Wie die Jungfrau zum Kinde, so kam Alexandra Kreis zu ihrer ersten Triathlon-Langdistanz. Heute erzählt die 48-Jährige von ihrer Trainingsvorbereitung.
Warum und wieso Alexandra plötzlich für ihre erste Langdistanz bei der Challenge Roth 2016 gemeldet war, berichteten wir bereits in Teil 1 ihrer kleinen Serie.
Mein Trainingsplan war meine tägliche Literatur. Ich hielt mich so strikt wie möglich daran. Ich tauschte unter der Woche schon mal die Einheiten, wenn es sich so besser mit der Arbeit oder anderen Aktivitäten vereinbaren ließ. Oder Radfahren wurde durch Spinning ersetzt. Es gab mir Sicherheit, die Vorgaben zu erfüllen, denn ich wusste nur ungefähr, was am Ende auf mich zukam. Also wollte ich zumindest so gut vorbereitet sein, wie es für mich möglich war. Und ganz bestimmt wollte ich mir am Wettkampfmorgen keine Vorwürfe machen, ich hätte zu wenig trainiert.
Mein Mann als Mentor und Antreiber
Die Wintermonate verbrachten Andy und ich abends im Fitness-Studio oder beim leidigen Schwimmbadbesuch. Statt Kacheln zählen im 25-m-Becken wäre mir Klavierspielen, Malen oder Klettern lieber gewesen. Daher musste mich Andy zum Schwimmen meist antreiben. Den letzten Schwimmunterricht hatte ich in der Schule vor rund 40 Jahren. Mein Mann gab mir als guter Schwimmer viele Tipps, aber da auch er bei sich noch Verbesserungspotential vermutete und das letzte Quäntchen rausholen wollte, besuchten wir zusammen einen Kraultechnik-Kurs. Später im Jahr im See zu schwimmen, vor allem mit Neoprenanzug, das machte mir wieder Spaß.
Laufen ging am Wochenende bei jedem Wetter, das stellte das geringste Problem dar. Während der Grundlagenphase zeigte mir Andy, wie schon früher, das Lauf-ABC. Gemeinsam machten die Technikübungen mehr Spaß und er lobte fleißig. Und die Laufeinheiten mit meiner Freundin Diana, wir laufen schon seit Jahren so oft es geht zusammen, waren kurzweilig. Selbst Schnee und Glatteis hielt uns nicht ab. Als meine Laufstrecken länger wurden, verabredeten wir uns am gewohnten Treffpunkt, nur dass ich statt mit dem Auto per pedes dorthin kam. So hatte ich schon einen Vorsprung. Unter der Woche ging ich aufs Laufband, weil es nach Feierabend zu dunkel draußen war.
Trainingslager im Süden
Am besten waren die Trainingslager auf Mallorca und Gran Canaria. Da ging es hauptsächlich ums Radfahren und das gefiel mir sowieso. Und ehrlicherweise waren die Leihräder um Welten besser als mein zwölf Jahre altes Rennrad, bei dem ich bei kaltem Wetter kaum die Schalthebel bewegen konnte und bei Bergauffahrten immer Angst hatte, dass die Kette beim Schalten runterspringt. Außerdem konnten Andy und ich dem schlechten Wetter in Deutschland entfliehen und wir ließen es uns in 4- und 5-Sterne Hotels richtig gut gehen.
Das erste Halbjahr 2016 war so verregnet, dass es nicht einfach war, die Radeinheiten zu erfüllen. Aber die Trainingslager gaben mir einen gewissen Vorsprung und einige Wochenenden hatten wir auch am Bodensee und im Allgäu schönes Wetter. Einen Motivationsschub gab mir mein neues Rennrad. Auch hier war ich froh, Beratung von meinem Mann zu haben, denn bei der riesigen Auswahl an Rädern, hätte ich mich schwer entscheiden können. Mit meinem schönen Carbon-Bike, das ich später noch einem Bikefitting unterzog, entdeckte ich mit Streckentipps von Andy meine Heimat jedes Mal neu. Ich vergrößerte meine Runden von Woche zu Woche und habe die Zeit auf dem Rad genossen. Am liebsten hätte ich überall angehalten, um Fotos zu machen. Aber dann wäre ich nicht „schon“ nach sechs oder sieben Stunden Heim gekommen.
