Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Das musste Laura letztes Jahr beim Bonn Triathlon am eigenen Leib erfahren. Aber sie hat aus ihren Fehlern gelernt und dieses Jahr eine Rakete gezündet.
Der Rennbericht meiner Mitteldistanz beim Bonn Triathlon im letzten Jahr, trug die Überschrift: „ … wie es ist, als einer der letzten Teilnehmer ins Ziel zu kommen.“
Darüber wollte ich mir bei meinem zweiten Start beim Bonn Triathlon keine Gedanken machen müssen. Also habe ich wenige Wochen nach meinem Finish 2018 den Entschluss gefasst, 2019 wieder anzugreifen. Ich wollte diese Mal allerdings wesentlich besser vorbereitet sein als im letzten Jahr.
Rückblick auf letztes Jahr
2018 war meine zweite Triathlonsaison und ich war quasi völlig neu „im Geschäft“. Ich trainierte nicht nach Plan und machte alles sehr spontan.
Ich denke, dass auch dies mit ein Grund für meine Panikattacke im Rhein war. Freiwassertraining war mir damals fremd und ich wusste nur, dass ich mich irgendwie über Wasser halten kann. Wird schon schiefgehen, dachte ich mir.
Diese Startschwierigkeiten beim Schwimmen versauten mir im letzten Jahr allerdings auch den Rest des Rennens. Die Höhenmeter auf der Radstrecke haben meine Lunge zum Brennen gebracht und die Laufstrecke in der prallen Sonne hatte es zudem in sich.
“Das war mir eine Lehre!”
In diesem Jahr ging ich alles viel strukturierter an. Durch meine zwei Marathonvorbereitungen im Frühjahr, hatte ich einiges an Laufkilometern gesammelt. Ich habe endlich richtig kraulen gelernt, einige Einheiten im Freiwasser absolviert und auch auf dem Rad bin ich viele, viele Berge gefahren. Außerdem habe ich noch ein paar Kilo abgenommen, in der Hoffnung, so das Siebengebirge von selbst hoch zu fliegen ;-).
Der große Tag – der Bonn Triathlon 2019
Am 9. Juni war es soweit. Wie bereits im letzten Jahr war auch dieses Jahr mein Papa mit am Start. Schon cool, wenn man seine Leidenschaft mit einem Familienmitglied teilt und sogar zusammen Wettkämpfe bestreiten kann. Außerdem habe ich mich gefreut, als es zum Rad-Check-in ging und ich dort bekannte Gesichter vom letzten Jahr traf. Ich habe von Anfang an gemerkt, dass ich wesentlich entspannter und mit viel mehr Vorfreude in das Rennen starten konnte.
Ab auf die Fähre zum Schwimmstart
Als es auf die Fähre ging, reihte ich mich relativ mittig ein. Der Schwimmstart von der Fähre ist in Bonn etwas ganz Besonderes und man merkt beim Sprung in den Rhein, wie der Körper vom Adrenalin geflutet wird. Ich fand schnell in meinen Rhythmus und konnte sogar einige Frauen im Wasser überholen. Nach wenigen Minuten dachte ich mir nur: „Warum zur Hölle hast du dich letztes Jahr so verrückt gemacht? Das mit der Strömung ist doch mega cool!“ Allerdings darf man die Strömung auch nicht unterschätzen, denn es kann schnell passieren, dass man rausgetrieben wird und da der normale Schiffsverkehr in der Mitte des Rheins läuft, muss man definitiv etwas auf sich achten.
Am Schwimmausstieg waren die Einsatzkräfte des DLRG super und halfen jedem Einzelnen aus dem Wasser. Ich schaute auf meine Uhr: Fünf Minuten schneller als im letzten Jahr. Damit war ich mehr als zufrieden.
Wettkampfdebüt für mein neues Zeitfahrrad
In der Wechselzone angekommen, schnappe ich mir mein Rad und freute mich einfach nur, in die Pedale treten zu dürfen. Es war der erste Wettkampf mit meiner neuen Triathlonmaschine. Kaum im Sattel, flog ich an einigen Teilnehmern nur so vorbei. Mit einem dicken Grinsen im Gesicht am ersten Berg wusste ich, okay Laura, das wird heute dein Tag! Ich war so motiviert und hatte schnelle Beine. Nach einiger Zeit lieferte ich mir mit einem Mitstreiter ein kleines Battle. Wir fuhren beide das gleiche Rad und auf der Geraden und bergab, war er immer etwas schneller als ich. Bei den Abfahrten bin ich mit dem Zeitfahrrad leider noch nicht so sicher. Kaum kam der nächste Anstieg, krallte ich ihn mir wieder und konnte an ihm vorbeiziehen. So ging das einige Male. Wer schon mal im Siebengebirge unterwegs war weiss, wie knackig das Höhenprofil dort sein kann. An einem der Berge sah der Mann mich an und meinte nur: „Verdammt Mädel, was bist du denn so stark am Berg?“
Danke Papa, für die Tausenden von Höhenmetern, die du mich immer und immer wieder durch den Westerwald gescheucht hast. Genau diese Trainingsfahrten haben mich so fit gemacht, dass ich die 60 Kilometer mit 800 Höhenmetern am Ende 47 Minuten schneller absolvieren konnte als im letzten Jahr. Dabei hatte ich so verdammt viel Spaß auf dem Rad, dass ich gar nicht mehr absteigen wollte.
