Lautlos durch die Landschaft gleiten – den Winter auf Saktingski genießen. Warum man diesen Wintersport auf keinen Fall verpassen sollte, weiß Langlauflehrerin Rahel Trebing.
Zugegeben, so ganz lautlos ist dieser Wintersport nicht immer, denn Skaten kann ganz schön anstrengend sei. Und wenn man an einem Anstieg klebt, hört man manchmal nur noch den eigenen Atem. Dennoch beschreibt der Einleitungssatz für mich sehr treffend die Faszination des Langlaufens.
Früher war für mich im Winter, neben dem Schwimm- und Lauftraining, vor allem die Rolle das Trainingsgerät meiner Wahl. Dabei habe ich Wintersport maximal am Bildschirm verfolgt – damit die Stunden auf der Rolle nicht ganz so zäh waren. Aber seit nunmehr elf Jahren verbringe ich meine Trainingseinheiten im Winter vor allem auf den schmalen Brettern. Und ich will es nicht mehr missen.
Neue Trainingsreize setzen
Schwimmen, Radfahren, Laufen – Triathlon ist schon sehr abwechslungsreich und fordert uns vielseitig. Aber nach einer (langen) Saison ist es enorm wichtig, den Kopf freizubekommen und den Fokus wieder auf andere Dinge zu richten. Für den Körper mag eine 4- bis 6-wöchige Trainingspause ausreichen, aber mental braucht es manchmal mehr.
Ich konnte schon bei vielen Athleten beobachten, dass nach ein paar Jahren intensiven Trainings und zahlreichen Wettkämpfen eine gewisse Ernüchterung eintritt. Mit Disziplin und Willen wird an den Trainingsroutinen festgehalten, denn das können wir Triathleten gut. Aber der Spaß bleibt teilweise auf der Strecke und die Verbissenheit tritt in den Vordergrund. Und genau aus diesen Grund finde ich es wichtig, neue Reize zu setzen, und bewusst andere Bewegungsformen auszuprobieren. Dafür eignet sich der Winter hervorragend, da die neue Saison noch weit weg ist. Also, ab auf die Langlaufski!
Langlaufen ist eine sehr komplexe Sportart, die uns koordinativ stark fordert. Daher wird nicht nur unser Kopf, sondern auch unser Körper neu gefordert. Ich liebe es, wenn ich im Winter das erste Mal auf den Skiern stehe und nach dem Training den ganzen Körper spüren darf. Und im Frühjahr ist die Freude, wieder auf dem Rad unterwegs zu sein, umso größer.
Kondition tanken
Langlaufen ist ein geniales Ganzkörpertraining. Es ist ein Zusammenspiel der kompletten Muskulatur im Körper. Angefangen von den Schultern und Armen, über den Rumpf und die Beine bis hin zu den vielen kleinen Muskeln im Fußgelenk und im Fuß, alle müssen mitarbeiten, um flüssig und dynamisch über die weißen Pisten zu gleiten. Eine Stunde Langlaufen bringt daher mindesten soviel wie drei bis vier Stunden Radfahren. Es ist sehr effektiv. Seit ich Langlaufe komme ich deutlich fitter aus dem Winter. Meine VO2max-Werte sind im ganzen Jahre nicht mehr so gut wie am Ende des Winters. Und da das Skaten dieselben Oberschenkelmuskeln fordert, wie das Radfahren, kann die aufgebaute Kondition und Kraft im Frühjahr sofort beim Radfahren eingesetzt werden. Die ersten Einheiten auf dem Rad braucht es für den runden Tritt und das „Sitzfleisch“, aber ansonsten ist Skaten die optimale Vorbereitung fürs Radfahren.
Trainieren und die Natur geniessen
Neben dem Trainingsaspekt ist die Bewegung in der Natur für mich noch viel wichtiger. Sport im Winter und in den Bergen ist ein Gefühl, das schwer zu beschreiben ist, sondern selbst erlebt werden muss, um es wirklich zu verstehen. Unter einer weißen Schneedecke wirkt die Natur sehr friedlich und ruhig. Man fühlt sich wie in einer anderen Welt, wenn man (teilweise) lautlos durch das weiße Winterwunderland gleitet, findet Abstand zum Alltag und zu sich selbst.
Nach einem Training auf Skatingski fühlt man eine angenehme Müdigkeit und Schwere, die ich so nur aus dem Winter kenne und die durch einen abschließenden Saunabesuch noch abgerundet werden kann. Danach schlaft ihr tief und fest – versprochen!
Wer skaten nur aus dem Fernsehen kennt, sollte nicht unterschätzen, wie komplex die Fortbewegung auf den schmalen Brettern ist. Daher habe ich auch noch ein paar Tipps zum optimalen Einstieg.
So klappt es mit dem Skatingeinstieg am besten
Kurs: Die Technik ist das A und O, damit du vorwärtskommst und das Skaten auch Spaß macht. Nur mit einer guten Technik kämpfst du dich auf der Loipe nicht ab und kannst das Skaten auch als Grundlagentraining nutzen. Daher solltest du auf jeden Fall mit einem Kurs einsteigen. Hier lernst du die Grundtechniken und weißt worauf du achten musst. Und selbst wenn du schon einige Jahre skatest, ist es immer wieder hilfreich, wenn ein Trainer über die Technik schaut und Tipps gibt, wie du deinen Laufstil verbessern kannst. Ich vergleiche das gerne mit dem Schwimmen. Denn auch das ist eine sehr technische Sportart und unsere Eigenbeobachtung ist oft trügerisch. Mit Hilfe eines Trainers, der Hinweise gibt, wo die Technik noch Optimierungsbedarf hat und ggf. mit einer Videoanalyse unterstützt, kommt man deutlich weiter.
Ausrüstung ausleihen: Ihr braucht euch nicht gleich eine eigene Ausrüstung kaufen. Sowohl Sportgeschäfte als auch Langlaufschulen in Wintersportregionen bieten in der Regel immer Leihmaterial an. So könnt ihr schauen, ob euch der Sport gefällt und auch unterschiedliches Material testen.
Schuhe testen: Insbesondere den Schuhen kommt beim Langlaufen eine besondere Bedeutung zu. Sie müssen gut sitzen und die richtige Passform für euren Fuß haben, damit ihr keine Druckstellen oder Blasen bekommt. Daher finde ich es besonders wichtig, verschiedene Schuhmodelle zu testen.
Und zu guter Letzt: Geduld haben! Skaten ist nicht so einfach, wie es aussieht und auch anstrengender, als es aussieht. Also habt Geduld mit euch selbst, wenn es nicht gleich auf Anhieb klappt. Bis zur perfekten Skatingtechnik ist es ein langer Weg, der Ausdauer erfordert – also perfekt für Triathletinnen.
Text: Rahel Trebing – Personal Trainerin und Coach
Fotos: privat