Nachdem ich viel positives Feedback zum Blog über mein „Training – während der Schwangerschaft” bekommen habe, widme ich diesen Blog dem Wiedereinstieg ins Training nach der Geburt meiner Tochter.
Da es Luna ziemlich eilig hatte und mit Notkaiserschnitt auf die Welt geholt werden musste, galt es in den ersten Wochen einiges zu beachten. Mir ging es bereits eine Woche nach der Entbindung – trotz Bauchschnitt – wieder sehr gut, aber da mir jede Lektüre und auch alle Empfehlungen von außen zur Vorsicht geraten haben, habe ich die empfohlenen sechs Wochen Sportpause komplett eingehalten. Die Ärzte waren tatsächlich verwundert, wie schnell ich wieder auf dem Damm war, aber trotzdem würde ich jeder Frau nach einem Kaiserschnitt empfehlen, die Beine einige Wochen still zu halten.
Weniger ist nach der Geburt mehr
Es leuchtet ein: oberflächlich ist die OP-Naht sehr schnell und gut verheilt. Tatsächlich handelt es sich aber um einen Schnitt durch alle “Ebenen” der Bauchmuskulatur, der Nerven und der Gebärmutter. Zu frühes Einsteigen in gewohntes Training kann zu Verwachsungen führen, die später zu enormen Problemen, wie zum Beispiel Lymphstau führen können. Ausdrücklich gewarnt wird vor dem Heben von Gewichten, hohen Stoßbelastungen, wie sie durchs Laufen auftreten oder auch vor Aufbautraining im Rumpf. Aber danach war mir, trotz sehr weniger Beschwerden, eh nicht zumute.
Wandern ist perfekt als Trainingseinstieg
Im Grunde hat sich der Kreis zwischen „Ende der Schwangerschaft“ und „Zeit nach der Geburt“ nahtlos bei mir geschlossen: ideal waren kleine Spaziergänge und nach einiger Zeit konnte ich auch ganz locker wieder auf dem Rad sitzen. Jetzt sind bereits drei Monate vergangen und ich spüre keine körperlichen Einschränkungen – von der fehlenden gewohnten Fitness abgesehen. Die ersten Laufeinheiten oder Run & Walk mit Babyjogger sind abgespult. Immer noch am besten fühlt sich allerdings für mich das Wandern in sehr welligem Gelände an. Warum? Weil es eine sehr moderate Belastung des Sauerstoff- und Kreislaufsystems darstellt und nicht nur Ausdauer, sondern auch Statik, Rumpf und Kraft/Kraftausdauer trainiert. Bei nichts fühle ich mich aktuell ähnlich ganzheitlich und adäquat für meine Verfassung, trainiert, nur anfangs hat tatsächlich mein Kreislauf hin und wieder Karussel gespielt.
Neben dem Spass am Spazierengehen im Gelände, gibt es noch einen weiteren Vorteil: Luna liebt das Tragen vor dem Körper und sie liegt in der Zeit auch nicht nur auf dem Rücken oder auf dem Bauch. Eine Portion frische Luft gibt es obendrein dazu.
Rückbildungsgymnastik ist ratsam
Ich weiss, dass sicher etwas mehr Athletik- und Rückbildungsgymnastik aktuell nicht schlecht wäre. An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich immer wieder lieber die Skikes auspacke. Das Skaten mit den Skikes fordert nicht nur den größten Teil der großen Extremitätsmuskeln, sondern stellt auch eine hohe statische und athletische Belastung für den Rumpf dar. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass der Beckenboden eine hohe Belastung in den letzten Monaten erfahren hat und selbst bei guter Konstitution ein gewisses Rückbildungstraining sinnvoll ist.
Unter dem Strich habe ich genau so weiter gemacht, wie während meiner Schwangerschaft: ich habe auf mein Bauchgefühl gehört. Das Wandern und Bergsteigen hat sich schon nach kurzer Zeit als perfekter „Recharger“ meiner Akkus herauskristallisiert und war zu keinem Zeitpunkt gefühlt zu anstrengend. Auch wenn Luna ein wahres „Einsteigerkind“ ist, das durchschläft und nur schreit, wenn sie hungrig oder gelangweilt ist, so bedeutet der neue Tagesablauf schon eine große Umstellung. Ich würde lügen, wenn ich nicht manchmal einen gewissen Ausgleich bräuchte. Und etwas Besseres als Bewegung in der Natur mit ihr zusammen, kann es im Grunde nicht geben. Jetzt, nach drei Monaten kehrt so langsam das Gefühl zurück, dass ich mich wieder ganz normal belasten könnte. Trotzdem lasse ich es weiter langsam angehen – wenn auch weniger aus körperlichen Gründen.
So long … Eure Susa
Susa Buckenlei – Diplomsportwissenschaftlerin und Trainerin. Zusammen mit meinem Kollegen Matthias Frisch betreibe ich seit nun elf Jahren das Professional Endurance Team – ein Institut für Leistungsdiagnostik, Trainingsplanung, Coaching und Events im Ausdauersport.