Periode und Sport – Teil 3

Menstruationsprobleme im Spitzensport

Zwei Artikel haben wir bereist zum Thema “Periode und Sport” online gestellt. Heute folgt ein Interveiw mit Dr. Anne Hecksteden, Verbandsärztin bei der Deutschen Triathlon Union.

Die bisherigen Artikel zum Thema findet man hier: Persiode und Sport – Teil 1 und Periode und Sport Teil 2.

Der Monatszyklus ist ein natürlicher Vorgang

Frau Dr. Hecksteden, früher war das Thema Menstruationsprobleme im Spitzensport häufig ein absolutes Tabuthema. Ist das heute immer noch so, und wie wird damit in der deutschen Triathlon-Nationalmannschaft umgegangen?
Zunächst einmal ist der Monatszyklus ein natürlicher Vorgang, den jede erwachsene Frau kennt. Entsprechend selbstständig gehen die erfahrenen Kaderathletinnen mit diesem Thema um. Das medizinische Team steht natürlich als Ansprechpartner bei Problemen wie etwa stärkeren Regelschmerzen oder auch bei einer unregelmäßigen oder ausbleibenden Periode zur Seite. Ein Tabuthema ist es definitiv nicht.

Wie beeinflusst der Monatszyklus der Frau ganz allgemein ihre Leistungsfähigkeit?
Dabei sind zwei Zyklusphasen zu unterscheiden: Die Follikelphase, die mit dem Einsetzen der Periode beginnt und bis zum Eisprung andauert, und die Gelbkörperphase vom Eisprung bis zur nächsten Blutung. Etwas vereinfacht kann man sagen, dass die Konzentrationen der weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron in der Follikelphase niedrig und in der Gelbkörperphase hoch sind. Aus physiologischer Sicht kann man jetzt Überlegungen anstellen, wie sich diese unterschiedlichen Hormonkonzentrationen auf die Leistungsfähigkeit auswirken. Dabei ist es wichtig, mehrere Aspekte zu berücksichtigen, zum Beispiel den Energiestoffwechsel unter Belastung, die Regenerationsfähigkeit sowie den Flüssigkeits- und Temperaturhaushalt. Die wenigen Studien, welche die Auswirkungen des Zyklus auf die Ausdauerleistungsfähigkeit experimentell untersucht haben, kommen zu uneinheitlichen Ergebnissen. Letztlich ist der Effekt der Zyklusphasen wohl vernachlässigbar klein. Bei Beschwerden beispielsweise kann das im Einzelfall natürlich anders sein.

Mit welchen körperlichen „Problemen“ haben Frauen häufig während ihrer Tage zu tun?
Im Sport spielen vor allem die Regelschmerzen eine Rolle. Stimmungsschwankungen können auch vorkommen.

Sind während der Periode sportliche Höchstleistungen möglich?
Rein physiologisch betrachtet, eindeutig ja.

Haben Frauen im Spitzensport überhaupt noch ganz normal ihre Regel, oder wird mit Präparaten, wie zum Beispiel der Pille, geschaut, dass das an wichtigen Rennterminen kein Thema ist?
Gerade in Ausdauersportarten kommt es immer wieder vor, dass die Periode über einen längeren Zeitraum ausbleibt. Das ist eine Reaktion des Körpers auf die große Trainingsbelastung und einen niedrigen Körperfettanteil. In einer solchen Belastungssituation wäre eine Schwangerschaft – aus evolutionsbiologischer Sicht – wenig erfolgversprechend, und der Zyklus wird unterdrückt. Aus sportmedizinischer Sicht ist das jedoch ein Warnsignal, das man zum Anlass nehmen sollte, Training, Ernährung und Körperkomposition genau zu untersuchen. Langfristig ist ein normaler Östrogenspiegel unter anderem wichtig für die Knochendichte. So erhöht ein längeres Ausbleiben der Periode das Risiko für Knochenmarködeme und Ermüdungsbrüche.

Manch Sportlerin unterdrückt durch die Dauereinnahme der Pille oder einer ohne Östrogene die Monatsblutung. Ist damit das Problem gelöst oder nur ausgesetzt?
Es gibt verschiedene Pillen, darunter auch solche, die den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut vollständig unterdrücken und damit auch die Periode. Gerade bei starken Regelschmerzen kann das hilfreich sein. Generell sollte die Entscheidung für die Pille und die Auswahl des Präparates individuell mit dem Frauenarzt besprochen werden.

Was bedeutet diese Austrickserei langfristig für den Körper?
Eine selbstständige Änderung des Einnahmeturnus, nur um die Periode zu verlegen, ist nicht empfehlenswert.

Welche Empfehlung geben Sie sportlichen Frauen, wie sie mit dem Thema Menstruation umgehen sollten?
Der Zyklus ist ein natürlicher Vorgang, und solange es keine Probleme gibt, sollte man ihm auch nicht übermäßig Aufmerksamkeit schenken. Bei Beschwerden, unregelmäßigem oder ausbleibendem Zyklus ist der Gang zum Frauenarzt notwendig, um eine individuell optimale, sportgerechte Lösung zu finden.

 

Dr. med. Anne Hecksteden arbeitet seit 2003 am Institut für Sport- und Präventivmedizin in Saarbrücken und ist mitarbeitende Verbandsärztin der Deutschen Triathlon Union. Ihr Forschungsschwerpunkt sind Individualisierungsansätze in Ermüdungsmonitoring und Trainingssteuerung. Bis zum Ende ihres Studiums fuhr sie Inline Speedskating auf Nationalmannschaftsniveau.

 

Interview: Meike Maurer
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