Die Premiere des Hispaman ist Geschichte

Hier kommt Katrin’s Text zum Hispaman 2018. Es ist eine Geschichte zwischen Höhen und Tiefen, zwischen Freud und Leid und beinhaltet alle Infos rund um das  Premieren-Rennen des Hispaman.

Am 29. September 2018 fand die Premiere des Hispaman statt. Der Hispaman ist ein neuer Langdistanz-Triathlon der HXTri-Community in Spanien, zu deren Rennserie unter anderem auch der Norseman gehört. Eines an dieser Stelle gleich vorneweg: Meiner Meinung nach muss man die “Bucket-List der legendären Triathlonrennen“ mit dem Hispaman um ein weiteres Event ergänzen, denn dieser Triathlon bringt alles dafür mit.

Wo findet der Hispaman statt?

Ich befinde mich rund eine Stunden und 15 Minuten südlich von Tarragona in Spanien, genauer genommen in Peñiscola am Mittelmeer. Es ist der 28. September 2018, einen Tag vor dem Rennen. Nach wochenlangem krankheitsbedingten Ausfall, stehe ich mit einem etwas mulmigen Gefühl im Grand Hotel Peñiscola und suche nach dem Hispaman-Spirit. Warum hier, werdet ihr euch sicherlich fragen. Ganz einfach, hier gibt es die Startnummer für das Premierenrennen, das im Hafen von Peniscola am nächsten Tag startet.

Hier erwarten mich einige bekannte und einige neue, interessante Infos und vor allem, überraschenderweise, auch ein deutschsprachiges Organisationsmitglied. Neben der obligatorischen Startnummer, gibt es einen GPS-Sender. Dieser ermöglicht es, dem Orgateam und den Supporteam alle Starterinnen und Starter über einen Tracker zu verfolgen. Zusätzlich gibt es noch ein sogenanntes V2 Licht. Wer es nicht kennt, es ist ein Blaulicht, nur anstatt mit einer blauen Lampe mit einer orangefarbenen.

Der Startbeutel ist für einen Menschen, der stets versucht, in allen Lebenslagen ökologisch zu denken und zu handeln, wunderbar. Während man von vielen Wettkämpfen vollgepackten Startbeutel kennt, bei denen man 99 Prozent des Inhalts meist ungesehen in den Müll verfrachtet, findet sich im Hispaman-Startbeutel kein nutzloses Papier. Sprich keine Werbung. Er enthält lediglich ein blaues Hispaman T-Shirt und zwei Energieriegel sowie eine Tourismusinfo der Region Castellon. Für mich ehrlich gesagt, vollkommen ausreichend und ein dickes Plus an die Orga, die den Umweltschutz und ihre Eco-Race-Auslegung wirklich lebt. Übrigens in der Woche vor dem Hispaman gab es einige nützliches Infos per WeTransfer und somit wurde auch hier auf die papierlose Variante der Kommunikation wert gelegt. Außerdem befanden sich noch zwei Tickets für die Burg in Peñsicola im Beutel. Diese Tickets brauchte man, um abends zum obligatorischen Briefing zu kommen. Ich sage euch, die Atmosphäre in diesen alten Gemäuern, hoch oben über der Altstadt von Peñiscola, bei langsam untergehender Sonne – da kribbelt es am ganzen Körper.

Racebriefing in ehrwürdigem Gemäuer

Zur Besprechung war es Pflicht, dass neben den Startern – 50 waren angemeldet und standen somit auf der Startliste, darunter vier Frauen – auch die Supporter anwesend waren. Der Hispaman ist genau wie der Norseman ein self-supported Race, was so viel bedeutet, dass jeder seine eigenen Supporter-Team im Auto dabei haben muss, die für die Verpflegung und moralische Unterstützung sorgen.

Einer der Supporter hat auch die Aufgabe, den Starter auf die letzten steilen 9,5 Kilometern von Xodos bis nach Vistabella zu begleiten, denn hier warten nicht nur trailige Kilometer, sondern auch ein fulminanter Anstieg mit nochmals knapp 500 Höhenmetern auf die Teilnehmer. Bedenkt man, dass man bis hier bereits 3.8 km Schwimmen und 180 km Radfahren mit 3.500 Höhenmetern in den Beinen hat, ist man froh, wenn ein Helfer auf den letzten Kilometern ein paar ermutigende Worte findet und man gemeinsam ins Ziel läuft.

