich mit anderen Athletinnen unterhalten, die Profis und andere Altersklassen beim Start beobachtet, wieder warm gemacht und die ganze Stimmung genossen. Meine vier Toasts von 05:00 Uhr morgens waren längst verdaut, tatsächlich hatte ich etwas Hunger.

Irgendwann war es für uns jüngsten Starterinnen dann soweit. Der Startschuss fiel. Die anderen Mädels und ich hatten uns davor unter Lachen besprochen, nicht per Köpper ins Wasser zu springen. Unsere Taktik lautete, gerade mit den Füßen voraus und mit Brille festhaltend ins Wasser zu springen. Safety First. Hat mir allerdings trotzdem nichts gebracht, ich hatte durchgehend Wasser in der Brille.

Dennoch hat das Schwimmen Spaß gemacht und so kalt wie erwartet war es auch nicht. Die schnellste Schwimmerin bin ich definitiv nicht, trotzdem macht mir die Disziplin mittlerweile sehr viel Freude.

Deswegen hat es mich auch nicht gestört, als Ich irgendwann von der Altersklasse hinter mir (zu erkennen an den Badekappen) überholt wurde und tatsächlich musste ich nach einem Blick auf meine Uhr in der ersten Wechselzone kurz lachen, als ich erkannte, dass ich mich in zehn Monaten Schwimmtraining und hunderten von Stunden im Pool um nur 1,5 Minuten zur letzten Mitteldistanz verbessert habe.

Ab aufs Fahrrad

Egal, unter Jubel meiner Mutter und ein paar Freunden ging es aufs Rennrad. Ich hab die ersten Kilometer wie erwartet sehr gefroren. Dank der Sonne und einiger Höhenmetern auf der Strecke wurde mir allerdings schnell wieder warm.

Anfangs war ich mit einem guten Tempo unterwegs und konnte die Aussichten, die Wälder und die super Stimmung sehr genießen. Bei circa Kilometern 45 erwischte ich mich selbstkritisch beim Gedanken, als diverse Athletinnen mit ihren Raketen an Triathlon-Rädern bergab an mir vorbeischossen, nie wieder eine Mitteldistanz ohne Aero-Bars zu machen.

Nur bergauf hatten mein 6,8 kg leichtes Rad und ich einen kleinen Vorteil, der aber nicht lange anhielt. Dann habe ich mich wieder erinnert, dass ich bei der WM bin und die stärksten und fittesten Athletinnen aus aller Welt dabei sind und ich gerade am Anfang meiner Triathlon-Laufbahn stehe. Dann konnte ich es wieder genießen.

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Ab in die Laufschuhe

Die 90 Kilometer hinter mir und einem High Five von einem Volunteer in der zweiten Wechselzone später ging es in die Laufschuhe und in den ersten 10,5 Kilometer Loop. Die Beine und der Kopf waren schon leicht müde von den vielen Höhenmetern, aber Laufen ist meine Lieblingsdisziplin und daher meine Komfortzone.

Die ersten 10 Kilometer liefen wirklich gut – tolle Stimmung, fitte Beine und mein sonst empfindlicher Magen war ruhig. Nur die unerwarteten Höhenmeter waren etwas „im Weg“. Bergauf wurden die Beine müde, bergab hatte ich bald Schmerzen im linken Knie. Dazu haben mich meine Gedanken wirklich verrückt gemacht. Durch die Höhenmeter lag ich deutlich unter meiner geplanten Lauf-Pace und war daher von meiner Laufleistung zunächst etwas enttäuscht.

Was sehr geholfen hat: die Stimmung, die super motivierenden Volunteers und vorab auch die 1000 Nachrichten die ich über soziale Netzwerke von Zuhause, aus Marokko, von alten und neuen Bekannten, Freunden, Kollegen und meiner Familie bekommen habe. Und natürlich: meine Mutter sowie ein guter Freund mit seiner Familie im Ziel.

Die letzten Kilometer gingen dann doch schnell vorüber und ich hab mich wieder erinnert, jeden Meter zu genießen und für die Möglichkeit, über die Teilnahme an einer Triathlon-Weltmeisterschaft in einem fremden Land einfach dankbar zu sein, sodass ich nach 05:42:01 Stunden mit Tränen in den Augen ins Ziel kam.

Eine Umarmung einer freundlichen Volunteer-Dame, die Medaille um den Hals, ein Finisher-Shirt und eine halbe Banane später hatte ich meine zweite von hoffentlich noch vielen Mitteldistanzen in der Tasche.

Nach meinem Rennen und einem wohl verdienten Falafel-Döner haben wir am Sonntag dem Rennen der Männer zugeschaut und Rico Bogen sogar live und in Farbe bei seinem Sieg zugesehen.

Wie geht es weiter

Nun genießen meine Mutter und ich ein paar Tage im Van auf Rundreise durch Finnland, bevor es für sie wieder nach Deutschland und für mich nach Marokko geht. Die kommenden zwei Monate in Agadir liegt der Fokus auf meinen Abschlussprüfungen im November und das Training erfolgt nach Lust und Laune. Wo ich die nächsten Wettkämpfe bestreiten werde, hängt von meinem künftigen Arbeitsplatz ab. Den Neoprenanzug, das Bike und die Laufschuhe habe ich definitiv immer im Gepäck, in Vorbereitung auf weitere Triathlon-Wettkämpfe und viele einzigartige Erfahrungen.

Text: Patricia Schock
Fotos: privat

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