Marathon de Paris – eine 42 km lange Party

Laura läuft ihren ersten Marathon in Paris

Laura’s erste Marathon ist Geschichte. Wie es ihr in Paris ergangen ist, erzählt sie euch in ihrem Bericht zum Marathon de Paris am besten selbst.

Letzten Sonntag, am 14. April 2019 war es endlich soweit und ich bin meinen ersten Marathon gelaufen. Darauf hatte ich mich mehrere Monate nach Trainingsplan vorbereitet. Ich freute mich riesig auf diesen Tag. Wir waren bereits am Donnerstag vor dem Rennen in Paris angekommen und meine Aufregung hielt sich noch in Grenzen. Ich konnte entspannt meine Startunterlagen abholen und noch ein paar Tage die Stadt erkunden. Auch wenn es bereits mein vierter Besuch in Paris war, gab es wieder viel Neues zu entdecken. Das mag ich übrigens besonders an unserem Sport, man kann ihn mit einem Kurztrip in eine andere Stadt oder ein anderes Land bzw. mit Urlaub verbinden und immer wieder etwas ganz besonderes erleben.

Raceday: Marathon de Paris

Wie immer war ich am Tag des Rennens schon vor meinem Wecker wach. Nervös war ich allerdings immer noch nicht und so wirklich hatte ich auch noch nicht realisiert, dass heute der Tag meines ersten Marathons sein sollte.

Mit der Metro ging es zum Startbereich, der auf der Champs-Élysées war. Dort fand ich mich rechtzeitig in meiner Zielzeit-Box ein. Die ganze Stadt wimmelte von Menschen, die den Marathon erleben wollten. Läufer und Supporter waren überall! Es war der absolute Wahnsinn.

Als es für mich los ging, lief ich konstant mein geplantes Tempo. Insgeheim hatte ich das Ziel unter fünf Stunden zu bleiben, das Wichtigste war mir allerdings, einfach anzukommen und das, wenn möglich ohne Schmerzen oder Krämpfe.

Bis Kilometer 25 lief alles nach Plan

Bei Kilometer zwölf stand das erste Mal meine Familie. Die Stimmung an der Strecke war einfach super. Allez, allez oder beau courage war von überall her zu hören. Das war wirklich ein tolles Gefühl. Sogar die Feuerwehr war ausgerückt, hatte ihre Leiter quer über die Straße ausgefahren und die Feuerwehrmänner und -frauen saßen oben drauf, um die Läufer anzufeuern.

Bei Kilometer 20 stand wieder meine Familie, ich hatte immer noch gute Laune und war motiviert. Ich war schon einige Halbmarathons gelaufen und hatte bei dieser Distanz nie wirklich Motivationsprobleme oder schmerzende Beine. Bis Kilometer 25 lief alles nach Plan. Meine Versorgungsstrategie ging auf und ich hatte auch keinerlei Magenprobleme oder Krämpfe, worüber ich sehr erleichtert war, denn offen gestanden war das im Vorfeld meiner Marathonpremiere meine größte Angst.

Der Mann mit dem Hammer kam früher als erwartet

Es wäre wohl zu schön gewesen, wenn es so super und easy weiter gelaufen wäre. Stattdessen kam der Mann mit dem Hammer, den ich eigentlich erst bei Kilometer 30 oder 32 erwartet hatte, bei Kilometer 25. Von der einen auf die andere Sekunde hatte ich auf einmal keine Lust mehr. Körperlich ging es mir gut, aber ich dachte nur „Was? Immer noch 17 Kilometer?! Mir reicht es  jetzt schon!“

Gut, dass bei der nächsten Verpflegungsstation, bei Kilometer 30, noch mal meine Familie auf mich wartete. Sie haben alles gegeben und mich laut angefeuert und mir motivierende Sprüche zugerufen. Die nächsten zehn Kilometer vergingen dann zum Glück wie im Flug. Immer wieder lief ich an gehenden Teilnehmern vorbei. Was für mich besonders motivierend war, ich konnte selbst die kleinen Anstiege noch hoch laufen und musste keine Gehpausen einlegen. Meine Vorbereitung am Feldberg oder die Trainingseinheiten den Altkönig hinauf, haben sich definitiv ausgezahlt.

Der dicke Kloß im Hals bei Kilometer 41

„Only two kilometers!“ stand groß und fett auf einem Plakat bei Kilometer 40 und ich bekam Gänsehaut am ganzen Körper. Ich wusste bald ist es geschafft! Einen Kilometer später stand plötzlich noch mal meine Familie da. Damit hatte ich nicht gerechnet. Eigentlich war abgesprochen, dass sie nach Kilometer 30 im Ziel auf mich warten. Überraschung geglückt. Mir schossen die Tränen in die Augen, ich spürte einen dicken Kloß in meinem Hals und musste mich beherrschen, nicht auf der Stelle loszuweinen. Die Emotionen haben mich komplett übermannt und als ich auf der Zielgeraden den großen grünen Zielbogen sah, gab es mir den Rest. Mir liefen die Tränen über die Wangen und ich war fix und fertig! Vor Erschöpfung, vor Erleichterung, vor Glück und vor allem aber vor Stolz!

Ein paar Meter weiter stand meine Familie und ich ließ mich weinend mit den Worten, „das war das Härteste, was ich jemals gemacht habe!“, in die Arme meiner Mama fallen. Für einige da draußen mag ein Marathon nichts besonderes (mehr) sein, weil sie  vielleicht schon einige gelaufen sind oder bereits eine Langdistanz oder ganz andere Herausforderungen gefinisht haben. Aber für mich war das an diesem Tag eine Wahnsinnsleistung und vor ein paar Jahren wäre das noch völlig unmöglich gewesen.

Meine Zeit war von Anfang an reine Nebensache und trotzdem bin ich natürlich umso glücklicher, es in unter 5 Stunden geschafft zu haben. Genau genommen waren es 4:46:32 Stunden. Danke lieber Marathon de Paris, du warst es jede Minute wert.

Werde ich wieder einen Marathon laufen?!

Tja, eigentlich hätte ich im Ziel ja so etwas sagen müssen wie: „So einen Mist mache ich NIE wieder!“ Blöd nur, dass ich bereits in fünf Wochen meinen nächsten Marathon laufe. Was ich mir dabei gedacht habe, das weiß ich selbst nicht so ganz :-).

Ich starte allerdings nicht bei einem normalen Straßenmarathon, sondern beim Rennsteigmarathon im Thüringer Wald. Dabei ist das Schöne, dass ich mir alle Zeit der Welt lassen kann, denn die Cut-off-Zeit ist den Wanderern angepasst. Perfekt also, um die Natur zu genießen und mit Freunden ein tolles Erlebnis zu geniessen. Ich freue mich jetzt schon auf meine nächsten 42 Kilometer.

Bid bald, eure Laura

 

Text: Laura Behnke
Fotos: privat