Knapp eine Woche ist es her, dass Laura Philipp sich bei ihrem Ironman-Debut in Barcelona mit einer sensationellen Zeit von 8:34:57 Stunden den Hawaii-Slot für 2019 sichern konnte. Wir haben mit der 31-Jährigen über das Rennen und ihre letztjährigen Hawaii-Eindrücke als Zaungast gesprochen.
Glückwunsch zu deinem ersten Ironman, den du gleich als Siegerin beenden konntest. Wie ging es dir während des Rennens und wie sehr freust du dich über den frühen Hawaii-Slot?
Vielen Dank! Meinen ersten Ironman gleich in dieser Manier zu gewinnen, hätte ich nie erwartet und ich bin immer noch etwas sprachlos. Ich wusste, dass es sich lohnt, nicht zu früh auf die Langstrecke zu wechseln. Meine Geduld hat sich ausgezahlt und ich wurde mit diesem tollen Rennen belohnt. Ich habe mich zu 100 Prozent an die Pacingstrategie gehalten, die ich im Vorfeld mit meinem Trainer Philipp Seipp besprochen habe und kam wirklich sehr gut durch. Der Traum, mir im ersten Rennen gleich die Hawaiiquali zu sichern, war natürlich da, aber ich wollte vor allem einfach mal einen Ironman machen, ohne mir gleich zu hohe Ziele zu setzen und zu viel Druck aufzubauen. Dass am Ende für mich neben dem Streckenrekord noch der deutsche Rekord über die LD, die schnellste je gemachte Debutzeit, die siebtschnellste Zeit überhaupt und die Hawaiiquali herausgesprungen sind, ist aktuell noch unfassbar für mich, auch wenn ich es hier so runterrasseln kann.
Du kennst Big Island von deinem letztjährigen Aufenthalt während der Ironman-WM. Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Letztes Jahr habe ich mir vor meinem Start bei der Xterra-WM auf Maui, die Rennwoche und den Wettkampf in Kona angeschaut. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und es wuchs in mir der Wunsch, dort auch zu starten und es im kommenden Jahr erstmals auf der Langstrecke zu versuchen. Während des Rennens, als ich meine Teamkollegen angefeuerte, kribbelte es mir die ganze Zeit in den Füßen und ich wäre am liebsten schon dabei gewesen.
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die schwüle Hitze, der Geruch, das wunderschöne Wasser, die leckeren Früchte und Acaibowls, guter Kaffee, viele nette Menschen und Begegnungen und die Stimmung am Rennmorgen. Noch nie habe ich beim Zuschauen von einem Rennen so viel Emotionen in mir gehabt. Als ich dann noch live sehen konnte, wie Patrick Lange die Führung übernahm, war es um mich geschehen und ich war mega angefixt. Ich wusste, hier muss ich wieder hin.
Jeder weiß, Kona bedeutet Jetlag und extreme Wetterbedingungen – was sind deine Tipps gegen Jetlag?
Wenn es möglich ist, würde ich empfehlen, mindestens zehn Tage vor dem Wettkampf anzureisen, um dem Körper genügend Zeit zum Ankommen zu geben. Ich versuche mich immer, direkt an den Rhythmus vor Ort anzupassen. Sprich, ich lege mich abends ins Bett, auch wenn ich vielleicht noch nicht so müde bin. Homöopathische Mittel können bei der Eingewöhnung auch sehr hilfreich sein. Auf dem Hinflug habe ich nicht geschlafen, das hat mir auch geholfen direkt vor Ort schlafen zu können, da ich von der Reise einfach unglaublich müde war.
Viel trinken und gutes Essen ist der nächste Tipp, der Körper ist durch die Reise und den Klimawechsel gestresst und braucht Unterstützung und nichts, was ihn zusätzlich runterzieht. Ich würde mich ganz locker Bewegen, bevorzugt erstmal im Wasser und langsam ankommen. Dieser Prozess kann ein paar Tage dauern, in denen man wirklich Geduld braucht, sie aber super nutzen kann, um sich vor Ort zurechtzufinden und alles zu organisieren.
Wie bereitest du dich am besten auf Hitzerennen vor. Was kann man vor und während des Rennens tun, um besser mit der Hitze zurechtzukommen und welche Fehler sollte man auf keinen Fall machen?
Wenn der Sommer sehr heiß ist, oder man sich ein Rennen in extremen klimatischen Bedingungen aussucht, ist es natürlich im Vorfeld wichtig, sich an die Gegebenheiten zu gewöhnen. Eine frühe Anreise ist die einfachste Variante, sich an die Bedingungen zu gewöhnen. Wenn das jedoch nicht geht, würde ich dosiert Einheiten im Warmen durchführen. Indoor-Training ist eine super Lösung, wenn es draußen zu kühl sein sollte. Das bedeutet jetzt jedoch nicht, dass man jede Einheit in die Mittagshitze/ oder in diue Sauna legen sollte, denn genau das kann einem das Genick im Vorfeld brechen, in dem man sich zu sehr schwächt. Bei den gezielten Einheiten sollte durchgehend Verpflegung zur Verfügung stehen, mit der man sich hydrieren und von außen kühlen kann. Das ist auch schon der wichtigste Tipp: kühlen und trinken. Ich trinke an jeder Verpflegungsstelle und schütte mir Wasser in den Nacken und auf meinen Anzug.
Wie regeneriert man in der schwülen Hitze von Kona am besten? Wenn man selbst nachts das Gefühl hat, dass die Beine glühen und der Schlaf recht unruhig ist. Was sind deine Erfahrungen und Tipps?
Speziell in Kona kann es sich lohnen, wenn man sich eine Unterkunft sucht, die etwas höher am Hang liegt. Dort sind die Temperaturen häufig etwas niedriger und das wirkt sich sehr auf die Schlafqualität aus. Ein feuchtes Betttuch zum zudecken, kann einem nachts etwas helfen. Ansonsten lasse ich gerne das Fenster auf und genieße es, wenn ein wenig Wind über den Körper weht. Regenerative Bewegung im Wasser ist, denke ich, das Beste, um sich etwas zu erfrischen. Zudem sollte man genug trinken und das Essen gut salzen.
Interview: Meike Maurer
Fotos: privat