Mit Freunden trainieren ist großartig
Ich hatte das Glück, einige Laufeinheiten, Radausfahrten und Koppeltrainings mit Freunden unseres TriTeams Langenargen machen zu können. Rund 85 Prozent meiner Einheiten absolvierte ich allein, sodass ich dankbar für die Gesellschaft war. Neben Diana waren das vor allem Konni und Klaus. Von Konni nahm ich viele Tipps und Übungen zum Laufen mit, die gerade in der Vorbereitung zu einer Mitteldistanz war, und Klaus war ebenfalls zum Start in Roth angemeldet. Es hat mir viel Spaß gemacht, zusammen zu powern und dann erschöpft und zufrieden gemeinsam etwas zu trinken, zu plaudern und Pläne zu schmieden. Die Unterstützung anderer Sportbegeisterter und deren Anerkennung, welchen Aufwand ich für diesen Wettkampf aufbrachte, gab mir immer wieder Anschub. Ich selbst merkte meine Leistungssteigerung anfangs gar nicht so deutlich, aber mein Mann und meine Trainingspartner schon und sie beruhigten mich, wenn ich mal ins Zweifeln geriet.
Vorbereitungswettkämpfe geben Zuversicht
Bei drei Events durfte ich dann doch auch selbst über meinen Fortschritt staunen, die ich als abwechslungsreiche Trainingseinheit oder um Erfahrung zu sammeln, eingeplant hatte. Während des Grundlagentrainings, zu der Zeit bin ich samstags um die 25 km gelaufen, habe ich an einem Halbmarathon teilgenommen. Im Ziel bin locker und entspannt angekommen. Ich habe einfach die Versorgungstellen genutzt und die schöne Landschaft genossen. Bei meinen letzten Halbmarathons war ich nicht wesentlich schneller und am Ende völlig erschöpft. Bei einem kürzeren, schnelleren Lauf konnte ich mein Training an der anaeroben Schwelle und darüber auf die Probe stellen. Dabei habe ich gemerkt, wie wertvoll es für den Kopf ist, zu wissen: „Das habe ich im Training schon gemacht, jetzt setze ich das um.“ Dann wollte ich unbedingt wenigstens einen Triathlon mitmachen, um etwas Erfahrung beim Wechselzone einrichten und beim gefürchteten Schwimmstart zu machen. Es war eine olympische Distanz, Andy trat die Mitteldistanz an, und trotz Verlaufen in der Wechselzone (ich habe mein Rad wegen eines stressbedingten Zahlendrehers nicht auf Anhieb gefunden) und eines Unwetters während des Laufs, unterschritt ich meine vorausgesagte Zeit um 15 Minuten. Aber auch da hatte ich mich keineswegs verausgabt, denn eine Erholungsphase war im Anschluss nicht vorgesehen.
Von nichts kommt auch nichts
Um die 16 Stunden verbrachte ich durchschnittlich pro Woche mit meinem Sport. Dazu kamen Fahrzeiten beispielsweise ins Fitness-Studio, Schwimmbad oder zum Laufstart. Das war ein Halbtagsjob. Um die Zeit bei den Drei-Stunden-Läufen (oder länger) zu verkürzen, hatte ich immer ein Hörbuch dabei und freute mich auf die Fortsetzung. Beim Radfahren war es einfach die wunderschöne Landschaft, die mich abgelenkt hat. Ich probierte immer neue Strecken aus und es wurde mir nicht langweilig. Die Tempotrainings waren dagegen kein Zuckerschlecken und da lernte ich, mir vor Augen zu halten, wie viele Kilometer ich bereits geschafft hatte und wie wenige noch vor mir lagen. Dranbleiben, war mein Motto.
Das Training hat sich im Laufe der Monate im Alltag manifestiert und ich hatte wirklich Spaß. Ich hatte mich daran gewöhnt, aber manchmal tat es mir leid, dass ich weniger Zeit für andere Aktivitäten hatte.
Vorschau: Morgen geht es in Teil 3 um Alexandras mentale Vorbereitung und um das, was sonst noch alles passieren kann.