Im Traininglager auf Mallorca traf sich tritime women Botschafterin Lulu mit Profitriathletin Tine Holst, um mit ihr über das Thema “Trainieren nach Plan und das eigene Körpergefühl” zu sprechen.
In meinem Trainingslager auf Mallorca habe ich die Grundlagen für die kommende Saison gelegt. Freunde haben mit mir zusammen trainiert, das hat lange Radausfahrten unterhaltsamer gemacht und die Nächte etwas verkürzt, da wir in geselliger Runde hin und wieder etwas versumpft sind – natürlich nur vor den Ruhetagen versteht sich ;).
Und von diesen Ruhetagen hatte ich laut meiner Trainingspartner angeblich viele. Das hat sich fast schon zu einem Running-Gag entwickelt, wenn abends besprochen wurde, wer am Folgetag, was trainieren möchte. Ich wurde ganz schön aufgezogen – „Lulu trainiert im 1-1-Rhythmus!“. Mein Statement dazu: “Freunde, die Abrechnung folgt am 2. Juli 2017 beim Ironman Klagenfurt!”
Die Pausen machen schnell
Klar, muss man Umfänge machen, wenn man einen Ironman erfolgreich finishen möchte, aber ich sehe mich nicht nur durch meinen Coach, sondern auch durch mein Gespräch mit ProfitriathletinTine Holst bestätigt, dass Ruhepausen und Regeneration genauso wichtig sind, wie das Training selbst.
Wer kennt das im Trainingslager nicht: In den bekannten Triathlon-Hotels im Süden tummeln sich im Frühjahr immer spitzen Altersklassen-Athleten und “echte” Profis, denen man gerne beim Training zu schaut, um vielleicht noch den einen oder anderen Profitipp zu erhaschen.
Im Gespräch mit Profitriathletin Tine Holst
Dieses Mal habe ich mich mit Tine Holst getroffen, sie ist seit 2012 Profiathletin und hat im vergangenen Jahr den Ironman Lanzarote gewonnen. Mir ihr hat es richtig Spaß gemacht, sich über diverse Trainingsmassnahmen auzutauschen.
Sie berichtet mir von ihrer extrem langen Wettkampfsaison im vergangenen Jahr, die nach der Weltmeisterschaft auf Hawaii noch nicht beendet war, denn sie bestritt noch den Ironman Malaysia. „Danach musste ich eine richtige Pause einlegen. Das war total wichtig für meine Körper, um wieder zu der mentalen Stärke zurückzufinden, die man unbedingt benötigt, wenn man Triathlon erfolgreich machen möchte. Die Saisonpause sollte man so lange machen, wie der Körper sie tatsächlich braucht und nicht pauschal nur zwei oder drei Wochen. Ein bisschen zuzunehmen, ist in dieser Zeit übrigens völlig in Ordnung, das sollte man gelassen sehen. Es tut wirklich gut, auch einmmal von dem ganzen “Triathlon-Kram” abzuschalten. Das kann ich auch nur jedem Athleten empfehlen,” berichtete Tine von ihren eigenen Erfahrungen.
„Viel hilft NICHT viel“
Wir Hobbyathletinnen und Athleten sind im Normalfall alle berufstätig oder studieren oder haben teilweise bereits Familie und Kinder, weswegen der Zeitfaktor beim Training immer eine Herausforderung darstellt. Ich selbst hatte die vergangen Jahre “unberechenbare” Arbeitszeiten mir wenig Spielraum für die Trainingsplanung. Meine Einstellung war und ist: „Schlaf und Erholung plus die sozialen Komponenten sind unter dem Strich nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag wichtiger als ein Training krampfhaft durchzuziehen.“ Viele Triathleten sehen das allerdings ganz anders. Da kommt sofort Panik auf, wenn man eine Einheit ausfallen lassen muss oder man lieber Freunde treffen möchte.
Tine sieht es ähnlich: „Ich bin dieses Jahr das dritte Mal im Trainingslager auf Mallorca. In einer typischen Trainingswoche auf der Insel habe ich einen Wochenumfang zwischen 36 bis 40 Stunden. Die letzten vier Wochen habe ich brutal viel trainiert. Wenn ich Ende der Woche nach Hause komme, werde ich eine Ruhewoche einlegen in der ich 10 bis 15 Stunden trainiere. Viel hilft nicht viel. Ende April setze ich den zeitlichen Umfang herab, erhöhe jedoch die Intensität des Trainings. Dafür benötig mein Körper allerdings dann auch mehr Ruhephasen. Schlaf ist extrem wichtig. Ich finde es bringt nichts, wenn ein AK-Athlet vor der Arbeit um 4 Uhr trainieren geht, wenn er nicht ausgeschlafen ist – da sollte man vernünftig sein und auch mal ein Training ausfallen lassen. Der Körper gibt einem immer die richtigen Signale, die Frage ist nur, ob man sie hört. Genügend Schlaf und eine angepasste, vernünftige Ernährung sind in meinen Augen das aller wichtigste. Im Training flexibel sein, ist mein oberstes Gebot, was ich jedem nur ans Herz legen kann. Es bringt nichts, stur nach einem Trainingsplan zu trainieren, wenn es aus irgendwelchen Gründen keinen Sinn macht. Egal, ob es zeitlich nicht reicht, man nicht erholt genug ist oder es gerade wie aus Eimern regnet und man eine lange Radtour machen sollte. Jeder ist sein eigener Chef – der Trainer ist “nur” ein Berater!”
Vorschau: Luisa hat in einem weiteren Artikel auch einige Deh- und Stabiübungen mit Tine Holst besprochen
Text und Fotos: Lulu