Wir haben mit Triathletin Melanie Lüdorf über ihre Erfahrungen als Triathloncoach gesprochen. Zusammen mit ihrem Partner Stavro Petri leitet die 36-Jährige die Firma YEAH!Sport. Gemeinsam bieten sie u.a. Personal Training, Erstellung von Trainingsplänen, Bewegungsanalysen sowie Leistungsdiagnostiken an und richten Triathloncamps aus „Als Trainerin habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht, das war die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt die Wuppertalerin. Spezialisiert hat sich Melanie auch auf das Training von Frauen.
Melanie, stell dich bitte kurz vor. Wie lange bist du schon Trainerin?
Seit 2010 bin ich mit viel Engagement und Leidenschaft für die Agentur YEAH!Sport als zertifizierte Personal Trainerin tätig. Seit meiner frühen Kindheit bin ich begeisterte Leistungssportlerin und bringe dadurch viel persönlichen Bezug und Herzblut mit. Angefangen habe ich mit den Sportarten Rollski- und Skifahren und Reiten. Heute betreibe ich sehr intensiv Triathlon auf allen Distanzen und laufe Marathon. Zu meinen sportlichen Highlights gehörten unter anderem die Teilnahme am New York Marathon, der Aufstieg der Triathlon Damenmannschaft in die NRW Liga und die Qualifikation und Teilnahme an der Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii 2016. Meine Erfahrungen und die Leidenschaft zum Sport und zur gesunden Ernährung gebe ich gerne an meine Kunden weiter.
Aufgrund meiner großen Freude am Sport und an einer gesunden Lebensweise und meinem ausgeprägten Körperbewusstsein bin ich stets motiviert, die Ziele meiner Athleten gemeinsam mit ihnen anzugehen und diese zu erreichen. Meine Trainingsprogramme basieren auf meinen langjährigen sportlichen Erfahrungen sowie auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Dies ermöglicht es, meinen Athleten ein bestmögliches Training und damit einen maximalen und langfristigen Erfolg zu gewährleisten.
Seit 11 Jahren bin ich nun lizensierte Personal Trainerin und ausgebildete Triathlon-Trainerin. Ich habe unter anderem bei der Deutschen Triathlon Union die C- und B-Lizenz erworben. Seit zwei Jahren bin ich zudem auch DTU A-Langdistanztrainerin Leistungssport. Ich bilde mich ständig weiter und arbeite mit vielen Experten zusammen, um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Wolltest du immer schon Trainerin werden?
Mein Plan war eigentlich Steuerberaterin zu werden. 2010 habe ich mein Wirtschaftswissenschaftsstudium an der Universität Wuppertal beendet. Nach dem Abschluss habe ich glücklicherweise den Schritt vom Steuerbüro in die Selbstständigkeit gewagt und mein Hobby zum Beruf gemacht. Das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Allerdings, auch als Trainerin ist es gut, wenn man sich mit betriebswirtschaftlichen Dingen auskennt. Somit war mein Studium nicht umsonst, sondern hilft mir täglich.
Derzeit trainierst du 20 Frauen. Sind Frauen oder Männer grundsätzlich leichter zu trainieren?
Männer sind häufig deutlich selbstbewusster, verbissener und auch egoistischer unterwegs. Frauen sind dagegen meist ruhiger, setzen ihre Ziele niedriger und sind häufig introvertierter als Männer. Meine Erfahrung ist es, dass Frauen sich häufig zu 100 Prozent an die Trainingsvorgaben halten. Bei Männern kann es gerne auch 20 Prozent mehr oder schneller sein. Wenn ich einer Frau eine Vorgabe mache, dann hält sie sich meistens genau daran. Männer interpretieren Trainingspläne manchmal um.
Welche Themen interessieren Frauen ganz besonders?
Eigentlich alles, was zur Optimierung beiträgt. Frauen sind sehr wissbegierig. Sie sind offen für Ernährung, Mentaltraining, zyklusorientiertes Training, Beweglichkeits- und Techniktraining und dankbar für sämtliche Erfahrungstipps. Häufig möchten sie jede Kleinigkeit wissen.
Kannst du uns bitte deine Ernährungsphilosophie vorstellen?