Aber es mussten ja noch 15 Kilometer gelaufen werden.
Laufschuhe an und weiter
Wieder an meinem Platz angekommen, gelang mir der zweite Wechsel relativ schnell. Das lag mit Sicherheit auch daran, dass mein Support schon neben an der Seite stand und mich ordentlich anfeuerte.
Als ich loslief, erinnerte ich mich immer wieder daran: Bloß nicht überpacen! Lieber hinten raus noch mal Gas geben. Die erste Trinkstation nahm ich mit und kippte mir Wasser über meinen Kopf, denn mittlerweile war es ganz schön warm geworden. Die Laufstrecke ist in Bonn direkt am Rhein und es ist verdammt viel los. So viele Menschen, die zuschauen und anfeuern. Das ist teilweise sehr emotional und macht viel Freude.
Meine persönliche Supportcrew gab an diesem Tag alles und pushte mich mich mit Plakaten und viel Radau auf jeder der drei Laufrunden. Sie brüllten mich regelrecht ins Ziel. Das beflügelte mich sehr und ich konnte der Uhr kaum glauben, was sie mir nach der Ziellinie für Zahlen anzeigte.
Auf der Laufstrecke begegnete ich endlich auch meinem Papa, wir klatschten uns gegenseitig ab und er motivierte mich noch mehr. Ich hatte selten so viel Spaß während eines Wettkampfes. Auch die Helfer an den Verpflegungsstationen waren grandios. Auf meiner letzten Laufrunde bedankte ich mich bei allen und freute mich über die strahlenden Gesichter. Diese Menschen stehen den ganzen Tag für alle Teilnehmer an der Strecke, reichen Wasser, Iso, Bananen oder Gel. Ich bin der Meinung, dass da ein Dankeschön und ein Lächeln nicht zu viel verlangt sind.
Ab ins Ziel!
Ich konnte mein Tempo über die gesamten 15 Kilometer sehr konstant halten und auf den letzten Kilometern sogar noch etwas Gas geben. Das war ein verdammt gutes Gefühl.
Als ich um die Kurve zum Zielbogen lief, hatte ich am ganzen Körper Gänsehaut und war super stolz auf mich! Insgeheim hatte ich mir gewünscht, in diesem Jahr die 5- Stunden-Marke zu knacken. Im letzten Jahr brauchte ich insgesamt 5:32:57 Stunden. Es schien mir also realistisch, mich um eine halbe Stunde zu verbessern.
Dadurch, dass ich aber auch auf der Laufstrecke viel mehr Gas geben konnte als im letzten Jahr und knapp 30 Minuten schneller war, wusste ich, dass ich definitiv eine vier vorne stehen haben werde.
Um genau zu sein, habe ich mich im Vergleich zum letzten Jahr fast um eineinhalb Stunden verbessert. Als ich das im Ziel sah, überkamen mich die Freudentränen und die Cola und das Bier schmeckten gleich noch viel besser.
Fazit zum Bonn Triathlon 2019
Mein diesjähriges Rennen hat mir definitiv gezeigt, dass ich letztes Jahr noch nicht bereit für die Distanzen war. Ich musste mich 2018 ziemlich durchbeißen, was mich mental sehr stark gemacht, mich aber auch an meine Grenzen gebracht hat.
Was ich damit sagen will: Jeder hat mal klein angefangen! Oft höre ich Sätze wie: „Ich mache jetzt meinen ersten Triathlon, aber nur so ein Minisprint, extra ganz leicht.“
Ja und, genau so sollte es sein. Man muss nicht immer die super großen Distanzen abreißen und sofort aufs Ganze gehen. Wichtig ist der Spaß bei allem.
Triathlon ist Triathlon – egal ob Sprint oder Ironman. Und da diese Mitteldistanz so gut gelaufen ist, geht es beim Frankfurt City Triathlon mit dieser Distaz in die nächste Runde für mich.
Liebe Grüße
Eure Laura
Fotos: Sportograf.com und privat
Text: Laura Behnke
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