In der Besprechung wurde auch den Einsatz des V2 Lichts erklärt, das immer eingeschaltet werden muss, wenn man langsam seinen Athleten im Auto begleitet. Es handelte sich um zwei kurze Strecken, während denen diese zusätzliche Sicherheit als Pflicht seitens der Polizei auferlegt wurden, um die Athleten vor dem Verkehr zu schützen. Wichtige Randbemerkung an dieser Stelle: Der Supporter kann, muss aber nicht die ganze Radstrecke in den freigegebenen Bereichen, mit dem Auto begleiten, es ist auch möglich, Treffpunkte mit dem Supporter-Car auszumachen und das Rennen auf den meistens Radparts alleine zu bestreiten. Die Rennbesprechung dauerte knapp eine Stunde, danach stand bei mir und meiner Supporterin Silke, sowie meine Laufsupporterin Lorena und mit meinem Coach Mathias Nothegger eine finale Entscheidung an, ob ich starten würde oder nicht.

Krisenbewältigung am Renntag

Wie ihr ja wisst, lag ich die letzten Wochen vor dem Rennen mit viraler Sommergrippe flach. Ich fühlte mich in Pesñicola angekommen bereit für die letzten Vorbereitungskilometer, bereit für das Rennen und dann kam der nächste Dämpfer. Meine Füße hielten es kaum zwei Stunden in den Radschuhen aus, ohne Schmerzen zu verursachen, die mir jegliche Freude am Radfahren nahmen. Eine resultierende Fehlbelastung zeigte sich auch in einer schmerzenden Achillessehne und ging weiter Richtung Knie und Rücken. Fazit: Medizinisch gesehen war ich nicht starttauglich und somit saß ich am Freitagabend sehr zerknirscht und traurig auf der Terrasse meiner Unterkunft und ließ es sacken, dass es nichts mit meinem Traum eines Finishs bei der Premiere des Hispaman werden würde. Ich informierte noch den Cheforganisator Mario Garcia Thierfeldt und stellte trotzdem den Wecker auf 5.50 Uhr, denn auch so kann Krisenbewältigung aussehen.

Raceday in Peñiscola

Am Race-Day parkte ich um 7.00 Uhr das Auto ans Ufer des Mittelmeers an der Playa de Norte in Peñiscola. Hier sollte bald das Schwimmen starten. Es herrschten kühle Luft, minimaler Wellengang, perfekte Bedingungen. Dass hier gleich das Wasser umgewälzt werden würde, war momentan noch nicht abzusehen. Um 7.10 Uhr war es soweit, die Startsirene ertönte und der längste Tag des Jahres began für die 47 Hispaman-Starterinnen und Starter, darunter drei Frauen. Alle machten sich im Dunkeln auf den Weg, die 3,8 Kilometer  Schwimmen im knapp 21Grad warmen Meer zu bewältigen. Die Entscheidung, ob man mit oder ohne Neopren startete, überließ die Organisation jedem Starter selbst. Der Start war schon ein sehr mystischer Moment.

Beleuchtet wurden die ersten rund 1,4 Kilometern mit Booten und Signalleuchten, sodass auch im Dunkeln eine Strecke erkennbar war. Bei startender Dämmerung und langsamem Sonnenaufgang wurden  rund um die Altstadt von Peñiscola die Schwimmerinnen und Schwimmer langsam sichtbar. Nach ein bisschen mehr als einer Stunde kamen die ersten am südlicheren Strandabschnitt – auf der gegenüberliegenden Seite des Starts, im Hafengebiet – aus dem Meer zurück. Mittlerweile schien die Morgensonne am Himmel und ein toller Tag auf dem Rad und auf den Trails wartete auf die Schwimmer.

Die Radstrecke des Hispaman bietet viel Abwechslung

Bei den anstehenden 181 Kilometern  Radfahren warteten zwei längere Pässe, die nicht besonders hart sind, aber bei denen es immer schön kurvig rauf und runter geht, sodass man immer sehr gut aufpassen muss und beschäftigt ist, seinen Rhythmus zu finden. Ab Kilometer 51 bis 91 erstreckte sich die „Lost-Road“ vor den Athleten. Hierbei handelt es sich um eine einsame, landschaftlich wunderschöne Bergstrecke. Diese genießt man in der Gewissheit, dass man mit sich und seinen Gedanken alleine ist, da der Supporter hier nicht mit dem Auto begleitend darf.