Wichtig ist, dass man sich gesund und ausgewogen ernährt. Essen muss Freude machen. Wenn ich Ernährungspläne schreibe, schau ich genau hin, wie die Essgewohnheiten sind und mache eine Stoffwechsel- und Grundumsatzanalyse sowie eine Bioimpendanzanalyse. So sehe ich, wie aktiv der Stoffwechsel funktioniert und wie sich Muskulatur und Fett verteilen. Zusammen mit der Athletin oder dem Athlet schauen ich dann individuell, was sinnvoll ist. Ich bin definitiv kein Befürworter von Diäten. Gerade Triathletinnen und Triathleten geraten schnell in einen Kreislauf, alles perfekt machen zu wollen und setzen sich so unter Druck. Langfristig muss man sich auf jeden Fall die Frage stellen, welches Ziel verfolge ich und wie fühle ich mich wohl. Viele müssen auch erst wieder lernen, wie sich Hunger anfühlt bzw. wann sie satt sind. Wenn man die ganze Zeit snackt, verlernt der Körper im Fettstoffwechsel zu arbeiten und dies ist vor allem für Ausdauersportler wichtig. Bei Frauen gilt es zudem in unterschiedlichen Zyklusphasen auf eine angepasste Nährstoffaufnahme zu achten, um Unterversorgungen und Zyklusbeschwerden zu vermeiden.
Auch das Thema Nüchterntraining wird viel diskutiert. Wie sieht dein Standpunkt dazu aus?
Von „reinem“ Nüchterntraining rate ich ab. Damit meine ich, dass man am Abend eine intensive Einheit macht, danach keine Kohlenhydrate mehr zuführt und am nächsten Morgen nüchtern in die nächste Einheit startet. Das zerstört zu viel Muskelstruktur.
Was man machen kann und was ich auch empfehle ist z.B. nüchtern einen lockeren Grundlagenlauf zu machen. Nüchtern bedeutet mit Wasser, Kaffee oder Grüntee und ein bisschen Eiweiss bzw. Fett – zum Beispiel in Form von ein paar Nüssen.
Derzeit ist ein Hype Thema im Damenbereich das „zyklusgesteuerte Training“. Du hast dich auch schon vor Jahren sehr intensiv mit diesem Thema beschäftig, was sind deine Erkenntnisse dazu?
Meine Erfahrungen sind genau konträr zum Hype, der gerade herrscht. Ich finde es super, dass das Thema endlich mehr Beachtung bekommt. Allerdings weiß ich, daß sich viele Frauen nicht mit ihrem Zyklus beschäftigen, sondern die Situation einfach akzeptieren, ohne zu wissen, was genau im Körper passiert. Ich biete zyklusgesteuertes Training schon seit Jahren an. Leider ist es den meisten Frauen zu lästig, täglich ihren Zyklus zu tracken. Außerdem trainieren viele mit ihren Partnern und möchten das Beibehalten. Das bedeutet für mich, der Hype in den Medien ist da, nur die Nachfrage nach angepassten Plänen sehe ich (noch) nicht. Übrigens: Ich trainiere schon lange zyklusgesteuert, aber stimme meine Wettkämpfe dennoch nicht auf meinen Zyklus ab. Ich fühle mich nicht sonderlich eingeschränkt, wenn ich am ersten Tag meiner Periode einen Wettkampf machen muss und es spielt auch mental für mich keine Rolle, da ich der Überzeugung bin, dass ich an jedem Tag Leistung bringen kann – auch wenn es auf Grund des Zyklus schon mal besser oder schlechter läuft. Dies ist aber sehr individuell.
Sind Frauen im Wettkampf (mental) stärker als Männer?
Pauschal kann man das nicht sagen, jedoch aus meiner Erfahrung heraus, weiß ich, daß viele Frauen sich oft mental anders auf Wettkämpfe vorbereiten. Frauen planen im Vorfeld sämtliche Szenarien und sind deshalb eventuell besser vorbereitet, wenn unerwartete Situationen auftreten. Ich habe es noch nie erlebt, dass eine Frau, die von mir trainiert wurde, während einer Mittel- oder Langdistanz gegangen ist oder aufgegeben hat.
Wobei ich der Meinung bin, daß sich durch zielgerichtetes Mentaltraining Frauen und Männer auf einen gleichen guten Level bringen können. Zum Beispiel in dem im Vorfeld alle Worst-Case-Szenarien durchgespielt werden.
Bei dir dreht sich Job, Beziehung und dein Hobby um Triathlon. Ist das nicht irgendwann zu viel des Guten?
Sport nimmt einen riesigen Platz in meinem/unserem Leben ein. Der ganze Tag dreht sich um Sport, Ernährung, Mitarbeitende, Kundenprobleme, neue Ziele, Problemlösungen etc. Das Schöne ist, dass Stavro und ich diese Themen lieben. Unser Alltag ist unglaublich abwechslungsreich und definitiv nie langweilig. Wir haben den großen Vorteil, dass wir nicht „nur“ Trainingspläne schreiben oder Schwimmtrainings geben, sondern auch Personal Trainings und andere Dinge wie Firmenfitness, Lauftraining, Leistungsdiagnostiken, Mentaltraining oder Ernährungsberatung/-betreuung machen. Somit sieht bei uns jeder Tag anders aus und macht uns sehr viel Freude.
Interview: Meike Maurer
Fotos: privat
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