Die Radstrecke beim Hispaman

Auf der Radstrecke wechselte die Landschaft von den Palmen von Peñiscola, über malerische Olivenplantagen bis in die Wälder des Penyagolosa Nationalparks nach Culla auf 1.100 Meter Höhe über dem Meeresspiegel – hier befindet sich auch die Wechselzone T2. Alles ins allem konnte man bei rund 25 Grad bei der diesjährigen Premiere von einem perfekten Radtag sprechen.

Viele anspruchsvolle Höhenmeter beim Laufen

Die nun anstehenden 42 Kilometern lange Laufstrecke ist ein Bergmarathon mit insgesamt zu bewältigenden 1.800 Höhenmetern, der über Singletrails und Bergwege von Culla bis nach Vistabella über Dörfer wie Benafigos und Xodos führen. Gleich nach der T2 mussten die Triathleten ins Barranco von Monlleó fast 700 Höhenmeter hinunterlaufen, um anschließend wieder rauf nach Benafigos (km 13.5) zu kommen, wo man zum ersten Mal auf sein Supportearm trifft und die erste selbst organisierte Verpflegungsstelle angesteuert werden kann. Im Barranco von Monlleo gab es eine durch die Organisation bereitgestellte Verpflegungsstelle mit Wasser und Essen. Nach Benafigos geht es immer rauf und runter bis nach Xodos (km 32) , hier befindet sich die T3. In diesem Streckenabschnitt kann das Supportteam an zwei Stellen helfen. Die letzten 9,5 Kilometer bis ans Ziel in Vistabella laufen Supporter und Athleten zusammen. Dieser Supportpart ist Pflicht, um zu gewährleisten, dass der Athlet das Ziel sicher erreicht, denn am Ende warten nochmals 500 steile Höhenmeter auf die Athleten bis ins Ziel.

Die Laufstrecke beim Hispaman

Ein langer Tag für alle

Die Cut-off-Time für die T3 war bei 1:00 Uhr nachts in Xodos. Die letzten Läuferinnen und Läufer kamen 45 Minuten vor dem Cut-off in der T3 an und durften die letzten Kilometer nach einem ärztlichen Check zusammen mit ihrem Laufbegleiter nach Vistabella in Angriff nehmen. Die meisten der morgens gestarteten Athleten bewältigten die Laufstrecke im Dunkeln. Nur zwei Teams schafften es, vor dem Sonnenuntergang in Vistabella zu sein. Hier erwartete sie eine besondere Ehre, die nur den „Sun Finisher“ des Hispaman zu Teil wurde. Zielschluss in Vistabella war am Sonntagmorgen um 3:00 Uhr, nach einer Gesamtzeit von 19:50 Stunden. Am Ende erreichten 33 Teams das Ziel des Hispaman Xtreme Triathlon. Sonntags standen um 11.30 Uhr das „Familienfoto“ und die Siegerehrung sowie die Überreichung der Finisher-Trikots auf dem Programm. Viele glückliche, müde Gesichter warteten am Strand von Peñiscola und ließen sich zu recht feiern. Für mich war es ein Tag mit Höhen und Tiefen, denn ich wäre so unfassbar gerne gestartet. Alleine das Zuschauen löste ein Kribbeln im ganzen Körper aus und eines ist klar: Nächstes Jahr möchte ich das Ziel sehen, erleben, spüren und erreichen! Vielleicht sehen wir uns ja gemeinsam an der Start- und Ziellinie!

Starter des Hispaman

Bis dahin wünsche ich euch alles Gute, eine tolle Off-Season, bleibt gesund, erholt euch gut und bis bald.

Eure Katrin

Fakten zum Hispaman 2018:
Finisher:
33 Ahelten/-innen
Erster Mann: Rafael Espinar 12 h 43 m 30 s
Erste Frau: Michelle Parson 18 h 36 m 08 s
Mehr Infos

 

Text: Katrin Schuhen
Fotos: José Luis Hourcade for Hispaman und privat